Cover des Buches Halloween (ISBN: 9783499240027)
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Rezension zu Halloween von Stewart O′Nan

Halloween - beklemmende Abendlektüre

von Sterny88 vor 10 Jahren

Rezension

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Sterny88vor 10 Jahren

Ich habe fieberhaft überlegt, was ich wohl zu Halloween lesen könnte. Eigentlich lese ich eher unabhängig von Feiertagen, aber diesmal gab es eine geniale Challenge von Krinkelkroken und deshalb begab ich mich auf die Suche nach passendem Lesestoff. „Als das Grauen begann“ von der Fear Street Reihe kam leider etwas spät zu mir nach Hause, denn ich habe diese Bücher als Kind geliebt. „Irre Seelen“ war auch in der engeren Auswahl, aber ich konnte letztendlich nicht widerstehen bei einem Buch, dass schlicht und einfach „Halloween“ heißt.

Nun zur eigentlichen Rezi:

Ein schrecklicher Unfall an Halloween verändert das Leben von fünf lebenslustigen Jugendlichen derart plötzlich, dass niemand die Zeit findet sich darauf einzustellen. Das Buch beginnt ein Jahr später, kurz vor Halloween. Brooks, ein Polizist vor Ort, war damals derjenige, der den Unfallhergang aufgenommen hat und wird seitdem Tag und Nacht von diesem Fall verfolgt. Er ist wie besessen davon. Dann bleiben noch die „Überlebenden“ – Tim, der seine geliebte Danielle verloren hat und Kyle, der Draufgänger der Truppe, der nun ohne Hilfe nicht mehr weiß, wie und in welcher Reihenfolge man sich eigentlich anzieht. Drei Freunde haben es nicht überlebt und beobachten nun aus der „Ferne“, was die anderen so machen…

„Halloween“ von Stuart O`Nan ist ein äußerst beklemmendes Buch. Die drückende Atmosphäre, die in der Geschichte heraufbeschworen wird, geht einem unter die Haut. Eigentlich gibt es ausschließlich tragische Charaktere, die sich vom Leben nicht mehr viel versprechen. Toe, Danielle und Marco sind mittlerweile Geister, die alles mehr oder weniger zynisch kommentieren. Da wird auch über die peinlichen Fotos gelacht, die Kyles Mutter als Andenken ausgesucht hat am 1.Todestag. Das Leid der Lebenden ist dabei deutlich spürbarer, als das Empfinden von Mitleid mit den Toten. Ich denke aber, dass genau das gewollt ist. Tim verbringt immer noch viel Zeit mit Kyle, der ihm Tag für Tag vor Augen hält, was Tim alles verloren hat. Kyle ist eben nicht mehr der Kyle mit dem Tim mal um die Häuser ziehen konnte…

Der Schreibstil ist anfangs etwas gewöhnungsbedürftig, da die Einwürfe der toten Jugendlichen in Klammern dargestellt werden und man manchmal den Anschluss verliert, was wirklich passiert ist oder was noch zu den Gedankengängen davor gehört.

Es gibt auch eingebaute Rückblenden, die nicht klar vom Rest der Story abgetrennt sind – gerade diese Stellen führen zu neuen Erkenntnissen, die etwas mehr Licht ins Dunkel bringen. Wenn es auch etwas komisch klingen mag – die „Ereignislosigkeit“ im Buch ist gleichermaßen sehr spannend. Man setzt sich mit den Gedanken aller Figuren auseinander und wird so immer tiefer in den Sog der Verzweiflung gezogen.

Irgendwie hat diese ganze Geschichte etwas zutiefst Verstörendes und zwar ganz ohne Splatter- oder Horrormomente. Man kann beinahe sagen, dass alles so real wirkt, dass man erleichtert das Buch schließt und froh ist nicht selbst Teil der Geschichte zu sein.

Für mich eine sehr gelungene Halloweenlektüre :)

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