Rezension zu Die Schatten von Belfast von Stuart Neville
Rezension zu "Die Schatten von Belfast" von Stuart Neville
von Monsignore
Rezension
Monsignorevor 13 Jahren
Meine Güte, wer will denn heute noch vom vergangenen Nordirland-Bürgerkrieg lesen? - dachte ich. Und traf dann auf eine Story, die ihresgleichen sucht. Ein "ehrenwerter" Killer der IRA wird nach vielen Jahren Knast entlassen und findet sich unbeholfen im Frieden wieder. Kumpane, Mitkämpfer und Vorbilder aus vergangenen Kriegstagen sind unbescholtene Bürger und Parteiführer geworden. Man hat sich arrangiert, man hat vertuscht, man pflegt alte Seilschaften mit teils zusammengebissenem Kiefer. Man kümmert sich um sein Auskommen. Soweit, sogut - wären da nicht die aktiven Schatten seiner Opfer, die ihn stets begleiten, sich mit ihm auf die Toilette drängen, in seine Träume eindringen, mit ihm kommunizieren. Und die ihm unmissverständlich klar machen, dass sie ihn nur in Ruhe lassen, wenn er jeden Drahtzieher und Gefehlsgeber für jeden einzelnen Mord umbringt. Und da Töten für ihn nie ein Problem war, fängt er an. Tatsächlich verschwinden die ersten quälenden Schatten, also macht er weiter und bringt die empfindliche Balance des Friedens in Gefahr. Von da an wird er selbst zum Gejagten. - Ein hervorragend konstruierter Politthriller, sachkundig und politisch schlau geschrieben. Aus dem Nachwort wird ersichtlich, dass sich der Autor mit diesem Buch einen lange gehegten Traum erfüllt hat, an dem er viele Jahre hart gearbeitet hat. Dieses Erstlingswerk hat das Zeug zu einem internationalen Bestseller.