Das VIRUS-Magazin hat dieses Buch mit "einem modernen und tiefschwarzen Fänger im Roggen" verglichen, und da dachte ich: Moment! Vielleicht etwas vergriffen, dieser Vergleich? Ich meine ja nur, Salinger und ein Underground-Autor? Gelesen, und...Chapeau! Ich will den Vergleich nicht kommentieren, weil es, meiner Meinung nach, auch nicht möglich ist. Der Autor ist jedenfalls definitiv KEIN Menschenfreund, sondern ein echter Nihilist und Misantroph, und das liest man in jeder Zeile. Moral sucht man hier vergebens, eher ist es der Zerfall und die Dekadenz, die in den Kurzgeschichten haarfein beschrieben wird. Ist das Gesellschaftskritik? Der Begriff erinnert ja irgendwie immer an die Grünen und irgendwelche schlimmen Weltverbesserer, die einem erklären, das Fleisch essen böse und Migrantenkinder per se immer gut sind. Nein. Dieses Buch ist ziemlich subversiv, eben weil es keinen moralinsauren Anspruch und dem Leser eine Interpretation selbst überlasst. Das große Plus ist, das der Autor keine Antworten gibt. Die Kurzgeschichten haben thematisch eine große Bandbreite, handeln vom Coming of Age, von Sex, Liebe, unterdrückter Homosexualität, Schuld und Sühne. Große Themen, die allesamt ein zerstörtes Bild des Zeitgeistes hinterlassen.
Stiff Chainey
Alle Bücher von Stiff Chainey
Nihilistic Degenerator
White Trash Voodoo
Giftherz
Tales from the Backseat
Antiheld
Neue Rezensionen zu Stiff Chainey
Klappentext:"Zart besaitet? Dann lassen Sie die Finger von diesem Buch. Menschenhandel, Hundekämpfe, Junkies, die für eine Prise Koks die stinkendsten Körper befriedigen, und Frauen, auf „ein Stück Fleisch mit einem Loch“ reduziert – Stiff Chaineys Giftherz läßt uns all jene Abgründe aus der Makroperspektive erleben, hautnah und fast körperlich. In knappen, ausgefeilten Szenen und unverbraucht klingenden Sätzen läßt er die Typen, die sich in unseren Unterwelten tummeln, als genau die Hurensöhne in Erscheinung treten, die sie tatsächlich sind und unter der Schminke, die ihnen von der Mainstream-Literatur verpaßt wurde, viel zu lange gesichtslos blieben. In diesem Roman verschmelzen Poesie, Rock’n’Roll und blutige Realität zu einer Sinfonie des ganz realen Horrors, wie er sich täglich um uns ereignet. Stiff Chainey nicht zu lesen hieße eins der heftigsten Abenteuer unserer Tage zu verpassen"
Giftherz ist eine recht radikale Story, erzählt von einem Protagonisten namens "Narbenfresse". Narbenfresse berichtet uns von Hundekämpfen, "Pferdchen einreiten" und Menschenhandel, von Loyalität zu seinem Boss Nepal, aber auch von seinem behinderten Bruder und seiner verkommenen Mutter. Aufgehellt wird das Ganze durch Traumsequenzen und kleinen Flashbacks. Alles in einem unglaublichen Tempo. Das Buch polarisiert, keine Frage. Die Sprache ist hart und intensiv, es gibt keine Tabuwörter, politisch ist es völlig unkorrekt, hat aber auch sehr romantische Stellen, die man mehrmals lesen muss. Dem Autor allerdings nur reine Provokation vorzuwefen, ich glaube, da macht man es sich zu einfach. Das Buch erzählt einfach von Schicksalen, von Menschen, die sich ihrem Schicksal fügen, bis zum bitteren Ende. Ich fand es stark.
Nihilistic Degenerator ist ein intensives Portrait verdrängter Realität: Eine brachiale Momentaufnahme, die zugleich Spiegelbild einer kaputten Gesellschaft, als auch die Demontage jedes moralinsauren Gutmenschentums ist. Fade Begriffe wie "Gesellschaftskritik" greifen hier nicht und sind auch zu einfach, denn sie erfassen das subversive Wesen des Degenerators nicht.
Stiff Chainey ist weder naiver Moralist, noch gutgläubiger Reformist. Er gibt keine selbstgerechten Antworten. Er will den gesamten Status Quo dekonstruieren. Die Gesellschaft und das Individuum erschüttern.
In das narrative Zentrum rückt Chainey Individuen, die er als „Abschaum und Untermenschen“ bezeichnet. Es sind diejenigen Menschen der Masse, die sich dumpfer Befriedigung hingeben, die ihr Leben nicht als „Delikatesse“ begreifen wollen, sondern lieber der Lüge von Sicherheit erliegen und sich mit den vielschichtigen modernen Versionen von Brot und Spielen betäuben.
Seine Vision ist tatsächlich die des Übermenschen, im Sinne eines selbstbemächtigten, frei denkenden Individuums, der sich keinem Massenzwang und keiner Sklavenmoral unterwirft.
Im tiefsten Herzen ist Stiff Chainey ein ambivalenter Anarchist, der unpopuläre Meinungen und Ansichten vertritt. Er ist heimatlos, keiner Szene zugehörig, mit einem sehr eigensinnigen, aus diversen Subkulturen inspirierten Stil. Die transgressive Natur seiner Werke polarisiert und stößt manchen unbedarften Leser ab.
Niemand hat jemals behauptet, Stiff Chainey schreibe für den Mainstream. Er schreibt für, wie er es nennt, a few outstandig individuals, die seine Vision teilen.
Leseprobe: http://www.esoterick.net/esoterick/leseprobedegenerator.htm
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