Cover des Buches Todesspirale (ISBN: 9783442364534)
Tintensports avatar
Rezension zu Todesspirale von Susan Andersen

Weibliche Technikdemenz, patriarchales Dominanzgehabe und der bemühte Rest ...

von Tintensport vor 6 Jahren

Kurzmeinung: Weibliche Technikdemenz, patriarchales Machtgehabe und ein bemühter Rest ...

Rezension

Tintensports avatar
Tintensportvor 6 Jahren
Allein der technische Unverstand dieser Autorin ist zum Fremdschämen.
Aber zu allem Überfluß wartet dieser angebliche "Bestseller" mit einem Geschlechtergefälle aus dem letzten Jahrtausend auf, von dem ich das Weglaufen kriege!

Dazwischen bemüht sich die Autorin zwar redlich - Hauptbetonung liegt auf Mühen - einen Thriller zu stricken, hat aber außer den zwei genannten Versatzstücken kaum weitere Aufreger parat ... was im Thriller eigentlich Grundvorasusetzung wäre.

Stattdessen wird die Leserin mit einem Vorlauf in erheblichen Längen beschäftigt, unterbrochen von unlogischem Geschwurbel der Sonderklasse, das den ohnehin mageren Lesegenuß endgültig stört! Wie man das Ergebnis mit einem Prädikat wie "Bestseller" hochloben kann ist mir ein Rätsel.

Technischer Unverstand, Beispiele:
Da wird die Eiskunstlauf-Figur des "Axel" auf solch hanebüchen unverständliche Art beschrieben, dass man sich wünscht, die Frau Autorin hätte es lieber gelassen! Denn der Laie versteht ... nix. Und die sportlich Versierte rätselt sich ein Loch in den Kopf, wie das Beschriebene zum Ergebnis führen soll?
Dann wirds technisch richtig abstrus!
Es geht um die Schlittschuhe der Eiskunstlaufmeisterin. Die sind plötzlich defekt. Es kommt zum Unfall. Mitten in der Show. Die passionierte Thrillerleserin ahnt längt: Sabotage! Doch die Autorin führt ihre armen Leser erst noch umständlich spazieren (anstatt raffiniert in die Irre); dies dafür umso ausführlicher und zudem ... mit einem mehr als nur rudimentärem Sachverstand. Das entstehende unlogische Gestammel ruiniert das Lesevergnügen dann endgültig.
Denn da behauptet die Autorin doch allen Ernstes:
- "Fäulnis durch Feuchtigkeit setzte irgendwann unweigerlich ein" - bei Schlittschuhen!
- Die Behauptung - so falsch sie ist - wird kurz später nochmals als "Fäulnisprozess" zementiert!
Oder ist das (kaum weniger peinlich) ein grober Übersetzungspatzer?

Die Eiskunstläuferin, die mit faulen Sohlen aufs Eis geht, möchte ich mal sehen. Bei der muss wirklich was faul sein. Und bei wem da Schrauben locker ...
Nun, jedenfalls walzt die Autorin das falsch angepackte Schuhproblem NOCH MEHR aus:
- da setzt also, wie gesagt, Fäulnis an Schlittschuhen "unweigerlich" ein - weder das Prinzip noch das Wort Korrosion - auf gut deutsch: Rost - fallen; auch Materialermüdung oder ähnliche notwendige Begriffe scheinen nicht geläufig zu sein!
- Schrauben lockern sich "immer" - so weit, so nachvollziehbar, doch dann ....
- ...lässt die "Wasserdichte" nach!? - Welch physikalische Größe dies sein soll und wo sie wirken mag, darüber werden die Leser im Unklaren gelassen ... und beginnen sich zu fragen was oder vielmehr WER hier möglicherweise nicht ganz DICHT ist!?
- dann wird allen Ernstes behauptet, der Klebstoff zwischen Kufenstahlplatte und Sohle löse sich aufgrund der Feuchtigkeit auf!? Von wasser-UN-löslichem Klebstoff hat die Autorin also auch noch nie gehört?
WasserLÖSlichen Klebstoff findet man allenfalls im Büro, im Kindergarten, in der Schule. Mit Sicherheit wird KEIN wasserlöslicher Klebstoff im Fachhandwerk verwendet, schon gar nicht bei heftiger Beanspruchung und garantiert am Allerwenigsten auf Eis und Wasser!
- dann folgt die Behauptung, die Festigkeit der Sohlen von Schlittschuhen litten - anscheinend einzig und allein - durch Eisspritzer?!
Was ist mit dem Körpergewicht der Eiskunstläufer, das sich bei Sprüngen um ein Vielfaches erhöht, ganz zu schweigen von Scher- und sonstigen Kräften, die auf Gelenke wie Schuhe einwirken? Auch solche sind der Autorin allesamt nicht geläufig?
- Dann fallen allen Ernstes bei dieser Autorin, äh ..., bei dem Schuh der Romanfigur der Autorin ... "sämtliche verdammten Schrauben gleichzeitig" heraus und dies mitten in der Eistanznummer ... wir erinnern uns ... aus der ja offensichtlich fauligen Sohle?
Das einzige was ich fallen sehe - neben der Eisläuferin und ihrem Knöchel - ist die Glaubwürdigkeit der Autorin! Denn ein Schuh unter Vollbelastung, an dem sich Schrauben lockern, der fällt nicht lässig auseinander, der bricht oder knickt zusammen, da verdreht sich die Kufe gegen die Laufrichtung ... etc.

Ich möchte den männlichen (Thriller)Autor sehen/lesen, der solch einen technischen Unverstand, ein derart umfassendes physikalisches Nicht-Vorstellungsvermögen an den Tag legt. Ich denke der gute Mann würde gesteinigt werden und sich zu Tode schämen. Und das zu recht!!!
Aber Frau, die darf das, sich so blond anstellen, dass es weh tut (nämlich dem armen Leser) ... und dennoch Bestsellerlob einfahren?

Zwischenfazit: soviel klassisch-weibliche Technikblödigkeit finde ich - als Frau - zum Fremdschämen! Wer solche Dinge partout in seinem/ihrem Roman haben will, der/die soll sich Berater suchen, die Sachverstand haben und diesen auch in korrekte Beschreibungen umsetzen können, weil sie der Sprache mächtig sind.

Die Autorin KANN und IST DIES nämlich NICHT!

Leider stolpert man in diesem Frauen-"Thriller" sogar in den scheinbar klassisch-weiblichen Domänen, der Frauen- (na ja, hier allenfalls platte Küchen-) Psychologie, über ähnliche Logiklöcher.

Aber endgültig schlecht wird mir - in diesem antiquierten Werk in modernisierter Mogel-Neuverpackung, das einem dreckfrech als aktuell untergejubelt wird - bei seinem stumpfdämlichen männlichen Paschagehabe wie es vorgestriger nicht geht. Davon könnten selbst hartgesottene Patriarchen und Frauenbegrapscher, wie sie derzeit am Pranger der `Social Media' stehen, noch lernen!
Da ist die Protagonistin ...
- `mehr als gefügig'
- der Protagonisten stellt ihr in allen Hausecken und -fluren nach
- ja sie wird sogar wortwörtlich AN die Wand gestellt, gedrückt, geschoben ...
- und dies in jeder einzelnen (angeblichen) Liebeszene ...
- ... und das bessert sich und bessert sich einfach ... nicht!

Fazit: Ich habe zwei Fünftel dieses "Bestsellers" geschafft, bei dem die "Thrills" in schiefer Art, an den falschen Stellen stattfinden. Ich finde ich war jetzt tapfer genug - es langt!
Angehängte Bücher und Autor*innen einblenden (2)

Was ist LovelyBooks?

Über Bücher redet man gerne, empfiehlt sie seinen Freund*innen und Bekannten oder kritisiert sie, wenn sie einem nicht gefallen haben. LovelyBooks ist der Ort im Internet, an dem all das möglich ist - die Heimat für Buchliebhaber*innen und Lesebegeisterte. Schön, dass du hier bist!

Mehr Infos

Hol dir mehr von LovelyBooks