Das Buch ist auf eine raue und doch unglaublich empathische Art geschrieben. Diese Kombination hat mich schnell gefesselt . Die Geschehnisse im Krieg in den Lazaretten an der russischen Front, das ist hart und grausam und wird sehr dicht erzählt. Nichts für schwache Nerven und keine leichte Kost. Die Männer sind desillusioniert, leiden an psychischen und körperlichen Wunden, sind einsam und ähnlich wie in "Im Westen nichts Neues" spürt man, dass sie nur Kanonenfutter sind und das im Innersten auch wissen. Kurz scheint die Möglichkeit zu bestehen, dass eine zarte Liebesgeschichte wenigstens für einen der Ärzte einen Hoffnungsschimmer bringen könnte. Aber irgendwie ist die Traurigkeit auch dort von Anfang an zu spüren.
Ein Buch über die Härte des Krieges. Über Menschen in einem Ausnahmezustand zwischen Leben und Tod. Vielleicht gerade in dieser Zeit eine gute Lektüre um nicht zu vergessen, dass alle Kriege blutig, grausam und sinnlos sind. Lesenswert.
Steven Conte
Lebenslauf
Quelle: Verlag / vlb
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Das Gedächtnis des Winters
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Schauplatz dieses Romans ist die Jasnaja Poljana, das ehemalige Landgut von Leo Tolstoi im Herbst 1941.
Die deutsche Wehrmacht requiriert den Gutshof, in dem das Tolstoi-Museum untergebracht ist, mit samt Nebengebäuden, um hier ein Behelfslazarett einzurichten. Dafür sollen im Garten ein Friedhof angelegt werden und das Grab von Tolstoi entfernt werden.
Es wird am laufenden Band operiert. Der Nachschub an verwundeten Soldaten nimmt kein Ende, die Ärzte sind am Limit. Noch dazu sind nicht alle gleich gut. Da ist Oberstleutnant und Arzt Metz, der sich eine unerprobte Droge spritzen lässt oder Chirurg Paul Bauer. Der zweifelt an der deutschen Propaganda und ist desillusioniert. Paul Bauer trifft auf Katharina Trubetzkaja, die Kuratorin des Museums, die den Deutschen natürlich keinerlei Zugeständnisse machen will. Doch das gemeinsame Interesse für Leo Tolstoi lässt die beiden miteinander sprechen, zumal die Trubetzkaja, als Tochter einer großbürgerlichen Familie mit Gouvernante, deutsch spricht.
Nach rund 6 Wochen treten die Soldaten mit ihren Verwundeten den Rückzug an. Die meisten werden, wie die Trubetzkaja prophezeit hat, ihre Heimat niemals wiedersehen. Dem russischen Winter und der Entschlossenheit der Verteidiger ist die schlecht ausgerüstete deutsche Wehrmacht nicht gewachsen.
Meine Meinung:
Autor Steven Colin hat mit diesem historischen Roman einen etwas anderen Blick als die üblichen Romane rund um den Russlandfeldzug.
Die Charaktere sind sehr gut herausgearbeitet. Der Autor zeigt Zweifler am Regime, die jedoch dies nicht öffentlich aussprechen dürfen. Daneben gibt es reichlich skurrile Figuren wie den Oberstleutnant Metz, der sich vom Geist des Dichters Leo Tolstoi verfolgt fühlt.
Der historische Roman ist penibel recherchiert. Geschickt sind Fakten und Fiktion gemischt. Anleihen und Anregungen nimmt der Autor neben Tolstois „Krieg und Frieden“, aus dem auch zitiert wird, sind die Aufzeichnungen von Eve Curie („Eine Frau an der Front“, 1946), die die Jasnaja Poljana wenige Monate nach dem Abzug der Deutschen besucht hat.
Fazit:
Ein penibel recherchierter historischer Roman, dem ich gerne 5 Sterne gebe.
Paul Bauer, ein deutscher Chirurg und Militärarzt, baut im eiskalten Winter 1941 ein Feldlazarett in Jasnaja Poljana auf. Es ist das einstige Landgut von Leo Tolstoi. Hier trifft er auf Katerina, der Kuratorin von Tolstois Gedenkstätte, die Bauer den baldigen Untergang der deutschen Armee prophezeit und nicht dazu bereit ist, den deutschen Besatzern das Leben in irgendeiner Weise zu erleichtern. Doch mit der Zeit bringt die Liebe zur Literatur und vor allen Dingen zu dem Buch „Krieg und Frieden“ Katerina und Paul etwas näher zusammen.
Bildgewaltig hat Steven Conte die Situation der deutschen Sanitätseinheit im sibirischen Winter Russlands dargestellt. Fast körperlich ist das Grauen des Krieges und die Hoffnungslosigkeit spürbar. Detaillierte Chirurgie-Szenen bringen dem Leser die Sinnlosigkeit und Brutalität nahe, in denen sich die Einheit befindet.
Bereichert wird dieser Roman durch skurrile Charaktere, die durchaus in die Realität dieser Zeit hätten passen können. Auch hat der Autor das sowjetische Staats-und Kulturleben nach dem Krieg nachvollziehbar und authentisch nach gezeichnet.
Dieses Buch über eine chancenlose Liebe in einer grauenhaften Zeit verdient 4 Sterne und eine Leseempfehlung.