Steven Galloway

 4,2 Sterne bei 53 Bewertungen
Autor von Der Cellist von Sarajevo, Der Illusionist und weiteren Büchern.
Autorenbild von Steven Galloway (© Frances Raud / Luchterhand Literaturverlag)

Lebenslauf

Steven Galloway wurde 1975 in Vancouver geboren. Er studierte unter anderem an der University of British Columbia, wo er heute als Professor Kurse für Kreatives Schreiben leitet. Seinen ersten großen Erfolg als Schriftsteller konnte er mit seinem Debüt "Finnie Walsh" verbuchen, das im Jahr 2000 veröffentlicht und für den Amazon.ca/Books in Canada First Novel Award nominiert wurde.

Alle Bücher von Steven Galloway

Cover des Buches Der Cellist von Sarajevo (ISBN: 9783442738922)

Der Cellist von Sarajevo

(38)
Erschienen am 08.06.2010
Cover des Buches Der Illusionist (ISBN: 9783442714599)

Der Illusionist

(10)
Erschienen am 09.01.2017
Cover des Buches The Cellist of Sarajevo (ISBN: 1594483655)

The Cellist of Sarajevo

(3)
Erschienen am 31.03.2009
Cover des Buches The Confabulist (ISBN: 9781594633850)

The Confabulist

(2)
Erschienen am 12.05.2015

Neue Rezensionen zu Steven Galloway

Cover des Buches Der Cellist von Sarajevo (ISBN: 9783630872797)
Bellis-Perenniss avatar

Rezension zu "Der Cellist von Sarajevo" von Steven Galloway

Bellis-Perennis
Ein Zeichen setzen - 22 Tage in den Ruinen von Sarajevo das Adagio in G-Moll Tomaso Albinoni spielen.

Die bosnische Hauptstadt Sarajevo hat eine bewegte Geschichte hinter sich: Neben ihrer Rolle als Schauplatz des Attentats auf den österreichischen Thronfolgers Franz Ferdinands und seiner Frau Sophie 1914, den Olympischen Spielen von 1984, kommt Sarajevo die dramatische Relevanz im Bosnien-Krieg der 1990-er Jahre zu. Dieser Krieg ist der Hintergrund zu diesem Roman, der auf der wahren Geschichte des bosnischen Musikers Vedran Smajlović basiert. 

Ausgangslage ist der Tod von 22 Zivilisten, die um Brot anstehend, von einer serbischen Mörsergranate getötet wurden, dessen unverletzter Augenzeuge Vedran Smajlović wurde. Den Toten zur Ehre spielt der Cellist an 22 aufeinanderfolgenden Tagen jeweils um 16 Uhr inmitten der Ruinen der belagerten Stadt öffentlich Tomaso Albinonis Adagio in G-Moll. 

Das Auftreten des Cellisten ist der Rahmen zur eigentlichen Handlung in der sich die Lebenswege von Strijela, der Scharfschützin, Dragan, dem Bäcker und Kenan, dem Familienvater, mehrfach kreuzen. An Hand der Protagonisten werden die Erlebnisse in der belagerten Stadt geschildert.  

„Man kann nicht mehr sagen, welche Version der Lüge die Wahrheit ist. Ist das wahre Sarajevo die Stadt, in der Menschen glücklich waren, einander gut behandelt, ohne Hass miteinander gelebt haben? Oder ist das wahre Sarajevo die Stadt, wie er sie heute sieht, in der die Menschen einander töten, wo Kugeln und Granaten von den Bergen herab fliegen und die Häuser einstürzen?‘ (Seite 227)

Meine Meinung: 

Autor Steven Galloway verquickt gekonnt Fakten mit Fiktion. Am 27. Mai 1992 starben bei dem serbischen Angriff 22 Menschen und mindestens 70 wurden verletzt. Im Buch bleibt Cellist Vedran Smailović namenlos. 

Die Ereignisse der fast vier Kriegsjahre sind hier in einem Monat zusammengefasst und die Abfolge ist daher sind nicht zwingend chronologisch.  

Durch die sehr lebendig gezeichneten Protagonisten Strijela, Kenan und Dragan gibt der Autor, stellvertretend für alle Bewohner Sarajevos, dem Krieg ein Gesicht.  

Am Ende des Buches gibt Autor Steven Galloway noch einen kurzen statistischen Überblick über die fast vierjährige Belagerung der Stadt: mindestens 10.000 Tote, ca. 56.000 Verwundete, 100.000 beschädigte Wohungen in 10.000 zerstörten Gebäuden.  

Von meiner Heimatstadt Wien sind es gerade einmal je nach Route 700 km und rund 8 Stunde Fahrzeit nach Sarajevo. Im Vergleich dazu die Strecke Wien - Bregenz 600 km. 

Fazit:

Gerne gebe ich diesem Roman, der auf wahren Begebenheiten beruht, 5 Sterne.


Cover des Buches Der Cellist von Sarajevo (ISBN: 9783442738922)
sabatayn76s avatar

Rezension zu "Der Cellist von Sarajevo" von Steven Galloway

sabatayn76
‚Man kann nicht mehr sagen, welche Version der Lüge die Wahrheit ist.'

‚Man kann nicht mehr sagen, welche Version der Lüge die Wahrheit ist. Ist das wahre Sarajevo die Stadt, in der Menschen glücklich waren, einander gut behandelt, ohne Hass miteinander gelebt haben? Oder ist das wahre Sarajevo die Stadt, wie er sie heute sieht, in der die Menschen einander töten, wo Kugeln und Granaten von den Bergen herabfliegen und die Häuser einstürzen?‘ (Seite 227)

Ein Cellist beobachtet eines Nachmittags aus dem Fenster eine Menschenschlange, die nach Brot ansteht. Sekunden später sind 22 dieser Menschen in Folge eines Mörsergranateneinschlags tot: Freunde, Nachbarn, Fremde.

Vierundzwanzig Stunden nach dem Anschlag setzt sich der Cellist, der in Friedenszeiten der erste Cellist des Philharmonischen Orchesters von Sarajevo war, in den Krater der Granate und spielt Albinonis Adagio - 22 Tage lang, täglich um 16 Uhr, um der Toten zu gedenken.

Steven Galloway erzählt in ‚Der Cellist von Sarajevo‘ von der Belagerung Sarajevos, wobei es sich um eine Geschichte handelt, die teilweise auf einer wahren Begebenheit beruhrt, jedoch nicht den historisch genauen zeitlichen Ablauf der Belagerung wiedergibt, denn der Autor hat Geschehnisse aus drei Jahren in einem einzigen Monat untergebracht. Nichtsdestotrotz hat es den Cellisten, der in Galloways Roman namenlos bleibt, und den Mörsergranatenanschlag auf die Menschengruppe tatsächlich gegeben: Am 27. Mai 1992 starben dabei 22 Menschen und mindestens 70 wurden verletzt, und der Cellist Vedran Smailović spielte zu Ehren der Toten an den nächsten 22 Tagen Albinonis Adagio in g-Moll.

Ich muss zugeben, dass ich den Einstieg ins Buch eher wirr und zu bemüht fand. Ich habe mich daraufhin auf eine wenig fesselnde Lektüre eingestellt, wurde jedoch schnell positiv überrascht. Im Verlauf zeigte sich bald, dass lediglich das erste Kapitel (‚Der Cellist‘) wenig gelungen war, dass der Roman spannend und bewegend wurde, sobald weitere Protagonisten vorgestellt wurden: Strijela, eine Heckenschützin, die nur auf Soldaten und nicht auf Zivilisten schießt, Kenan, der sich alle paar Tage auf den gefährlichen Weg durch die belagerte Stadt macht, um Wasser für sich, seine Familie und seine alte, grantige Nachbarin zu holen, Dragan, der in einer Bäckerei arbeitet und sich an ein Sarajevo erinnert, das es nicht mehr gibt, das er aber auch nicht aufgeben kann.

Durch die Einführung der lebendig gezeichneten Protagonisten Strijela, Kenan und Dragan gibt Galloway dem Krieg ein Gesicht und zeigt zudem, wie schnell ein Leben im Frieden zu einem Leben im Krieg werden kann, wie Normalität und Alltag von einem Tag auf den nächsten enden können. Mir haben diese Beschreibungen des Vorher und des Nachher gut gefallen und mich sehr bewegt. Und letztendlich ist der anfänglich so mühsame Roman zu einer Lektüre geworden, die ich kaum weglegen konnte und wollte.

Am Ende seines Romans bietet der Autor noch Einblicke in die Realität, spricht von der fast vierjährigen Belagerung Sarajevos, von mindestens 10.000 Toten und weiteren 56.000 Verwundeten, von 329 Granaten, die durchschnittlich jeden Tag in die Stadt einschlugen, und von 10.000 zerstörten bzw. 100.000 beschädigten Wohnungen.

Zusammen mit der bewegenden Geschichte, die sich ohne Weiteres genauso zugetragen haben könnte, veranschaulichen diese Zahlen, was sich vor gar nicht so langer Zeit ganz in unserer Nähe zugetragen hat. Denn Sarajevo ist viel näher, als man denkt: Von Berlin aus ist man mit dem Auto schneller in Sarajevo als in Barcelona, und eine Autofahrt nach Rom, in die Provence oder die Bretagne würde genauso lang dauern wie eine nach Sarajevo, auch wenn einem all diese Orte wahrscheinlich viel näher vorkommen als die Hauptstadt Bosnien-Herzegowinas.

Cover des Buches Der Illusionist (ISBN: 9783442714599)
jasimaus123s avatar

Rezension zu "Der Illusionist" von Steven Galloway

jasimaus123
Magie aus einer anderen Perspektive!

 Michael Strauss hat eine ungewöhnliche Krankheit, Konfuabulation. Er ist also davon überzeugt, das Dinge, die faktisch nicht wahr nicht, passiert sind. So glaubt er das er Harry Houdini nicht nur kannte, sondern den großen Illusions- und Entfesselungskünstler sogar umgebracht hat.

Das Buch besteht grundsätzlich aus zwei Geschichten. Einmal verfolgt man als Leser die Lebensgeschichte vom weltberühmten Magier Harry Houdini, der besonders für seine außergewöhnlichen Entfesselungstricks bekannt ist. Zum anderen erfährt man wie der Konfabulierer Michael Strauss Harry Houdini getötet hat und dabei sein eigenes Leben zerstörte. Diese beiden Geschichte hat der Autor intelligent miteinander verknüpft und zu einer großen, beeindruckenden Erzählung werden lassen, die mich gut unterhalten konnte. Besonders bei Houdinis-Kapitel fühlte ich mich manchmal als wäre ich eine gespannte Zuschauerin bei einer seiner spektakulärern Shows. Interessanterweise hat der Autor auch nicht darauf verzichtet den Lesern einen kleinen Blick hinter diese Show zu gewähren, indem er manche Tricks von Harry Houdini erklärte.

Allein schon für Harry Houdinis Geschichte hat es sich gelohnt das Buch zu lesen, doch die Sicht von Martin Strauss brachte noch einen spannenden Twist hinein, auf den ich ungerne verzichtet hätte. Unter dem Einwand der Krankheit Konfabulation zeigt der Autor damit wie schwer wiegend manche Entscheidungen und Taten in der Vergangenheit oft sind und das Reue nur ein kleines Wort ist. Manchmal kann man Fehler zwar nicht rückgängig, aber immer, wieder gut machen. Das ist, finde ich eine schöne Message, die der Autor Steven Galloway geschickt in seinem Buch verpackte.

Generell kann ich die Wortgewandtheit des Autors nur in den höchsten Tönen loben. Er schreibt fließend, gefinkelt und lässt den Lesern gerade an den wichtigsten Stellen genau die richtige Magie fühlen. Auch wenn Harry Houdini ein sehr außergewöhnlicher Mensch ist und einen doch sehr eigensinnigen Kopf hat, ist es Steven Galloway gut gelungen, dem Leser einen Blick in dieser verzweigte Gedankenwelt werfen zu lassen. Mich konnten Houdinis Kapitel immer sehr faszinieren. Wie viel davon jetzt Fiktion und wie viel Wahrheit ist - im Nachwort heißt es das der Großteil davon erfunden aber vieles auch aus Biografien übernommen worden ist. Ich denke auch hier wurde ein guter Mittelweg gefunden.

FAZIT:
Eine faszinierende Geschichte, über die Macht des Glaubens und der Magie, über Harry Houdini und einen Mann der glaubt er habe den, womöglich, größten Entfesselungskünstler der Welt umgebracht. Ich war durchwegs hingerissen und kann das Buch sehr weiterempfehlen!

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Zusätzliche Informationen

Steven Galloway wurde am 13. Juli 1975 in Vancouver (Kanada) geboren.

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