Cover des Buches Als Clara Dorn ein bisschen heilig wurde (ISBN: 9783423261258)
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Rezension zu Als Clara Dorn ein bisschen heilig wurde von

Nicht ohne Tiefgang

von M.Lehmann-Pape vor 7 Jahren

Rezension

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M.Lehmann-Papevor 7 Jahren
Nicht ohne Tiefgang

Die beste Freundin, mit der man so überaus wunderbar lästern konnte, tot. Vom Krebs dahingerafft. Und die so taff sich gebende, so zynisch artikulierende, so unglaublich auf ihre jugendliches Äußere (was manche Peinlichkeit in der Kleidungswahl mit einschließt) Wert legende Clara Dorn schafft es mental nicht, auf Marie´s Beerdigung zu gehen.

Was sie natürlich nie mit einem Schock, mit tiefer Trauer, mit einem Erwachen aus einem ewigen „Jugendtraum“ in Verbindung bringen würde. Auch nicht ihren Zusammenbruch, eine Panik Attacke, wie der merkwürdige Arzt ihr versucht, einzureden. Dabei weiß Clara Dorn doch ganz genau, dass es ihr Herz war. Und nichts Anderes.

Jene den 70 entgegenlebende Clara Dorn, die vor allem mit imaginären Journalistinnen in ihrem Kopf ihr Leben reflektiert und dabei intensiv darauf achtet, die Rolle der gestandenen, attraktiven, lebensklugen „Frau in den besten Jahren“ vorzuzeigen. Wozu auch „Sky“ gehört, ihr Liebhaber, Partner wäre zu viel gesagt, gut gereift, Männermodel, für den „schönen Schein“ hervorragend geeignet.

Wenn es nicht doch, und das schwant Clara, widerstrebend, in diesem Leben eher um das „Sein“ gehen würde und der „Schien“ einen nicht trägt, angesichts der existenziellen Fragen ihres Lebens.

Zu denen auch das Verhältnis zu ihrer Tochter gehört. Als diese 14 war, hat Clara sang- und klanglos den Heimatort verlassen, ihrer Tochter halbgar angeboten, doch mitzugehen, war erleichtert, dass das Kind lieber in der Heimat bleiben wollte und führt nun doch, spontan, einfach zurück.

In ihrem Kopf rücken sich bereits die tiefen, filmaffinen Wiedersehens-Szenen zurecht. Das „verloren Kind“, dass mit Tränen in die Arme der Mutter zurücksinkt. Doch auch das wird anders kommen. Denn die Tochter, Katrin, Ärztin, weiß sich zu wehren, hat Haare auf den Zähnen, was auch ihre Patienten zu spüren bekommen (und was für manch anregende-humorvolle Momente im Buch sorgt). Und muss ebenso selbst das Scheitern einer wichtigen Beziehung irgendwie in den Griff bekommen.

Da kommt die egozentrische Frau Mama aber gerade recht……

Bei aller Ruppigkeit der Figuren, die Mewe teils brüllend komisch, teils zum Nachdenken stark anregend in den Raum zu setzen vermag, die Frage, wie man aus der Egomanie eigener Selbstverliebtheit und Selbsttäuschung einen Ausweg findet, vom Misanthropen zwar nicht zur „Menschenfreundin“ direkt sich entfaltet, aber zumindest einen Blick auch für die anderen bekommt, die ist durchaus auch für den Leser von Gewicht.

Klug setzt Mewe Kernfragen des Lebens, was bleibt, wenn der Tod kommt, wer kommt, wenn es an den letzten Abschied geht, wie wichtig sind echte Beziehungen, in den Mittelpunkt ihrer im Stil locker und leichten Erzählung. Und trifft damit durchaus den ein oder anderen Nerv beim Leser.

Manches dümpelt zwar ein wenig vor sich hin im Buch, aber der rote Faden und die Personen sind gut getroffen und bieten viel Fläche, sich mit ihnen zu verbinden und gespannt darauf zu sein, wie aus all dem „sich etwas vormachen“ am Ende eine runde Sache werden kann.

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