Rezension zu "Im Fahr: Die Klosterfrauen erzählen aus ihrem Leben" von Susann Bosshard-Kälin
Die Autorin hat 17 Benediktinerinnen des Klosters Fahr porträtiert. Sie erzählen aus ihrem Leben, von ihrer Entscheidung fürs Kloster, von ihren Träumen, lassen dabei auch durchaus kritische Stimmen zur katholischen Kirche ertönen. Der Fotograf Christoph Hammer hat die Nonnen während eines ganzen Jahres begleitet und vervollständigt mit seinen monochromen Werken die Porträts.
Erster Eindruck: Auf dem Cover ein Schnappschuss zwischen Tür und Angel – gefällt mir sehr gut.
Ich habe bisher zwei Bücher der Autorin gelesen, und zwar „Beruf Bäuerin – Frauen aus der Bäuerinnenschule Kloster Fahr erzählen“ sowie „Unter der Haube – Diakonissen erzählen aus ihrem Leben“. Glaubensthemen interessieren mich sehr, insbesondere erfahre ich gerne mehr über die Menschen, die sich für den Weg ins Kloster entschieden haben: Menschen, die ihre Berufung im Glauben an Gott gefunden haben.
Die Frauen erzählen u.a. von ihrer Geburt, der Kindheit, dem Umfeld, in dem sie aufgewachsen sind (häufig ein bäuerliches und kinderreiches Umfeld). Es hat mehrere Schwestern, die in der eigenen Familie weitere Klosterfrauen, Pfarrer oder Missionarinnen haben. Der Entscheid, ins Kloster einzutreten, ist ein bewegender Moment, ebenso, wenn sie als Ordensfrauen neue Namen erhalten (für mich ist das zwar fremd, aber ich verstehe, dass der neue Name auch den Beginn des neuen Lebens symbolisieren soll).
Das Thema „Gehorsam“ ist sehr zentral. Es wird bestimmt, wer wo eingesetzt wird. Wenn nun entschieden wird, dass jemand in der Paramentenwerkstatt zu arbeiten habe, ist das einfach so anzunehmen. Auch wenn vielleicht lieber in der Küche gearbeitet würde. Eine Schwester meinte dazu: „Eigentlich wäre ich von Anfang an gern in die Klosterküche gekommen. Aber es dauerte 55 Jahre, bis der Wunsch in Erfüllung ging. Nie aufgeben, ist meine Devise, auch wenn etwas dauert, jahrzehntelang!“
Der Tagesablauf „Ora et labora“ ist sehr strikt vorgegeben – dies würde ich auf den ersten Moment als einengend bezeichnen, aber offenbar gibt dieser Rhythmus den Schwestern auch Halt und schont deren Kräfte. „Von allem etwas, aber von nichts zu viel.“ Es ist nicht immer einfach, in einer nicht selbst gewählten Gemeinschaft zu leben. Überraschend war für mich, dass sich die Schwestern jahrzehntelang siezen mussten.
„Die katholische Kirche hat nur Zukunft, wenn sie von Frauen und Männern gemeinsam getragen und geleitet wird. Davon bin ich überzeugt.“ (Priorin Irene)
Es hat mir ausserordentlich gut gefallen, sehr persönliche Einblicke in das Leben der verschiedenen Schwestern zu erhalten, von ihren Hoffnungen und Gedanken zum Leben und Sterben zu erfahren. Von mir gibt es 5 Sterne.