Rezension zu "Nihilistic Degenerator" von Stiff Chainey
Das VIRUS-Magazin hat dieses Buch mit "einem modernen und tiefschwarzen Fänger im Roggen" verglichen, und da dachte ich: Moment! Vielleicht etwas vergriffen, dieser Vergleich? Ich meine ja nur, Salinger und ein Underground-Autor? Gelesen, und...Chapeau! Ich will den Vergleich nicht kommentieren, weil es, meiner Meinung nach, auch nicht möglich ist. Der Autor ist jedenfalls definitiv KEIN Menschenfreund, sondern ein echter Nihilist und Misantroph, und das liest man in jeder Zeile. Moral sucht man hier vergebens, eher ist es der Zerfall und die Dekadenz, die in den Kurzgeschichten haarfein beschrieben wird. Ist das Gesellschaftskritik? Der Begriff erinnert ja irgendwie immer an die Grünen und irgendwelche schlimmen Weltverbesserer, die einem erklären, das Fleisch essen böse und Migrantenkinder per se immer gut sind. Nein. Dieses Buch ist ziemlich subversiv, eben weil es keinen moralinsauren Anspruch und dem Leser eine Interpretation selbst überlasst. Das große Plus ist, das der Autor keine Antworten gibt. Die Kurzgeschichten haben thematisch eine große Bandbreite, handeln vom Coming of Age, von Sex, Liebe, unterdrückter Homosexualität, Schuld und Sühne. Große Themen, die allesamt ein zerstörtes Bild des Zeitgeistes hinterlassen.