Rezension zu "Das Hexen-Amulett" von Susannah Kells
"Das Hexen-Amulett" ist ein historischer Roman aus dem England des 17. Jahrhunderts, welches von Bernard Cornwell und seiner Frau gemeinsam unter dem Pseudonym Susannah Kells verfasst wurde.
Als ich mir das Buch zugelegt habe, wollte ich es eigentlich gar nicht lesen, nachdem mein Blick auf die Autoren-Info im Einband fiel. Gerade hatte ich mir Cornwells "Das letzte Königreich" angetan und war eigentlich fest entschlossen, von diesem Autor keine Zeile mehr zu lesen. Ich rang mich dann doch dazu durch - erstens: weil Cornwell es nicht alleine geschrieben hat und ich gespannt war, ob hier ein Unterschied festzustellen ist, zweitens: weil ich von Cornwell auch Bücher wie "1356" oder "Das Zeichen des Sieges" gelesen hatte, die sooo schlecht nicht waren.
Ich gab dem Buch eine Chance. Vielleicht waren die Startvoraussetzungen nicht ideal. Aber - das gebe ich zu - meine "Sympathien" für Bernard Cornwell sind seit dem "letzten Königreich" unwiederbringlich ... nun ja, beschädigt. Das kann ich nicht ändern.
Der Prolog, welcher von einem Kapitän handelt, der trotz Sturm auf See die Gefahr gering schätzt und ausgesprochen fröhlich weiter segelt (recht unrealistisch, denke ich, aber, na ja, es ist Trivialliteratur ...), stammt eindeutig aus Cornwells Feder, das ist stilistisch zu erkennen.
Das erste Kapitel ist unverkennbar von einer Frau geschrieben worden - Mädchen und Junge begegnen sich, verknallen sich sofort unsterblich - noch unverkennbarer aber von einem Anfänger, denn das Talent lässt zu wünschen übrig. Die Szenerie ist kitschig und die Umsetzung ausgesprochen holprig - DAS hätte Cornwell als ein Autor von Weltrang, der im Grunde auch erzählen kann, überarbeiten müssen, es trägt einfach zu sehr die Handschrift eines Anfängers.
Kapitel 2 war mein Letztes.
Dieses stammt wieder aus der Feder von Cornwell selbst. Und zwar unverkennbar, denn hier fährt er die selbe Nummer auf, die er im "letzten Königreich" permanent durchzieht. Antichristlichkeit. Der strenggläubige Vater des Mädchens verprügelt sie mit dem Gürtel, weil sie es gewagt hat, mit einem Jungen zu sprechen, und brüllt zwischen den Schlägen, dass sein Haus ein christliches Haus ist. ... Na klar! Ein Christ ist er ... Ja, ich weiß, dass es in der englischen Puritanerbewegung Regeln gab, die über das Verständnis eines christlichen Weltbildes hinaus schossen. Aber mir erscheint diese ganze Szene in ihrer Darstellung einfach derart übertrieben (und außerdem 1:1 aus dem entsetzlich schlechten Klischee-Film "Die Päpstin" herauskopiert), dass ich hier schon wieder Cornwells Lust am Werk sehe, Christen dumm zu machen. Denn zu allem Überfluss sind der schlagwütige Vater und der Bruder des Mädchens, der ebenfalls sehr strenggläubig und natürlich übertrieben böse dargestellt wird, auch noch hässlich wie die Nacht, der Bruder sogar verkrüppelt (Wieso das??).
Nein. Da war für mich Schluss. Schon nach "Das letzte Königreich" hat es mir gereicht und die hasserfüllte, antichristliche Hetze des Autors muss ich mir nicht noch ein Buch lang antun - auf Dauer schadet das meiner Laune und verdirbt mir die Freizeit.
Ich werde also nicht mehr lesen, wie Cornwell den bösen Vater und den bösen Bruder zu Tode kommen lässt (denn so wird die Geschichte verlaufen, da bin ich sicher), ich werde nicht mehr lesen, wie das Mädchen mit dem Jungen zusammen kommt und wie das Mädchen Priester beschimpft (das tun Cornwells Protagonisten immer - die Romane sind ja alle nach einem etwas ähnlichen trivialen Muster gestrickt) ... und es tut mir darum nicht leid. Da gibt es bessere Literatur, die ich dann nicht länger warten lassen will.
Ein Stern - weniger geht ja nicht. Ich weiß, dass ich hier ein nicht ausgelesenes Buch bewerte, ich kann also weder eine Empfehlung (auf keinen Fall) aussprechen noch sonst etwas. Diese Rezension ist ein persönlicher Eindruck - eine letzte "Chance" die ich Cornwell noch gegeben habe. Er ist gescheitert und wird nun mich als Leser verlieren. Endgültig.