Hella Wahn ist eine selbstverliebte 17-jährige Nervensäge, die sich an der Akademie für fiktionale Höchstleistungen im verregneten Spachtel einschreibt, um endlich richtig erwachsen zu werden. Allerdings wird sie dort sogleich von Teddy Kelledy abgelenkt. Der unglaublich umwerfende Junge isst rohes Fleisch, besitzt übernatürliche Kräfte und scheut grelles Sonnenlicht. Könnte er –mal ganz hypothetisch gedacht – vielleicht ein Vampir sein? (Heißer Tipp: Volltreffer!) Bald stellen Hella von überall her übernatürliche Kreaturen nach: Gruftis schütten die ganze Stadt mit der tödlichen Droge Emo zu, eklige Zombies wollen ihr Gehirn essen, und in den Kellern lauern coole Werwölfe. Ein Kampf steht bevor und offenbar soll sie darin verwickelt sein… Wird es Hella gelingen, sich durch endloses Geplapper herauszulavieren? Wird Teddy lernen, dass an mit Mädchen auch noch andere Sachen machen kann, als sie beißen?
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Bis(s) zum Abwinken ist eine Parodie der Twilight-Bücher von Stephanie Meyer. Vor ein paar Jahren fand ich die Bücher noch riesig und richtig gut. Mittlerweile habe ich dutzende bessere Bücher gelesen, und finde sie nur noch total nervend und mies. Deswegen war ich gespannt auf die Parodie.
Allerdings möchte ich hier anmerken, dass man die Bücher kennen sollte, sonst wirkt das Buch sinnlos und der Humor kommt bei dem Leser überhaupt nicht an. Außerdem wurden die ersten beiden Bände von der Handlung her ineinander vermischt, was ich eigentlich recht gut und bespaßend fand.
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Das Buch ist aus der Ich-Perspektive geschrieben, genauso wie das Original. Jedoch erzählt nicht Bella Swan, sondern ein Charakter namens Hella Wahn, welche sehr selbsteingenommen und egoistisch rüberkommt. In der Parodie dreht sich die Welt nur um sie – so wie ich es mittlerweile auch beim Original empfinde. Hier finde ich die nervige Hauptperson jedoch total gut und witzig umgesetzt – es passt einfach zu diesem Buch. Außerdem möchte sie mal ganz groß als ein Hauptcharakter rauskommen und ist stets auf der Suche nach dem nächsten großen Erfolg, nur deswegen zieht sie nach Spachtel, um die Akademie dafür zu besuchen. Manche Leute kennen sie schon als Star aus dem Buch „Hella kriegt, was sie will.“
Sie als Figur traf sehr oft meinen Humor, wie sie schon so schön sagte, ist sie einfach nur edel. Und dieser Satz ist bei uns in der Clique wirklich ganz weit vorne ;)
Teddy Kelledy ist der Sohn des preisgekrönten Metzgers Joseph, und ansonsten ein Vampir durch und durch. Im Gegensatz zu Edward will er Hella die meiste Zeit immer beißen, wobei sie doch ablehnt, sie könnte ja ihre Coolness verlieren. Seine Geschwister wurden dezimiert auf Bobbi, welche immer auf einer Stalker-Website über alles informiert wird (sie soll Alice darstellen) und Jack, welcher einfach nicht genug IQ besitzt, um großartig erwähnt zu werden (er soll Jasper darstellen).
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Das Buch hat einen trockenen, ehrlichen und humorvollen Schreibstil. Öfters driftet das ganze auch in den schwarzen Humor ab, was mir gefällt. Es lässt sich gut, flüssig und schnell lesen. Bei mir war Grinsen vorprogrammiert.
Jedoch ist manches selbst für meinen Geschmack schon zu absurd und verrückt, teilweise echt zu schräg. Man muss es einfach mögen, es wird sicherlich nicht jedermanns Sache sein – vor allem da nicht jedes Gesprächsthema oder jede ins lächerliche gezogene Kleinigkeit jugendfrei ist. Man sollte es einfach ausprobieren, um zu sehen, ob es einem gefällt oder nicht.
Ich habe hier mal ein Zitat rausgesucht, was ich recht gut fand:
> Ein großer Junge mit fettigen Haaren, schrecklicher Akne und einem dämlichen Gesichtsausdruck begrüßte mich begeistert, als ich den Englischtrakt betrat: „Hi, du musst Hella sein. Mein Name ist Cord, Cord Hose. Ich hoffe, eines Tages mit romantischen Komödien berühmt zu werden. Schön, dich kennenzulernen.“ Ich schaute in seine kleinen, ausdruckslosen Augen und erkannte sofort, dass er meiner Freundschaft niemals würdig sein würde. Ich wollte ihn aber nicht verletzen, also antwortete ich ebenso enthusiastisch: „Mach dir bloß keine Illusionen, Kratergesicht. Wir werden bestimmt nie ein Date haben, falls es das ist, worauf du hinaus willst.“ Er lächelte. „Hey, toll! Aber ich hab mir gedacht, unsere Schule ist am Anfang vielleicht ein bisschen verwirrend. Wenn du also irgendwie Hilfe brauchst, um dich zurechtzufinden, brüll mich doch einfach an!“ „Hast du was an den Ohren? Ich suche nach einem männlichen Hauptdarsteller, und du bringst es höchstens mal bis zum Sidekick. Aber egal, wollen wir den ganzen Morgen hier rumstehen oder wirst du mir jetzt endlich die Tür aufmachen, wie es sich für einen anständigen Kavalier gehört?“ „Ach ja, ’tschuldigung, Hella.“ Er öffnete die Tür und legte sich auf die Schwelle. Ich putzte meine Schuhe sorgfältig an seinem Rücken ab, bevor ich über ihn hinweg stieg. Schließlich wollte ich keinen schlechten Eindruck machen, indem ich eine Spur schlammiger Fußabdrücke auf dem Boden hinterlief. < (S. 22)
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Der rote Faden durch die absurde Geschichte war vorhanden, auch wenn es ab und zu mal Abschweifungen gab, arbeitete das ganze auf etwas hinaus: auf die UMGESTALTUNG.
Am aller besten fand ich, als Teddy beschlossen hat, Pornostar zu werden – das fand ich echt richtig gut! Welche Stelle hierbei von den beiden Büchern ins lächerliche gezogen wurde, müsst ihr schon selbst herausfinden.
Was ich auch richtig gut fand war, dass die Autorin, Stephfordy Mayo, immerzu im Werk erwähnt wurde. Am besten zeige ich diesen Sachverhalt mal an eins, zwei Zitaten auf, damit man dem Gedankengang folgen kann:
> Der Nebel hatte sich, sehr zu Cords Missfallen, inzwischen verzogen. „Immer kurz bevor man Spaß daran haben könnte, ändert sich das Wetter“, maulte er. „Ich weiß nicht, warum der Schulausschuss für Gesundheit und Sicherheit so was von humorlos ist.“ „Das liegt nicht am Schulausschuss für Gesundheit und Sicherheit, sondern daran, dass Stephfordy Mayo sicht mit dem Schreiben aufregender Actionszenen schwertut“, erklärte Sheila ihm.< (S. 33)
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Die blutleere Parodie war eine nette, kurzweilige Unterhaltung und hat mich öfters Grinsen lassen, als ich gedacht hätte. Der Humor hat meistens genau meinen getroffen, aber manches fand ich selbst zu abgedreht und verrückt, es wird also nicht jedem das Seine sein.
Jedoch kann ich das Buch mit ruhigem Gewissen weiterempfehlen, für diejenigen, die eine recht gute Parodie der Bis(s)-Bücher lesen wollen und nichts dagegen haben, dass alles ins Lächerliche gezogen wird.