Vor einigen Monaten las ich das Buch DAS TRUTHUHNPARADIES von Stephan Sarek. Von diesem Buch gibt es auch eine Fortsetzung mit dem Titel AFRICAN TANGO – TRUTHUHNPARADIES VOL. 2, die ich nun ebenfalls gelesen habe. Und wie immer fragt man sich bei einer Fortsetzung, ob der Folgeband an den Erfolg des Vorgängerbuches anknüpfen kann.
Das Cover:
Auf dem Buchtitel sieht man eine junge Frau in weißer Kleidung, deren Gesicht von den gewellten, blonden Haaren verdeckt ist, im Vordergrund erblickt man den Kopf einer Pute.
Was bisher geschah – eine kurze Zusammenfassung von DAS TRUTHUHNPARADIES:
Maria ist gerade erst von Paderborn nach Berlin gezogen. Dann lernt sie ihren Nachbarn Björn kennen, der daran glaubt, dass Truthühner Außerirdische seinen, zudem hat sich Björn nach dem Lesen eines Manifests selbst ein Zölibat auferlegt. Björn möchte die vermeintlichen Außerirdischen befreien, doch er benötigt dazu Geld. Und so beschließt Maria, die in Björn verliebt ist, eine Bank zu überfallen, um so das nötige Geld zu beschaffen. Doch zwei Bankräuber kommen ihr zuvor und nehmen Maria als Geisel. So gelingt es Maria an einen Teil der Beute zu gelangen. Und dann ist Björn weg – er will die Truthühner aus einer Truthuhnfarm in Niedersachsen befreien. Kurzerhand reist Maria Björn nach. Doch dann misslingt sein Plan und Björn flüchtet, wobei er aus Versehen den Zaun der Farm einreißt und Tausende Truthühner die Flucht ergreifen...
Die Handlung:
Gerade erst wieder Zuhause am Prenzlauer Berg angekommen, in Begleitung eines Truthuhns namens Kirk, wird wegen des Banküberfalls nach Maria gesucht. Eine Tarnung muss her, und so verkleidet sich Maria mit Hilfe eines Wasserballs als Schwangere, färbt sich die Haare und ändert ihre Frisur. Dann begibt sie sich mit Björn auf die Flucht durch Berlin, immer auf der Suche nach Kirk, der den beiden abgehauen ist. Dabei lernen die beiden die verschiedensten Leute kennen.
Hans-Ullrich Brandtner ist der geborene Pechvogel und inzwischen des Lebens überdrüssig. Und so will er, bevor er seinem Leben ein Ende setzt, noch einmal ein gutes Essen genießen. So trifft er im Gasthaus auf Maria. Durch ein etwas unglückliches Zusammentreffen versetzt er sie jedoch in Angst und Schrecken, woraufhin sie ihn fortan für einen Irren hält.
In einer Bar treffen Björn und Maria schließlich Barbara von Halden, die Mitleid mit den vermeintlich werdenden Eltern ohne Zuhause hat und ihnen eine Unterkunft in ihrer Villa in Zehlendorf anbietet. Doch Barbara von Halden hat ihre Hintergedanken...
Als Björn dann unvermittelt von einem Afrikaner ein Baby in den Arm gedrückt bekommt und sich der Schwarze aus dem Staub macht, ist das Chaos perfekt. Das farbige Baby, das sie Tango nennen, wird für das Kind von Maria gehalten. Schnell kommt der Verdacht auf, wer der Vater von der kleinen Tango sein könnte – da wurde einst aus der Liebe zum leidenschaftlichen Tangotanzen schnell mehr. Aber die Versorgung des kleinen Mädchens stellt die unfreiwilligen Eltern vor so manches Problem.
Hans-Ullrich taucht währenddessen nach einem Auftritt in einer Talkshow zum Thema Außerirdische, in das Leben der Leute in den Babelsberger Filmstudios ein. Er entdeckt, welche Gesetze hinter den Kulissen herrschen.
Und dann ist da noch Unseld von Halden, Barbaras Mann, ein Arzt, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, den afrikanischen Asylanten Schönebergs zu helfen, indem er sie kostenlos behandelt. Und so lernt Maria das Leben dieser Menschen kennen. Werden Maria und Björn die Mutter des Babys finden?
Meine Meinung:
Schon das Vorgängerbuch hatte eine vollkommen skurrile Handlung, die sich auch in diesem Buch fortsetzt. Auch ohne das erste Buch gelesen zu haben, findet man gut in die Handlung hinein, wobei es dennoch empfehlenswert ist DAS TRUTHUHNPARADIES zu lesen. Die Fortsetzung knüpft unmittelbar an die Geschehnisse des ersten Bandes an.
In Rückblenden wird das Geschehen zwar im Wesentlichen aufgegriffen, wobei es allerdings ein kleines Problem gibt, wie ich beim Lesen festgestellt habe: Berichtet wird stets aus der Perspektive von Maria, wobei diese logischerweise nicht über Geschehnisse berichten kann, bei denen sie nicht persönlich anwesend war. So wird zwar darüber berichtet, dass Björn die Truthühner befreit hat, was dieser allerdings abstreitet, da er unwissentlich und aus Versehen den Zaun des Geländes eingerissen hat. Dies erfährt man jedoch nicht, da Maria bedingt durch ihre Abwesenheit die näheren Umstände nicht kennt. Hier wäre es die Alternative gewesen, einen kleinen Zusatz auf der Seite, auf der von diesem Ereignis berichtet wird, ins Buch einzufügen.
Ein Teil des Geschehens wird in der Ich-Form von Maria erzählt, die anderen Erzählstränge (Hans-Ullrich, Björn,...) aus der Sicht eines Erzählers. Auch wenn das Buch schon einige Jahre alt ist – ja, Handys spielen noch keine Rolle und man zahlt noch mit der guten alten DM – so tut dies der Lesefreude dennoch keinen Abbruch.
Die Protagonisten waren wieder einmal so richtig durchgeknallte Personen, die überzeichnet dargestellt wurden, so fand ich Hans-Ullrich so richtig herzerfrischend, stolpert er doch, tollpatschig wie er ist, von einer Falle in die nächste. Er wirkt auf den ersten Blick regelrecht gefährlich (stürzt er sich doch ohne Vorwarnung auf Maria – zumindest wirkt es so auf sie), hat jedoch das Herz am rechten Fleck. Und welche Frau kommt auf die Idee, sich einen Wasserball unter den Pulli zu stecken, um schwanger auszusehen?!
Ich fand dieses Buch fast besser als das erste Buch, da es noch mehr interessante Protagonisten gab. Größtenteils war die Handlung humorvoll, doch als es um die kostenlose ärztliche Hilfe für die afrikanischen Einwanderer ging, da hatte ich schon einen dicken Kloß im Hals.
Gewünscht hätte ich mir, dass im Anhang das Buch DAS TRUTHUHNPARADIES vorgestellt wird – ich hätte dies sinnvoll gefunden, da es sicherlich auch Leser gibt, die dieses Buch nicht kennen.
Meine Lieblingsszenen:
Hans-Ullrich tritt in einer Talkshow auf und gibt sich als Außerirdischer aus. Doch dann muss er dringend zur Toilette, doch er darf das Studio nicht verlassen...
Hans-Ullrich will sich mit einer Waffe das Leben nehmen, doch dies geht schief – die Kugel durchschlägt seine Wohnungstür und die der schwerhörigen Nachbarn, worauf die Nachbarin Hans-Ullrich fragt, ob er geklopft habe...
Björn ist mit Baby Tango auf dem Spielplatz. Die Kleine schreit wie am Spieß und in seiner Not bettelt Björn bei einer jungen Mutter, sie solle Tango ebenfalls stillen – gegen Bezahlung! Schließlich willigt die Frau ein, doch dann taucht ihr Mann auf...
Fazit:
Ein sehr außergewöhnliches Buch mit einem eigenen Charme und mit einer sehr ungewöhnlichen Handlung, bei der man sich fragt, wie der Autor auf so etwas kommt, einige Überraschungen inbegriffen. Und so verbindet die Protagonisten einiges, das sich erst mit der Zeit herauskristallisiert – die Welt ist eben klein...
Wer also mal ein Buch lesen möchte, das sich sehr von anderen unterscheidet, ist hiermit bestens bedient, wobei ich empfehlen würde, auch wenn dies nicht unbedingt nötig ist, doch erst DAS TRUTHUHNPARADIES zu lesen. Von mir gibt es für dieses Buch 5 Sterne.