Cover des Buches Die Karte des Piri Re'is (ISBN: 9783406713514)
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Rezension zu Die Karte des Piri Re'is von Susanne Billig

Erkenntnisse jenseits der Schulbildung

von leucoryx vor 7 Jahren

Kurzmeinung: Gut recherchiert und logisch aufgebaut werden überzeugende Hyopthesen jenseits der Schulbildung dargelegt.

Rezension

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leucoryxvor 7 Jahren
Die Entdeckung Amerikas wird auf das Jahr 1492 datiert als Christopher Colombus die Bahamas erreichte. Bis zu seinem Tod glaubte er den asiatischen Kontinent erreicht zu haben. Dass jedoch bereits 500 Jahre zuvor bereits die Wikinger Amerika erreichten wird höchstens am Rande erwähnt. Aktuelle Untersuchungen legen jedoch eine völlig neu Hypothese nahe: Christopher Colombus konnte den neuen Kontinent nur erreichen, weil er sich auf das Wissen und auf Karten aus der islamisch-arabischen Welt verlassen hatte. Hat das Wissen der Araber einen unterschätzen Einfluss auf den Erfolg der Europäer bei der Entdeckung und Besiedlung der neuen Welt?

Dem Titel nach hatte ich die Geschichte um die benannte Weltkarte erwartet, die Südamerika in erstaunlicher Genaugkeit zeigt und somit die Frage aufwirft, ob nicht die Araber vielleicht vor Chrisopher Columbus Amerika erreichten. Tatsächlich wird diese Weltkarte erst im letzten Drittel des Buches erwähnt und genauer betrachtet. In dem Buch geht es viel mehr um die Werke und Ergbnisse des Professors Fuat Sezgin, die bei der Autorin Susanne Billig strukturiert und verständlich zusammengetragen wurden. Sie baut das Buch logisch auf und erläutert, welche Fähigkeiten, Kenntnisse, Instrumente und welches Wissen notwendig waren und zunächst entwickelt werden mussten, um eine so genau Karte wie die von Piri Re'is erstellen zu können. Das Vorwort fand ich sehr ansprechend und passend, die Einleitung dann eher etwas unnötig, da es nur vorwegnimmt, was man alles erfahren wird. Im zweiten Teil wird die arabische Astronomie erläutert. Man erfährt, dass es bereits sehr früh Sternwarten gab und man lernt viele astronomische Instrumente anhand von Beschreibungen und Bildern kennen. Ich kannte nur wenige der Beispiele und ich war auch nicht immer in der Lage vollständig zu begreifen wie diese Geräte verwendet wurden, aber das würde auch den Umfang des Buches sprengen.
Weiter geht es mit dem Abschnitt über die arabischen Nautik, der aufzeigt mit welchen Methoden macht versuchte Breiten- und Längengeraden zu messen und welche Schwierigkeiten sich dabei ergeben. Ich selbst habe mir über solche Probleme nie Gedanken gemacht, so dass recht fasziniert war mit welchen Methoden sich die Araber weiterhalfen.
Im Abschnitt über die arabische Geografie erfährt man dann endlich vieles über Entdeckungsreisen und Weltkarten. Im letzten Abschnitt wird dann das ganze Wissen gebündelt und zur Untermauerung der Thesen von Sezgin herangezogen.
Wenn man wie ich als Grundlage für die Entdeckungsreisen der Kontinente nur die Schulbildung hat, dann lernt man erstaunlich viel in diesem Buch. Mir schwirrte regelrecht der Kopf bei den vielen arabischen Namen, so dass ich das Personenregister am Ende des Buches sehr begrüße. Die Vielzahl der Instrumente, Hilfsmittel und Fachbegriffe verlangt jedoch nach einem eigenen Register. Der strukturierte Aufbau des Buches ist zielführend, behinhaltet dadurch aber auch einige Wiederholungen. Die Zitate am Anfang der Kapitel wurden beispielsweise im Text selbst teilweise wiederholt, was ich eher als ungeschickt empfinde. Außerdem sind die Bezüge zu den Bildern nicht immer direkt gegeben, da auf die Bilder nicht referiert wird oder manchmal auch erst in späteren Kapiteln auftauchen.

Ich spreche eine klare Leseempfehlung aus, da das Buch einen veranlasst über den Tellerrand der Schulbildung hinauszublicken. Europäer stellen ihre Errungenschaften und Leistungen gerne ins Rampenlicht und dabei vergisst man allzu gerne, dass auch andere Kulturen und Länder vieles geleistet haben.
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