Rezension zu "Durstiges Land" von Annika Joeres
Wie der Titel bereits verrät, beschäftigt sich dieses Buch mit dem Thema Wasserknappheit und Dürren, die gerade hier in Deutschland immer stärker zu spüren sind.
Es handelt sich aber nicht um ein Sachbuch, sondern ist der Versuch durch fiktive Geschichten eine künftige Realität abzubilden, dessen Beginn wie gesagt heute bereits gesetzt ist.
Sprich es stützt sich auf realen Daten, Modellen, Hochrechnungen und Forschung, verpackt diese Informationen aber in eine Erzählung, um diese zugänglicher zu machen.
Dieser Weg leuchtet durchaus ein, wenn man bedenkt, dass es zu dem Thema Umweltkrise nie an Fakten gemangelt hat, aber am allgemeinen Verständnis, Vorstellungskraft oder Interesse zu dem Thema.
Für mich hat dieser Weg trotzdem (oder gerade deshalb) nicht wirklich funktioniert. Auch weil die Idee nicht konsequent durchgezogen wurde. So sind es eben nicht einfach nur kurze Geschichten, sondern bestehen gefühlt zu 90% aus Erklärpassangen. Etwas was man auch aus der Filmszene kennt und zu recht hasst – es heißt nicht umsonst: Show, don’t tell.
Ich hätte es bevorzugt, wenn es dann tatsächlich interessante Erzählungen gewesen wären oder eben mir dann rein die Sachlage zusammengetragen worden wäre.
Ich bin aber auch eine Lesende, die auch gerne mal eine Studie liest zu ein Thema, welches mich interessiert und das nicht als trocken empfinde – sprich, ich bin vielleicht schlicht nicht die Zielgruppe.
Das Buch ist dabei so aufgebaut, dass das Überthema immer Wassermangel ist, die Auswirkungen dessen aber von anhand von verschiedenen Bereichen aufgezeigt werden, die ein Kapitel bilden: z.B. das leben in Großstädten, Landwirtschaft, Pharmazie, Flussverkehr bzw. Handel, Wälder, etc.
Jedes Kapitel ist dann noch mal auf zwei Wege beleuchtet bzw. hat zwei Unterkapitel – einmal als „worst case“ (im schlimmsten Fall) und „best case“ (im besten Fall) – also quasie die gleiche Geschichte bzw. man folgt der gleichen Figur, aber einmal in einem „best case“ Szenario/Umfeld und einmal in einem „worst case“.
Zu jedem Themenabschnitt gibt es am Ende ein Quellenregister, welche Studien oder Zukunftsmodelle als Grundlage gedient haben.
Gerade die Schilderungen aus dem „best case“ fand ich faszinierend – einige Modelle waren mir bekannt, wie das Modell der „grünen Städte“ mit Parkplätzen, die zu Grünanlagen rückgebaut werden oder den Fahrradautobahnen. Anderes war mir neu, wie z.B. das Modell des „Grauwassers“, also wie das Trinkwasser aus den Leitungen, recycelt werden kann.
Dort fanden sich viele interessante Denkanstöße und neue Sichtweisen. Nachdem ich dieses Kapitel gelesen hatte, empfinde ich es nur noch als absurd, dass wir z.B. wertvolles Trinkwasser Literweise über unsere Fäkalien schütten, um diese in die Kanalisation zu spülen.
Allerdings erwischte ich mich ebenfalls oft bei den Gedanken, dass diese „best cases“ reine Theorie bleiben werden, weil es so einschneidende Veränderungen bräuchte – ein starkes Umdenken in der Politik und Bevölkerung – und das sehe ich nicht.
Die jeweiligen „worst cases“ schienen mir realistischer mit ihrer Ignoranz, Resignation, Korruption und Zerfall der Demokratie.
Aber vielleicht ist das auch nur meine pessimistischen Sichtweise geschuldet. Das Buch zeigt jedenfalls viele Möglichkeiten auf, wie es zwar eine deutlich veränderte Zukunft geben wird, das aber gar nicht mal so schlecht sein muss.