Rezension zu Pirasol von Susan Kreller
Toller Roman mit einem einzigartigen Schreibstil
von bettinahertz
Rezension
bettinahertzvor 7 Jahren
Pirasol Autor: Susan Kreller Pirasol ist eine alte Fabrikantenvilla, darin leben Gwendolin 84 Jahre und die fünfzehn Jahre jüngere Thea, die ihren ganz eigenen Plan verfolgt. Eines Tages wird erzählt, man habe Gwendolins verschollenen Sohn bzw. einst vom Vater verstoßen, in der Stadt gesehen. Dies ist für Thea Anlass genug, die Villa unter ihrer Fuchtel zu bringen und beginnt gegenüber Gwendolin einen Kleinkrieg. Gwendolin muss spät in ihrem Leben lernen, ihre Stimme zu heben und sich zur Wehr zu setzen, um am Ende sich nicht selbst zu verlieren. Es wird für sie eine Reise in die Vergangenheit, mit erschütternden Erkenntnissen und eine Befreiung ihrer selbst. Dieser Roman aus der Feder von Susan Kreller ist keine leichte Kost. Sprachlich empfand ich ihn auf hohem Niveau und ich benötigte ein paar Kapitel, mich mit dem Schreibstil anzufreunden. Dann aber hat es mich gepackt und ich war begeistert von der Explosion an Wortspielen, die so viel Emotionen freilassen und einem mehr als einmal fassungslos zurücklassen. Zusätzlich bedient sie sich mehrerer Zeitperspektiven und lässt uns mit Gwendolin in ihre Vergangenheit reisen. Die Zeit bei ihren Eltern, die Zeit des zweiten Weltkrieges und danach, die Zeit mit Willem und ihrem Jungen. Es ist eine Vergangenheitsbewältigung, das Aufarbeiten großer Verluste und der Umgang mit Schuld und Vergebung. Gwendolin hat soviel hingenommen, mehr als ein Mensch ertragen kann, dabei wollte sie doch nur irgendwo geborgen, aufgehoben sein. Dieser Roman hallt noch lange in einem nach und macht traurig, wozu Menschen fähig sind, auch ohne Krieg und große Schlachten. Ich bin sehr beeindruckt über Gwendolins Geschichte und vergebe verdiente fünf Sterne.