Cover des Buches Westlich des Sunset (ISBN: 9783498050450)
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Rezension zu Westlich des Sunset von Stewart O′Nan

Ein Schriftstellerleben - F. Scott Fitzgerald

von Girl56 vor 8 Jahren

Kurzmeinung: Stewart O'Nan hat eine sehr bewegende Romanbiografie zu F.S.Fitzgerald geschrieben - sehr lesenswert.

Rezension

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Girl56vor 8 Jahren

Stewart O’Nan beschreibt in seinem neuen Buch, einer Romanbiografie, die letzten Lebensjahre des berühmten amerikanischen Schriftstellers Scott F. Fitzgerald, vielen hier bekannt durch sein berühmtestes Werk „Der große Gatsby“.

Fitzgerald, früh zu literarischem Erfolg gekommen, verspielte mit seinem exzentrischen Lebensstil, Alkoholismus und Geldverschwendung, sein Renommee und seine bürgerliche Existenz. Nachdem seine Frau Zelda, nach diversen Aufenthalten in Sanatorien in Europa, scheinbar endgültig nervenkrank in einer psychiatrischen Klinik untergebracht werden muss und die Tochter Scottie ins Internat gegeben wurde, steht Fitzgerald vor der fast unlösbaren Aufgabe, Geld für den Unterhalt von Zelda, Scottie und für sich zu verdienen. In dieser verzweifelten Lage bringt er seinen Agenten dazu, ihn als Lohnschreiber für Drehbücher in einem Hollywoodstudio unterzubringen.

Diese Zeit in Hollywood dient O’Nan nun als Rahmen für Fitzgeralds Lebensgeschichte. Wir erleben, wie demütigend die Existenz der Drehbuchautoren im Hollywood dieser Jahre war, wie ihnen Filmprojekte zugeteilt wurden, wie ihre Texte verändert, gar verstümmelt wurden, wie ihnen willkürlich Co-Autoren zugeteilt wurden oder das ganze Filmprojekt auf Eis oder ganz ad Acta gelegt wurde.

In Zeiten von Leerlauf und Schreibblockaden, erinnert sich Fitzgerald an seine Kindheit und Jugend, wie schwer er es hatte, im wohlhabend-bürgerlichen Milieu zurechtzukommen (die Familie lebte vom Erbe der Mutter und dem guten Willen der Großeltern, der Vater verarbeitete seine Lebensniederlagen mit Alkohol), an seine frühen literarischen Erfolge, sein Werben um Zelda, deren Exaltiertheit ihn verzauberte und doch, gepaart mit seinen eigenen Schwächen, zu beider Scheitern in der Welt führte.

In Hollywood nun lernt Fitzgerald eine junge Klatschreporterin kennen, Sheilah Graham, in die er sich verliebt. Beide sind, obgleich im Alter weit auseinander, schwer vom Leben gezeichnete Menschen. Sheilah möchte nicht geheiratet werden, sie verlangt nicht viel von Fitzgerald, nur die Alkoholsucht kann sie nicht akzeptieren. Seine wiederholten Abstürze, besonders immer wenn er Zelda im Osten besucht hat, bringen dieser Beziehung enorme Belastungen, dazu die beständige Geldnot und die Furcht vor der Entlassung durch die Filmstudios.

O’Nan beschreibt uns einen Menschen, auf dem ein unmenschlicher Druck liegt, der sich ununterbrochen seiner Verantwortung für Frau und Tochter bewusst ist, der weiß, dass der Gin ihn langsam aber sicher die Gesundheit ruiniert, der aber immer wieder abstürzt. Er zeichnet uns einen Menschen, der sich dafür schämt, diese Arbeit in Hollywood machen zu müssen, der ahnt, dass er an seinem Niedergang als Autor selbst Schuld hat und doch weitermacht und arbeitet so viel er kann, um das Ruder rumzureißen.

Stewart O’Nan findet eine wunderbare Sprache für diese Lebensbeschreibung. Fitzgerald geht einem sehr unter die Haut. Diese Romanbiografie ist keine leichte Lektüre, das Scheitern eines Menschen so nahe gebracht zu bekommen, ist manchmal schwer erträglich, aber auf jeden Fall lesenswert und sehr zu empfehlen.

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