Rezension zu "Schneeriese" von Susan Kreller
Susan Kreller hat ihre Leidenschaft fürs Schreiben schon sehr früh entdeckt – und zwar mir sechszehn Jahren. Angefangen hat sie mit Kurzgeschichten, in denen sie ihre Protagonist*innen mit äußerst dramatischen Situationen konfrontiert hat. So erzählt sie in einem Interview mit dem Borromäusverein beispielsweise: „Als ich angefangen habe zu schreiben, hat keiner meiner Protagonisten die Geschichte überlebt.“
Inzwischen hat sich das Gott sei Dank geändert, sodass ihre Hauptfiguren, auch wenn sie im Laufe der Geschichte meistens durch die Hölle gehen, am Ende dann doch überleben.
„Schneeriese“ ist die Geschichte des vierzehn-jährigen Adrian, der von seiner besten Freundin Stella liebevoll „Einsneunzig“ genannt wird. Eigentlich war dieser Spitzname ein gemeiner Scherz seiner Klassenkameraden, aber dann hatte Stella den Einfall, Adrian einfach immer so zu nennen, damit ihm der Name nicht mehr wehtun konnte. Das ist übrigens nicht ihr einziger Versuch, Adrian mit seiner Größe zu versöhnen. Wenn sie ihn nicht gerade „Einsneuzig“ ruft, schreibt sie für ihn ein Heft über sämtliche Dinge in der Welt, die groß und lang sind – so wie er. Kein Wunder also, dass sich Adrian in sie verliebt.
Leider muss Adrian feststellen, dass Stella nicht das gleiche für ihn empfindet. Als im Haus gegenüber eine georgische Familie einzieht, erobert der älteste Sohn Dato Stellas Herz im Sturm. Adrian dagegen fällt von diesem Zeitpunkt an in ein tiefes Loch, aus dem er sich nur langsam und schleppend wieder herausziehen kann. Am Ende kann Adrian sein emotionales Trauma jedoch überwinden und findet nicht nur zu sich selbst, sondern auch zu Stella zurück.
Ich persönlich habe das Lesen dieses Romans sehr genossen und kann ihn nur weiterempfehlen! Er eignet sich jedoch besonders für ein jüngeres Publikum.
(Achtung: Spoiler-Alarm!)
Das Werk „Schneeriese“ thematisiert nicht nur die unerwiderte Liebe eines pubertären Jungen, sondern auch die hochaktuelle Flüchtlingsdebatte, die in Adrians Entdeckung von Datos illegal eingewandertem Großvater ihren Höhepunkt findet. Gott sei Dank hat Kreller ihren Hang für schlechte Enden mittlerweile abgelegt, denn Adrian verrät den todkranken Mann nicht, sondern zeigt sich stattdessen verständnisvoll und tolerant. Dieser Aspekt des Buches hat mich besonders beeindruckt, da hier schwierige gesellschaftliche Probleme für die Jugend nachvollziehbar dargestellt werden.
Literatur:
Intervier und Portrait:
https://www.borromaeusverein.de/auslese/portraets/portraet-susan-kreller