Rezension zu "Grünechsen gegen Rotecken" von Steve Antony
Krieg ist ein Übel. Punkt. Und warum die Menschen immer wieder damit anfangen, eines der großen Rätsel der Menschheit. Oftmals geht es um Macht, Raum und Deutungshoheit, was in diesem Kinderbuch „Grünechsen gegen Rotecken“ sehr deutlich wird. Viel zu selten wird aber hinterfragt, wie eine Grünechse es tut:
„Warum kämpfen wir eigentlich?“
Am Ende schließen beide einen Waffenstillstand und machen sogar noch etwas viel sinnvolleres: Sie arbeiten zusammen und erschaffen gemeinsam etwas. Kindern beigebracht, dass Krieg etwas schlechtes ist. Soweit so gut, da kann man doch nichts dagegen sagen, oder?
Aber dennoch lässt mich dieses Kinderbuch mit Unbehagen zurück. Das fängt schon damit an, dass ich noch kein Kind getroffen habe, dass nicht eh schon überzeugt wäre, dass Krieg etwas ganz schlimmes wäre. Wen will man hier also überzeugen?
Der Verlag lobt die „aufregende, außergewöhnliche und plakative Grafik“, ja, es ist mir wohl zu plakativ. Und ja, manchmal brauchen Kinder das. Aber was soll dieses Plakative bedeuten? Sie, so heißt es weiter „lässt rote kantige Rechtecke gegen grüne rundliche Echsen kämpfen“. Da knirscht es für mich schon in der Symbolik, denn beim Betrachten sind mir die Lebewesen viel näher als die rote Form. Da fühle ich mich fast schon ein wenig parteiisch, aber darum sollte es doch gar nicht gehen.
Visuell steht mir auch der Raumgewinn viel zu sehr im Vordergrund, die Lebensraum-Assoziationen sind düster und faschistoid. Als könnte es zu wenig Platz auf der Welt für die Menschen geben. Ja, das ist nicht intendiert, und das wird am Ende aufgelöst, weil ja dann Raum für beide gefunden wird. Aber in dem gemeinsamen Bild, dass die Rechtecke das Haus für die Echsen bilden, erzählt von Herrschaft und Knechtschaft.
Gut gemeint ist nicht immer gut gemacht. Und hier kann ich die Macher:innen von der Sendung mit der Maus verstehen, die zu der Frage, warum es Krieg gibt, bislang noch keinen Film machen wollten und konnten.
Mit der gleichen Thematik macht David McKee in „Sechs Männer“ eine vielschichtige Analyse auf. Das kann ich wirklich empfehlen (allerdings eher ab Grundschulalter)!
Fazit
Für die optisch durchaus gelungene Grafik und die Intension vergebe ich zwei Sterne. Empfehlen kann ich das Buch allerdings nicht.