Wir begeben uns mit Mitka Kalinski auf seine Lebensreise, die mir als Leserin mehr als einmal den Atem genommen, die Tränen in die Augen getrieben und eine ganz bunte Gefühlspalette während des Lesens hat erleben lassen.
Mitka Kalinski lebt in Nevada, in Amerika, seinem gelobten Land und führt ein lebendiges und fröhliches Familienleben. Auch wenn sich die Familie nicht sehr viel leisten kann, machen sie das Beste aus dem, was sie haben und Mitka ist auf das Überleben spezialisiert, was jedoch niemand in seiner Familie ahnt. Es ist eines von vielen Geheimnissen, dass dieser humorvolle, kreative und kontaktfreudige Mann mit sich herumträgt und dass er sehr sorgsam vor seiner Familie, seinen Freunden und Kollegen verbirgt, denn Mitka ist Jude und seine Wurzeln sind in Europa in einer der finstersten Zeiten entstanden. Mitka hat sich in Amerika neu erfunden, er ist "Tim", und eine sehr lange Zeit gelingt es ihm unter äußerster Anstrengung seine Vergangenheit zu verbergen, doch eines Tages bahnen sich die erlebten Traumata ihren Weg ans Tageslicht und verlangen angeschaut zu werden.....
Er teilt seine furchtbaren Erinnerungen mit seiner Familie und gemeinsam begeben sie sich auf Spurensuche, geboren wahrscheinlich in der Ukraine, vielleicht im Jahr 1939, das weiß Mitka nicht, wurde er von seiner jüdischen Mutter in ein Kinderheim gebracht. Doch das konnte ihn von den grausamen Schergen nicht retten und Mitka muss die Qualen verschiedener Konzentrationslager erleiden, erlebt Massenerschießungen und Todesmärsche, bis er von einem Bauer aus dem Lager Pfaffenhofen bei Rotenburg a.d. Fulda "gerettet" wird. Fortan muss er als Kindersklave unter unwürdigen Bedingungen arbeiten. Der Bauer, ein strammer Parteigenosse, fälscht Mitkas Papiere und auch als der Krieg schon vorbei ist, nutzt er Mitkas Arbeitskraft aus. In einer ganz furchtbaren Nacht hört Mitka die Worte in seinem Geist, "Am Ende findest Du Dein Ziel" und diese geheimnisvollen Worte geben dem gequälten Jungen Kraft die furchtbaren Grausamkeiten auszuhalten und zu überleben. Mitka hatte keine Möglichkeit, die Schule zu besuchen und lesen und schreiben zu lernen, doch er hatte ein feines Gehör und fand Halt in der Musik und schaute Filme bis in sein hohes Alter.
Nachdem die Amerikaner den Jungen gefunden hatten, konnte er auf eine wundersame Weise in sein "gelobtes" Land, dass er nur aus dem Kino kannte. Dort wächst er zu einem kräftigen Mann heran, lernt seine große Liebe Adrienne kennen und gründet eine Familie. Adrienne steht ihm die ganzen Jahre zur Seite, ganz besonders die vielen Jahre der mühsamen Spurensuche nach seinen Wurzeln, nach seinen Eltern, nach den Tätern und vor allem nach der geheimnisvollen Stimme, dem Gott seiner Väter und Mitka gelingt ein wahres Wunder, er kann Frieden mit seiner Vergangenheit schließen.
Mich hat diese sorgfältig recherchierte und so fein formulierte Geschichte sehr bewegt und ich hege aufrichtige Bewunderung für Mitka. Wie er nach diesen geschilderten Grausamkeiten, und die Autoren haben sehr wahrheitsgetreu und sensibel berichtet, sich auf eine mehr als mutige Erkundungsreise in die Vergangenheit begibt, welche Wunder er erlebt, auch herbe Rückschläge, doch er lässt nicht locker und er jagt diesem Frieden, von dem der Gott seiner Väter spricht, förmlich nach. Ich konnte es nur in Etappen lesen, besonders der erste Teil seiner Kindheit hat mir oft den Atem stocken lassen, doch ab der Mitte liest es sich wie ein ermutigender Krimi und ab da konnte ich es nicht mehr aus der Hand legen.
Sehr lesenswert!