Rezension zu "Das Brot der Engel - Ein Jahr in Damaskus" von Stephanie Saldaña
'Zwei Seelen wohnen, ach! in meiner Brust'
Inhalt:
Die Amerikanerin Stephanie Saldaña reist 2004 nach Damaskus, um dort Arabisch zu lernen. Ihr Wunsch und ihr Ziel ist es, den Koran in der Originalsprache lesen und sich mit Muslimen über die Rolle von Jesus und Maria im Islam austauschen zu können. Doch auch persönliche Gründe ziehen sie in die Ferne: sie hat Liebeskummer und flieht aus diesem Grunde regelrecht aus den USA.
Mein Eindruck:
Das Buch ist in vier Abschnitte gegliedert ('Die gefallene Welt', 'Inkarnation', 'Kreuzigung', 'Auferstehung') und beginnt äußerst vielversprechend. Saldaña hat echtes Interesse an Syrien, an Damaskus, am Islam, an der arabischen Sprache - das hat mir sehr gut gefallen. Beeindruckt hat mich auch die Schilderung der religiösen Vielfalt in Damaskus, in die sie sich perfekt und ohne Berührungsängste eingefügt hat. Die Autorin beschreibt das Leben in Damaskus zudem so plastisch und realistisch, dass man das Gefühl hat, mit ihr durch den Suq zu laufen.
Der erste Teil des Buches hat mir somit sehr gut gefallen, und ich würde diesem Abschnitt ohne zu zögern fünf Sterne geben. Danach kommt leider eine einschneidende und für mich ungeliebte Wendung, denn die Autorin beschreibt in den folgenden drei Abschnitten ihre eigene religiöse und spirituelle Selbstfindung und driftet dadurch ins Sphären ab, die sich mir völlig verschließen, da ich selbst Atheistin bin und mich durch den starken religiösen Einschlag plötzlich nicht mehr mit der Autorin identifizieren konnte.
Mein Resümee:
Meiner Meinung nach handelt es sich bei 'Das Brot der Engel' um ein schönes und geeignetes Buch für diejenigen Leser, die sich selbst auf der religiösen/spirituellen Sinnsuche befinden. Für mich war es zu viel Gott, zu viel Maria und zu viel Gebet.