Der 1955 an der amerikanischen Ostküste geborene und aufgewachsene Autor erleidet nach seiner Geburt durch eine Überversorgung mit Sauerstoff im Brutkasten eine irreparable Schädigung seiner Augen und startet seinen Weg ins Leben mit einem ganz geringen Restsehvermögen ("So bin ich also auf eine bittersüße Art blind. Ich sehe wie jemand, der durch ein Kaleidoskop blickt, meine Eindrücke von der Welt sind wúnderschön, aber weitgehend nutzlos"). Sein ignoranter Vater nimmt von der Behinderung einfach keine Notiz, seine depressive und später von Verfolgungswahn geplagte Mutter geht sogar noch weiter und verleugnet einfach jedwede Behinderung ihres Sohnes. So kommt es, dass der Junge -ob seiner Beschränkungen von Lehrern und Mitschülern verkannt und aufs Schlimmste drangsaliert- von klein auf so tut, als ob er sehen könne, hierbei aber körperliche und geistige Höllenqualen erleidet und immer wieder in lebensgefährliche Situationen gerät. Mangels Freundschaften zieht Stephen sich völlig in eine eigene Welt zurück und findet einzig in der Poesie sowohl Trost wie auch seine große lebenslange Leidenschaft ("Blind bin ich ein gemästeter Versager; trete ich als Sehender auf, balanciere ich auf einem furchterregenden Hochseil. Aber die Menschen werden mich nur mögen, wenn ich sehen kann").
Auch nach seinem Schulabschluss und auf einer Dozentenstelle für Creative Writing hält er die Illusion des Sehenden jahrelang aufrecht. Erst als er sich mit Mitte dreißig sein einziges Auge mit Restsehvermögen schwer verletzt und zuletzt arbeitslos dem Alkohol verfällt, dämmert ihm, dass er nur überleben kann, wenn er seine Behinderung endlich offen anerkennt und fachkundige medizinische und therapeutische Hilfe zulässt.
Eine spezielle Einrichtung für Blinde und sein neues großes Glück, die Blindenhündin Corky, bewirken letztlich die Veränderung von einem unglücklichen, verzwéifelten zu einem weitgehend gefestigten und mit seinem Schicksal im Reinen lebenden Menschen.
Ein schönes und sehr persönlich geschriebenes Buch, das dem Leser interessante und tiefe Einblicke in die Gefühls- und Gedankenwelt eines blinden Menschen in Wechselwirkung mit seiner Umwelt gewährt. Lesenswert.