Eric Sanderson wacht eines Tages unvermittelt in einer Wohnung auf und kann sich an nichts aus seinem früheren Leben erinnern. Jedoch findet er bald heraus, dass ein Schwammkopf-Geisterhai Jagd auf ihn und seine Gedanken und Erinnerungen macht.
Nachdem ich von den Illuminae-Akten von Amie Kaufman und Jay Kristoff sehr angetan war, habe ich nun nach weiteren Büchern mit ungewöhnlichen Erzählstrukturen gesucht und bin dabei auf Steven Halls „Gedankenhaie“ gestoßen. Leider muss ich sagen: Ungewöhnlich ist hier noch untertrieben, das Buch ist durch und durch verwirrend.
Klar, es hat irgendwo auch Struktur und eine Handlung, die auch ganz üblich in Kapiteln erzählt wird. Denn Eric Sanderson versucht schon, mehr über sein Leben herauszufinden und man merkt auch recht schnell, was die Ursache der ganzen Angriffe ist. Dennoch stellt sich mir eine zentrale Frage: Was ist, bzw. was will dieses Buch eigentlich?
Ich kann nicht anders, als zu sagen, dass es fast so wirkt, als würde das Buch 430 Seiten lang selbst versuchen wollen, herauszufinden, was es eigentlich ist. Denn wenn es darum geht, den Schwammkopf-Geisterhai zu erklären, wird es sehr abstrakt. Der Hai ist ein Konzeptfisch aus Text, der sich von den Gedanken und Erinnerungen des Opfers ernährt und es so leer saugt. Deskriptiv ist das einigermaßen zu erklären. Aber die Metaebene ist schwer zu verstehen. Geht es um eine wortwörtliche Darstellung eines Kampfes, den man mit sich selbst kämpft? Oder geht es um ein experimentelles Sprachspiel? Denn nicht nur die Sprache des Romans ist stellenweise sehr gehoben, seine Struktur löst sich auch ab und an auf und man findet fiktive Ausschnitte aus Geschichten, Skizzen und sogar der Geisterhai selbst wird visualisiert. Zudem scheint hier die reale Welt mit einer Traumwelt, Gedankenwelt, Konzeptwelt, wie auch immer man sie nennen mag, zu verwischen, so dass man sich fragen kann, ob Eric Sanderson das alles wirklich erlebt oder zumindest ein Großteil der Handlung nur in seinen Gedanken stattfindet. Stellenweise wirkt der Roman derart surreal und grotesk, dass es nahezu unmöglich erscheint, ihn zu fassen.
Zusammenfassend bleibt zu sagen: „Gedankenhaie“ hat irgendwie was – nur nicht für mich. Ich verstehe, dass der Roman etwas sagen bzw. ausdrücken will. Nur was, das war für mich das große Rätsel. Ich dachte bislang, einen Roman nicht zu verstehen wäre schon schlimm genug, aber sich zu fragen, ob man einen Roman überhaupt verstanden hat, toppt das Ganze. Ein kleiner Teil sagt ja, der weitaus größere sagt jedoch: Keine Ahnung. Dementsprechend war der Roman leider nicht mein Fall.