Nachdem mir der erste Krimi von Stefanie Fey, Die Gesichtslosen, bereits sehr gefallen hat, hat mich dieser zweite Band um Carina Kyreleis und ihre Familie noch ein wenig mehr mitgerissen. Es wird aus mehreren Perspektiven erzählt, die natürlich sauber und streng voneinander getrennt sind, sodass es kein Vertun gibt. Besonders mitreißend ist die Geschichte eines kleinen Mädchens, das eine sehr eigene Art hat, die Welt um sich herum zu begreifen. Grandios erzählt. Ich gestehe, dass ich gegen Ende einmal zum nächsten Teil mit ihrer Perspektive geblättert habe, weil ich einfach zu gespannt war.

Es ist, wie beim letzten Mal, ein aktueller Mordfall, der mit einem ungeklärten Mordfall aus der Geschichte der RAF verquickt ist, und ich finde, dass dies hervorragend gelungen ist. Die Rückblenden in die Neunzigerjahre, die Geschichte ehemaliger Aktivisten, ihr Werdegang - das alles ist für das Buch eine Bereicherung. Und wie ist Matte Kyreleis überhaupt in all diese Dinge verstrickt? Und warum rückt er seiner Tochter gegenüber nicht mit der Wahrheit heraus? Carina ist mir sehr sympathisch, auch wenn sie den einen oder anderen sehr eigenartigen Zug an den Tag legt. Vielleicht ist sie gerade deshalb umso glaubwürdiger?

Schon in Band eins hat mich auch die Familiengeschichte der Protagonistin, ihre Beziehung zu Vater, Mutter, Schwester und Neffe sehr interessiert, und auch in diesem Buch finde ich es sehr schön, dass dieses Beziehungsgespinst wieder thematisiert, auf die Probe gestellt und auseinander gepflückt wird. Meiner Ansicht nach ist dies ein Thriller, der mehr bietet als nur Action. Er ist ein wenig gegen den Strich gebürstet. Genauso, wie ich es mag.