Eine junge Frau, Tess, zieht nach New York um dort zu (über)leben. Viel mehr Motive gibt es nicht. Dafür braucht man einen Job, weswegen sie in einem Restaurant vorstellig wird, um dort als Kellnerin zu arbeiten. Per Zufall handelt es sich um ein nobleres Etablissement - sozusagen um eine kulinarische Institution. Trotz heftiger Unkenntnis vermerkt der Manager ein Potenzial und unsere Protagonistin darf eintauchen in diese neue Welt. Wie ein Schwamm saugt Tess das neue Wissen auf, versucht die Hierarchien in der Belegschaft zu verstehen und ihre Rolle zu finden. Dieser Prozess lässt sich angenehm verfolgen. Viele Fragen, wie zB wie viel Intimität eigentlich darin liegt, andere Menschen zu bedienen und die richtigen Zeitpunkte abzuwarten, lassen sich beliebig übertragen und für den ein oder anderen Foodie ist es sicher auch interessant, über Weine und die Speisen im Restaurant zu lesen.
Nachdem Tess ihren Platz gefunden zu haben scheint, nimmt sie auch am sozialen Leben ihrer Kollegen teil, das hauptsächlich aus Parties mit Drogen zu fortgeschrittener Stunde besteht. Sie verliebt sich in ihren Kollegen Jake, der aber eigentlich - auf unbestimmte Weise - zu Simone, der Oberkellnerin zu gehören scheint. Insgesamt fällt der Fokus in der zweiten Hälfte auf die so beginnende ménage à trois. Dieser Teil ist anstrengend. Einerseits wird die akademische Bildung der Figuren hervorgehoben. Diese konzentriert sich auf feingeistigere Themenbereiche wie Literatur und Wein. Der Umgang miteinander fällt jedoch eher grob aus. Dieser Widerspruch mag für eine gewisse Dauer charmant anmuten, wird nach und nach aber zu einer Art Frankreich-Bashing, denn unfreundliche Menschen sprechen in der Regel - wie Simone - gut Französisch oder möchten gar dorthin reisen. (Achtung Spoiler:) Unser braves Girl Tess aus Ohio emanzipiert sich jedenfalls von all diesen toxischen Menschen, nachdem ihr Schachzug gegen Simone trotz voller körperlicher Hingabe nicht aufgegangen ist. Vive la Resistance.
Die erste Hälfte ist packend. Vielleicht hätte man es dabei belassen sollen.