Rezension zu "Facebook - Weltmacht am Abgrund" von Steven Levy
Der Untertitel von „Facebook – Weltmacht am Abgrund“ verspricht „de[n] unzensierte[n] Blick auf den Tech-Giganten“. Ziemlich hehres Ziel, wird es auch eingehalten?
In seinem Buch berichtet der amerikanische Technik-Journalist Steven Levy über Facebook, ein Unternehmen, das mehr als irgend ein anderes unsere Gesellschaft verändert, wenn nicht in manchen Punkten geradezu zersetzt hat. Dazu begleitete der Autor Mark Zuckerberg über 10 Jahre, schaute hinter die Fassade des Unternehmens und zeigt auf, was uns noch bevorsteht, wenn es nach dem Willen des Konzerns geht. Man verfolgt den Weg von der Studentenidee zum Tech-Imperium, in dessen Kosmos neben Facebook selbst auch WhatsApp und Instagram gehören. So wird deutlich, warum von einigen Seiten eine Zerschlagung gefordert wird. Ebenso deutlich wird aber auch, welche Macht der Konzern dank seiner Daten hat, aber auch, warum er dafür in immer kürzeren Abständen kritisiert, abgemahnt oder gar abgestraft wird.
Zugegeben, unter Jüngeren scheint die Beliebtheit von Facebook deutlich geringer als vor einigen Jahren. Dennoch haben alle Nutzer von Facebook zusammen dem Unternehmen einen Börsenwert von ca. 500 Mrd. US-Dollar (Stand Mitte 2019) beschert. Wer wissen will, wie man da hinkommt, wie viel Skrupellosigkeit seitens Zuckerberg dafür erforderlich war, dem sei die Lektüre des Buches empfohlen. Tatsächlich ist der Einblick, den das Unternehmen einem durchaus nicht unkritischen Geist wie Levy gewährte, ungewöhnlich. Das ist denn auch Stärke und Schwäche des Buches: Es ist sehr ausführlich und sorgfältig, man könnte auch sagen etwas zu detailreich. Wer den Film über Zuckerberg/Facebook gesehen hat, weiß schon, dass er meist introvertiert agiert, aber durchaus aggressive Züge hat, insofern bietet die „Charakterstudie“ hier für Leute, die den Film gesehen haben, kaum neue Informationen. Interessanter ist da schon der teils anekdotenhafte, teils sachliche Einblick in die Mechanismen des Unternehmens und seiner wertvollsten Mitstreiter, aber auch wie genau diese Strategien zum Fallstrick kartellrechtlicher Art werden könnten. Levy bezieht auch Stelllung zum vollmundig angekündigten Paradigmenwechsel nach dem Cambridge-Analytica-Skandal. Wer sich ohnehin ausführlich mit Facebook auseinandergesetzt hat, wird allenfalls Bestätigung finden, alle anderen bekommen hier tatächlich einen ungeschönten Blick auf das Unternehmen, sodass sich vielleicht ja doch des einen oder anderen Nutzerverhalten ändert. Insofern werden die soliden 3,5 Sterne aufgerundet.