Rezension zu "Reise in Blau" von Stig Dalager
„Er liebt das Leben. Leben ist, sich zu tummeln, auf Eisenbahnschwingen davon und um die Erde zu fliegen. Fliegen.“
Als Jugendlicher kommt Hans Christian Andersen aus Odense nach Kopenhagen. Er will Schriftsteller werden. Er sucht. Arbeit. Anerkennung. Er muss sich durchkämpfen, hat kaum Geld um seine Unterkunft zu bezahlen.
Hans Christian Andersen ist ein Nomade. Er reist. Durch ganz Europa und den Orient. Er sucht. Liebe. Anerkennung für seine Arbeit als Schriftsteller. Doch er findet keine Liebe. Anerkennung findet er, denn er arbeitet hart; doch letztendlich bleibt er alleine. Vielleicht kann er sich auch deshalb nie lange an einem Ort aufhalten.
Als alter Mann liegt er nun in seinem Bett in der Villa der Melchiors und muss gepflegt werden. Er wartet auf den Tod. Das Ende eines Genies.
Stig Dalager erzählt Andersens Leben. Intensiv und immer sehr nah am Schriftsteller, gespickt mit Motiven und Szenen aus dessen Märchen. Zwischendurch lässt er den Leser immer wieder zu Andersen zurückkehren, der nur noch vor sich hin vegetiert. Er schwebt zwischen Wachen und Träumen, er phantasiert und erkennt teilweise die Menschen um ihn herum nicht mehr wieder. Es sind seine letzten zwei Monate.
Stig Dalager schreibt keine Biografie, er schreibt vielmehr einen Roman über einen genialen Schriftsteller, so wie er ihn sieht. Ohne Anspruch auf die Wahrheit zu erheben. So hätte es sein können.
Die Sprache ist voller Bilder, voller Farben; und immer wieder eine Farbe: Blau. Alles ist blau. In den verschiedensten Nuancen. Genau wie Andersens Leben. Ein tiefes, einsames Leben.
„Wie schön die Welt doch wäre, würde das Herz für jeden eine größere Rolle spielen. Das Herz ist ein Blatt, in das schräge Löcher geschnitten sind, wo die Augen waren. Ein großes Blatt auf einem tanzenden kleinen Körper.“