„Ich selbst jage Trost wie ein Jäger Wild“
1951 schreibt Stig Dagermann für eine schwedische Hausfrauen-Zeitschrift einen programmatischen Artikel: „Unser Bedürfnis nach Trost ist unstillbar“. Stig Dagermann ist damals bereits der aufgehende Stern am nordischen Literaturhimmel, der mit seinen Werken, u. a. einer Reportage über das zerstörte Deutschland, schnell bekannt wurde.
Der Titel seines Essays gibt seine grundsätzliche Haltung bereits wieder: Er ist und bleibt untröstlich. Er leidet unter Schreibblockaden, weil er sich durch seinen schnellen Erfolg unter Druck gesetzt fühlt, er sich aber andererseits nach Anerkennung sehnt. Er fühlt sich zerrissen und sieht sich bedroht von „den gierigen Mündern der Maßlosigkeit“ einerseits und der „kleinlichen Verbitterung“ der Askese andererseits, und es gelingt ihm nicht, für sich einen gangbaren Mittelweg zu finden. Er leidet am Leben, obwohl doch das Leben, wie er schreibt, ein Trost für den Tod sein könne. Die Religion bietet ihm keinen Trost. Er kann sich nur einen einzigen wirklichen Trost denken: die Erkenntnis, dass er ein freier Mensch ist, „eine in meinen Grenzen souveräne Person“. Diese innere Freiheit findet er jedoch nicht, weil er Furcht empfindet: Furcht vor dem Verlust seines Talentes und grundsätzlich Furcht vor dem Leben. Der einzige Ausweg aus seiner Trostlosigkeit und zugleich der einzige Beweis für die Freiheit des Menschen ist seiner Ansicht nach der Selbstmord.
Mit diesen Ansichten rückt er sich in die Nähe der damals populären Existenzialisten, aber er ist kein Philosoph, wie er selber sagt. Er kann die Trostlosigkeit nicht zum Programm erheben und sie in sein Leben integrieren, sondern sehnt sich zeit seines Lebens nach Tröstungen. Gelegentlich findet er sie, wenn er die Schönheit eines Augenblicks wahrnimmt. Hier gelingen ihm äußerst anrührende Sätze, die seine sprachliche Könnerschaft glänzen lassen.
Zum Nachwort von Felicitas Hoppe: Frau Hoppe hat unbestritten ihre literarischen Verdienste, aber ihr Nachwort verflacht inhaltlich und auch sprachlich die faszinierenden und selbstquälerischen Ausführungen Stig Dagermanns. Sie beendet ihre Ausführungen mit einem Selbstzitat: „Ich bin nicht glücklich und habe nicht die Absicht, es zu werden.“
Da kann ich nur sagen: Si tacuisses...