Rezension zu "Das Zehn-Zeilen-Buch" von Sudabeh Mohafez
es ist schön bücher zu finden und zwar durch zufall. und sich freut, trotz schlichtheit es doch genommen zu haben. ganz einfaches papier, dezent gestaltet.
es sind momentaufnahmen, kleine uni·ver·sen, die mit wenig worten eine grosse wirkung erzeugen.
habe hier ein beispiel:
betrachten
wir kennen sie von den rauchpausen auf ihrem balkon. die beiden kennen uns vom esstisch in unserer küche, den sie vom balkon aus gut sehen können. die höfe zwischen unseren wohnungen sind zu weitläufig, als daß gesichter erkennbar wären. wenn wir uns zur gleichen zeit auf dem balkon und am küchentisch befinden, betrachten wir uns deshalb schamlos: sie uns, wir sie. manchmal kommt ein kleines kind zu ihnen heraus. einmal haben wir eine ältere dame gesehen. nachts steht er stundenlang in der dunkelheit und betrachtet den himmel - auch wenn er bedeckt ist. sie kommt nie dazu. wir sitzen bei kerzenlicht in der küche. wir betrachten ihn, wie er allein den himmel betrachtet und weiß, daß wir ihn betrachten.