Mit einem etwas mulmigen Gefühl bin ich an dieses Buch gegangen. Weniger hatte ich ein mulmiges Gefühl über das Thema, sondern dass es eine Anthropologin mit wissenschaftlichen Ehrgeiz geschrieben hat, wo das menschliche auf der Strecken bleibt.
Ich wurde eines besseren belehrt und überrascht! Mit viel Empathie und Respekt gegenüber den Verstorbenen und Hinterbliebenen schreibt sie ihre Erfahrung als forensische Anthropologin nieder. Sie gewährt uns Leser einen Einblick in ihren Arbeitsalltag, was sich kaum einer von uns vorstellen kann zu tun. Dieser Einblick ist nicht schauderhaft. Es wirkt nüchtern und doch facettenreich. Durch verschiedene Kriminalfälle und ihre Zeit im Kosovo, Sierra Leone, Grenada und 2005 nach der Tsunami-Katastrophe in Thailand, bekam ich einen anderen Blick auf die noch lebenden Menschen. Ich stellte mir während dem Lesen oft die Frage: Wie grausam und einfältig ist der Mensch?
Für viele ist der Tod etwas endgültiges, für Sue Black nicht unbedingt. Sie sieht den Kreis des Lebens damit geschlossen, wenn sie verstorben ist, sich der Wissenschaft zur Verfügung zu stellen. Der nächsten Generation von Studenten als stumme und leblose "Lehrerin" da zu sein. Darüber nach zu denken kann einem den Schauer über den Rücken laufen lassen, aber für mich kam nach der kleinen Gänsehaut ein Lächeln über die Lippen. Es ist ein schöner Gedanke auch nach dem Sterben noch von nutzen zu sein.
Ich kann dieses Buch ohne schlechten Gewissen weiter empfehlen. Es ist mit viel Herzblut geschrieben worden. Über ein Thema, worüber viel zu wenig gesprochen wird und viel zu sehr unter den Teppich gekehrt wird. Es wird Zeit dass auch der Tod wieder in sein rechtes Licht gerückt wird.