Stewart O'Nan

Abschied nehmen tut weh, und es passiert oft nicht bewust. Abschied nehmen ist ein Moment des Rück- und Ausblicks. Man stellt sich Fragen und trauert um das Vergange. Beziehungen werden aufgelöst oder neugeknüpft und man muss loslassen. Das tut weh. Die Hauptperson traut sich nicht, und entscheidet sich anders.

Ein Gesicht in der Menge der Stadionbesucher: Dean Evers entdeckt seinen längst verstorbenen Zahnarzt im Publikum eines Baseballspiels - da passt einiges nicht zusammen. Und allabendlich sieht er mehr Menschen dort, die gar nicht dasitzen können!

Wir werden mit ihm nicht warm. Seine Sicht ist die einzige, die wir kennenlernen, aber er bleibt immer nur "er" oder "Evers"; die Autoren halten nicht hinterm Berg damit, dass er kein sehr angenehmer Mensch ist, und uns auf Abstand zu ihm.
Das ist für mich die große Kunst der Kurzgeschichte (die allerdings King-typisch für eine Kurzgeschichte recht lang ist!). Die andere Kunst ist die Bildgewalt, die einem jeden Wurf vor Augen hält, während Evers gleichzeitig in Erinnerungen schwelgt.

Bald passt nichts mehr zusammen, und Evers entscheidet sich, ins Stadion zu gehen, statt am Fernseher "alte" Bekannte zu sehen, und dort wird die Überraschung noch ein Mal größer.
Zu einer Kurzgeschichte gehört das überraschende Ende, daher hört die Inhaltsangabe hier auf.
Für mich ist das Hörbuch ein Kleinod, fantastisch erzählt von David Nathan, ein kurzes, aber überzeugendes Hörvergnügen ohne Crime & Blood, aber mit viel Menschlichem.

Beim Vorgänger des Romans " Emily allein" war Emily Witwe. In diesem Buch ist der Alltag des alten den Paares aus der Sicht Henrys  beschrieben. Und das sehr liebevoll. Ich mochte das weitgehend harmonische, aufeinander eingestellte Paar sehr. Es passiert im Grunde nicht sehr viel in ihrem Leben dessen Ablauf geprägt ist von den Jahreszeitlichen Urlauben und Festen, zu denen meist die Kinder und Enkelkinder zu Besuch kommen. Um so überraschender ist, wie spannend eine Schilderung über eine Antenne vom Dach herunter holen sein kann. Neben ein paar Höhen und Tiefen liegt über dem Roman Glück und Zufriedenheit am Leben, aber auch ein bißchen Melancholie in Hinsicht des nähernden Ende.