Glück ist, vor allem, ein Frage der Perspektive
„Menschsein tut weh“.
Mit diesem Satz startet Harris seine innere Reise zu dem, was glücklich macht und warum nicht wenige Menschen dieses Gefühl und diesen zustand nur hier und da, wenn überhaupt, im Leben erreichen.
Demgegenüber die Bedrohungen, die schwierigen Momente, scheinbar zu Hauf in jedem Leben zu finden sind. Kein schöner Zustand, vor allem, weil der Mensch ja auch weiß, wie es anders ist im Leben, welch schön Momente das ein oder andere Glück einem bescheren kann.
„Wir arbeiten hart, um unser Glück zu finden, aber allzu oft scheitern wir. Und selbst, wenn wir erfolgreich sind, ist das oft nur von kurzer Dauer“.
Was, und das ist eine der Kernthesen im Buch, durchaus daran liegen mag, dass die je persönlichen Vorstellungen vom Glück nicht tragfähig sein mögen oder das schlicht und einfach falsche unter Glück verstanden wird. Es bedarf somit einer persönlichen Reflexion dessen, was eigentlich Glück in das eigene Leben setzen könnte.
Auf Basis der ACT-Methode wählt Harris einen anderen Weg, den er verständlich und flüssig dargestellt im Buch beschreibt. Um, zusammengefasst, am Ende gar keine unbedingt völlig überraschenden und neuen „Wege zum Glück“ vor die Augen von Lesern und Leserinnen zu legen, sondern klare und eigentlich bekannte „Bausteine“ (Achtsamkeit, körperliche Bewegung, soziale Beziehungen, Toleranz, Innehalten lernen, sich von „allgemeinen“ Überzeugungen lösen können hin zur persönlichen Befindlichkeit und dem, was einen konkret als Person „glücklich“ macht) „gangbar“ zu machen. Inklusive im Übrigen des Wissens, dass Glücksgefühle, wie so gut wie alle Gefühle, nicht auf Dauer angelegt sind und kaum kontrollierbar im Raum stehen. Dennoch aber die Voraussetzungen für ein häufigeres erleben solcher Gefühle natürlich trainiert und gesetzt werden können.
„Dies sind die grundlegenden Bausteine für Gesundheit, Glück und Wohlbefinden. Aber wie schwer ist es, diese Dinge tatsächlich du dauerhaft zu praktizieren“?
Ein wesentlicher Erkenntnismoment angesichts dieser Tatsachen des Lebens ist es dann, überzeugend im Buch argumentiert, die Perspektive von einem vagen „sich gut Fühlen“ hin zu einem klareren Bereich einer Erfahrung zu gelangen. Glück als Erfahrung zu sehen, ein „reiches und sinnvolles Leben zu führen“. In das dann im Übrigen, auch wenn es nicht einfach ist, das für sich anzunehmen, zum Glück eines reichen Lebens eben auch gehärt, die dunklen Seiten und Belastungen als Teil eines Lebens mit komplettem Erfahrungsschatz zu begreifen.
So ist eine der wichtigen Ziele dieses Buches nicht, Leid und schwierige Erfahrungen zur Seite zu schieben oder ganz zu vermeiden, sondern die innere Kraft ins ich zu entfalten und zu „trainieren“, auch die schwierigen Momente mit Kraft anzugehen und zu verarbeiten. Nicht unbedingt mit besten Gefühlen, aber einer klaren Überzeugung.
Eine anregende, teils überraschende, immer aber nachvollziehbare Lektüre, die den Blick von einem „einfach sich gut fühlen wollen“ (oder gar müssen im Wahn der „Selbstoptimierung“) weit weg auf die „Fülle des Lebens lenkt“, deren Erleben das wirkliche Glück beinhaltet.