Cover des Buches Föhn mich nicht zu (ISBN: 9783499626708)
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Rezension zu Föhn mich nicht zu von Stephan Serin

Rezension zu "Föhn mich nicht zu" von Stephan Serin

von Arethelya vor 13 Jahren

Rezension

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Arethelyavor 13 Jahren
"Cemal! Erläutere mir bitte, wie der Humanismus dazu beitrug, dass die Europäer damals unbekannte Regionen und Kontinente entdeckten." "Kolumbus." "Cemal, antworte bitte im ganzen Satz!" "Wegen Kolumbus." "Das ist kein ganzer Satz, Cemal." "Doch!" "Nein, da liegst du falsch." Über diese Streitfrage in der Klasse abzustimmen, hätte Cemal zu einem Kantersieg verholfen, weshalb ich auf solche plebiszitären Elemente verzichtete und lieber fortfuhr, ihn zu triezen. Rowohlt Taschenbuch Verlag, 4. Aufl. Sept. 2010, S. 27f. Ein junger Referendar an einem Berliner Gymnasium, der seinen Lehralltag zu gestalten versucht. Mit Witz, Ironie und Intelligenz nimmt er sowohl Schüler, Lehrer, Direktoren, Seminarleiter und das ganze Schulsystem Hopps. Leider konnte mich das Buch nicht gänzlich überzeugen, auch wenn ich starke vier Sterne gegeben habe. Viele Situationen sind wirklich intelligent und witzig beschrieben (man kann immer wieder über die Paranoia und Dummheit von Serin lachen), wirken aber an einigen Stellen viel zu stark überspitzt, als dass sie real sein können. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass ein Lehrer einem Schüler, der bei einer Frage nach Luthers Tod mit 1789 antwortet, eine drei gibt, nur weil er Angst vor dem entsprechenden Schüler hat. Andererseits gab es viele Momente, bei denen ich dachte, dass es durchaus real sein könnte. Seine Angst vor den einzelnen Lehrproben, die rudimentären Sprachkenntnisse der jetzigen Schüler, die Alteingesessenheit einiger Lehrer und die Maroden die alle Parteien sonst noch besitzen. Ich habe das Buch meinem Vater, einem Gymnasiallehrer in Geschichte, zu lesen gegeben und er konnte wirklich darüber lachen, da er sehr viele Situationen wiedererkannt hat. Vielleicht ist das Buch nicht direkt etwas für Referendaren, sondern für Lehrer mit ein paar Jahren Berufserfahrung. Dennoch hat es mir recht gut gefallen, denn Serin besitzt einen wirklich tollen Schreibstil, wodurch das Buch schnell gelesen ist. Sehr ironisch und sehr intelligent. Man merkt anhand seiner Beschreibungen, dass sein Allgemeinwissen und seine Sprachkenntnis viel entwickelter sind, als er sich in dem Buch selbst darstellt. Einziges, was mich wirklich genervt hat, war sein ständiger Verweis darauf, dass er DDR-Kind ist und dementsprechend bestimmte Dinge nicht kann oder darauf Wert legt. Ich hatte es schon nach den ersten beiden Beispielen verstanden. Und vielleicht war sein angebliches Technikunverständnis auch etwas übertrieben. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Referendar im Jahr 2006, der gerade mal etwas über 20 ist, keine Ahnung von einem VHS-Player hat. Bedingt empfehlenswert.
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