Cover des Buches Das Truthuhnparadies (ISBN: 9783942829328)
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Rezension zu Das Truthuhnparadies von Stephan Sarek

Rezension zu "Das Truthuhnparadies" von Stephan Sarek

von Cappuccino-Mama vor 12 Jahren

Rezension

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Cappuccino-Mamavor 12 Jahren
Ein nicht ganz alltägliches Buch – diesen Eindruck hat man bereits schon, wenn man den ersten Blick auf das Buch wirft – nicht nur das Cover fällt auf, auch der Titel sticht aus der Masse der anderen Bücher hervor. Wer jetzt hinter dem Buch DAS TRUTHUHNPARADIES einen landwirtschaftlichen Ratgeber über die ökologische Haltung von Puten erwartet, wird sicherlich enttäuscht werden. Wer jedoch ein außergewöhnliches (oder außerirdisches?) Buch sucht, sollte dieses literarische Werk genauer unter die Lupe nehmen. Das Cover: Das Titelfoto dieses Romans zeigt eine junge, blonde Frau von hinten, die ein T-Shirt und einen Minirock trägt, und die neben der Bretterwand einer Scheune stehend, die sie mit der Hand berührt, in den Abendhimmel (?) blickt. Doch am auffälligsten ist der Kopf einer Pute, der sich im Vordergrund befindet. Alles in allem wirkt das Gesamtbild sehr idyllisch und friedlich und passt hervorragend zur Thematik des Buches. Die Handlung: Maria Thanner, eine junge Frau Anfang Zwanzig ist gerade erst aus Paderborn nach Berlin gezogen. Kaum angekommen lernt sie ihren Nachbarn Björn Hook kennen. Björn macht auf Maria einen etwas sonderbaren Eindruck, glaubt er doch, dass Truthühner in Wirklichkeit Außerirdische seien, deren Existenz seitens der Regierung geheimgehalten werden soll, um eine Panik unter der Bevölkerung zu verhindern. Deshalb werden die Truthühner in Fabriken zu Hackfleischbällchen verarbeitet. Aber auch sonst wirkt Björn etwas seltsam auf Maria, hat der Vegetarier sich doch selbst ein Zölibat auferlegt. Doch glücklicherweise ist Maria lesbisch, so dass sie sich deshalb keine Gedanken machen muss. Eines Tages verschwindet Björn Richtung Niedersachsen, um die vermeintlichen „Außerirdischen“ zu befreien. Und kurz darauf folgt Maria Björn, dem selbsternannten Truthuhnbeauftragten, nach Niedersachsen... Meine Meinung: Die Handlung des Buches ist so richtig schön durchgeknallt, verrückt, skurril – wie immer man dies nennen möchte. Björn wirkt weltfremd und etwas chaotisch. So meint er doch tatsächlich, die seiner Meinung nach überschaubare Anzahl der Truthühner wären mittels eines gemieteten Kleintransporters zu befreien. Doch statt der fünfundsiebzig erwarteten „Aliens“ sind da plötzlich gleich ca. fünfundzwanzigtausend dieser Wesen. Maria fand ich ebenfalls etwas sonderbar, leicht hypochondrisch veranlagt, die hinter jedem Unwohlsein gleich eine (schlimme) Krankheit vermutet. Ihre Heimatstadt Paderborn hält sie eher für hinterwäldlerisch und so wirkt sie auf mich auch etwas naiv und wie ein „Landei“. Die „unbefleckte Empfängnis Marias“ gefiel mir sehr gut, bot sie doch viel Platz für Spekulationen und von der Thematik allemal passend für ein solches Buch. Die Wachmänner der Geflügelfarm fand ich sehr interessant dargestellt. Frank, einer der beiden, macht auf mich einen etwas überheblichen Eindruck. Er ist von sich und seinem Können völlig überzeugt, und wirkt aufgrund seiner Aufmachung etwas wie ein amerikanischer Cop. Der andere namens Gernot ist nicht besonders intelligent, aber doch mit dem Herzen am rechten Fleck, denn für die Truthühner empfindet er doch eine gehörige Portion Mitleid. Die Befreiungsaktion selbst fand ich sehr amüsant und gut beschrieben, ich hatte die Handlung so richtig vor Augen. Gefallen hat mir auch die Szene in der Pension. Hier gefiel mir vor allem die Art der Rezeptionistin Hanah. Eine meiner absoluten Lieblingsszenen jedoch ist der Banküberfall, bei dem ich so richtig lachen konnte, was zum einen an Marias Pippi-Langstrumpf-Verkleidung lag, zum anderen an der stümperhaften Tatausführung der echten Bankräuber. Nicht so toll fand ich die Afrika-Szene, die war einfach nicht so ganz mein Fall. Das Ende hätte meiner Meinung nach etwas ausführlicher sein können und es blieben einige Fragen, die ich mir als Leser gestellt hatte, offen. Da es allerdings eine Buchfortsetzung gibt, werden diese Dinge sicherlich im Folgeband geklärt werden, weshalb der Autor vielleicht einfach nicht zuviel über den Fortlauf der Handlung verraten wollte. Der Zeitpunkt der Handlung liegt wohl in den Neunzigern, aber ebenso könnte die Handlung auch in der Gegenwart spielen. Lediglich die Währung der DM verrät, dass die Handlung in der Vergangenheit stattfindet. Heutzutage würde Björn vielleicht doch eher das Internet zu Rate ziehen, damals war dies eben nicht der Fall, weshalb Björn auch etwas uninformiert wirkt, so z.B. bei der Anzahl der Truthühner. Wer ein etwas ungewöhnliches Buch sucht, das witzig, satirisch und skurril ist, dem empfehle ich dieses Buch. Leider ist es mit dem Preis von 11,95 Euro für ca. 180 Seiten nicht ganz günstig, dennoch empfehle ich dieses Buch gerne weiter. Meine Wertung für dieses unterhaltsame Buch, das leider einige wenige Schwächen aufwies: gute vier Sterne.
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