Cover des Buches Das Haus in der Nebelgasse (ISBN: 9783453358850)
A
Rezension zu Das Haus in der Nebelgasse von Susanne Goga

Die Charaktere sind sehr aufgeschlossen für ihre Zeit.

von allenisadragon vor 7 Jahren

Rezension

A
allenisadragonvor 7 Jahren
Als sich Laura Ancroft vor den Sommerferien, vor ihrer Lehrerin Matilda Gray, mit einem lesbisches Liebesgedicht outet. Ahnt letztere noch nicht welche spannenden Abenteuer nach diesem Gespräch auf sie lauern.

Matilda Gray lebt als Untermieterin bei Bea Westlake, einer Groschenromanautorin, welche für das Jahr 1900 sehr aufgeklärte Geschichten über eine weibliche Abenteurerin namens Adela schreibt, welche Matilda immer wieder Korrektur ließ. So ist es kaum verwunderlich, dass Mrs. Westlake es gut aufnimmt als Miss. Gray von ihrer Schülerin Laura erzählt, welche nach Schuljahresbeginn nicht mehr in der Schule aufgetaucht war und von ihrem Vormund für eine Genesungsreise durch Europa entschuldigt wurde. Ihre Befürchtungen Laura käme ihretwegen nicht mehr, nachdem sie ihre Liebeserklärung nicht erwidert hatte verwarf Matilda spätestens als sie eine Karte von Laura erreichte.
Die Unter der Briefmarke versteckte Geheimbotschaft führte Miss. Gray von einem geheimnisvollen Kästchen in Lauras ehemaligem Zimmer, zu einem viel versprechenden Antiquariat und schließlich zum charmanten Historiker Stephen Flemming.
„ Laura lächelte: ‚Bisher habe ich noch niemanden, der meinen Schritten Schwung verleiht.‘ Mrs. Westlake tätschelte ihre Hand: ‚Keine Sorge, sie wird schon noch kommen.‘ Laura schluckte kurz und lächelte erleichtert.“ [436]
Die Charaktere sind sehr aufgeschlossen für ihre Zeit. So trifft nicht nur Lauras Homosexualität immer wieder auf Akzeptanz, sondern auch die Situation der Frau im Jahr 1900 allgemein.
„Lassen sie mich ausreden, Miss Gray. Soll das heißen, ich muss heiraten – was ich nie wollte – und zwar einen Mann, den ich nicht liebe und der womöglich meine Eltern getötet hat?“ [401]
So ist es Matilda erst möglich eine Ausbildung als Lehrerin zu beginnen, als ihr großer Bruder nach dem Tod ihrer Eltern ihr Sorgerecht übernimmt. Dieser ist zum Zeitpunkt der wichtigsten Ereignisse übrigens als Soldat in Südafrika stationiert, ein Thema, das sich zu der Zeit auch in London verbreitet. Menschen sammeln Gelder für südafrikanische Familien, die durch den Krieg alles verloren haben. Und Frauen wie Miss Hobhouse klären in Vorträgen über Konzentrationslager auf, die tatsächlich zu erst von den Engländern in ihren Kolonien eingesetzt wurden, bevor Hitler sie Jahre später anwendete.
Mich begeistert die Art wie Susanne Goga in ihrem neuen Buch „Das Haus in der Nebelgasse“, am 9. Januar im Diana Verlag erschienen, Geschichtliche Ereignisse über 250 Jahre Verbindet.
Während Miss Gray und Mr. Flemming über ihre Forschungen allerlei spanende Fakten über das London des 17. Jahrhunderts, die Pest und dunkle Familiengeheimnisse, im wahrsten Sinne des Wortes, ausgraben, passiert auch in ihrer Welt ein Wandel.
Matilda Gray versucht unauffällig durch Bücher wie „Jane Eyre“ ihre Schülerinnen zu eigenständigem Denken anzustacheln, während ihre Vermieterin sich trauernd über den tot von Oskar Wild Tage lang in ihrem Arbeitszimmer einschließt. Eine Story, die auch an einigen von Miss Grays Schülerinnen nicht vorbei geht, welche sich auf einmal brennend für seine verachteten Werke interessieren.

Und das ist die Sache, die mir an diesem Buch am meisten gefallen hat, abgesehen davon, dass ich einfach total verliebt in das London der letzten Jahrhunderte bin. Susanne Goga greift politische Themen, die damals wie auch heute noch sehr relevant sind auf und berichtet über sie einerseits im Hinblick auf die Zeit in der die Charaktere sich befinden, andererseits mit einem solchen Selbstverständnis, dass ich nur den Hut ziehen kann. Ein wunderbares Buch für Romantiker, Historiker und Menschen, die eine fesselnde Story suchen, welche teils einem Detektivroman ähnelt.
Angehängte Bücher und Autor*innen einblenden (2)

Was ist LovelyBooks?

Über Bücher redet man gerne, empfiehlt sie seinen Freund*innen und Bekannten oder kritisiert sie, wenn sie einem nicht gefallen haben. LovelyBooks ist der Ort im Internet, an dem all das möglich ist - die Heimat für Buchliebhaber*innen und Lesebegeisterte. Schön, dass du hier bist!

Mehr Infos

Hol dir mehr von LovelyBooks