Rezension zu "Keine Bilder ohne Worte" von Susanne Gramatzki
Als ich das Buch „Keine Bilder ohne Worte. Fotografinnen und Filmemacherinnen und ihre Texte“ entdeckte, dachte ich spontan, wie schön das ist, auch etwas von den Gedanken dieser Künstlerinnen zu ihrer Arbeit und der Auseinandersetzung mit ihrem Medium zu erfahren. Diese Erwartung wurde nicht enttäuscht – das Buch ist eine geniale Fundgrube! Selbst wenn das Interesse nicht für alle Protagonistinnen dieses Buches bei der Leserin gleich groß sein sollte – umso besser: Dann kommt es hier vielleicht zu der einen oder anderen spannenden Neuentdeckung.
Es macht Freude, sich den ersten Zugang zum Werk der Filmpionierinnen und außergewöhnlichen Fotografinnen von den wissenschaftlichen Autorinnen und Autoren des vorliegenden Sammelbandes erschließen zu lassen. Und falls dann besonderes Interesse erwacht ist, kann anhand der Quellenangaben selbst noch vertieft weitergelesen werden.
Was mich besonders fasziniert hat, sind die stilistisch gelungenen und inhaltlich mitreißenden, pointierten Aussagen der Künstlerinnen, die sich nicht selten gezwungen sahen, ihre Autobiographie zu verfassen, damit ihre künstlerische Leistung Fortbestand erhält, da sie bereits zu Lebzeiten wieder aus der (Film-)Geschichte ausradiert wurden. Wie beispielsweise Alice Guy, die den ersten erzählenden Film überhaupt drehte und von 1873 bis 1968 lebte. Manchmal dienen die Texte auch der Selbstvergewisserung und stellen dar, wie zwar einer jungen Frau eine Chance gegeben wurde, aber wehe sie hat dann Erfolg – was Leontine Sagan, die Regisseurin von „Mädchen in Uniform“, schön ausführt.
Ich bin als Leserin berührt, wie gut und wie großmütig die Künstlerinnen die strukturelle Diskriminierung teilweise parieren, konterkarieren oder auch einfach ‚trotzdem‘ ihren Weg verfolgen. Dass sie zumindest heute alle wieder ins Licht der Öffentlichkeit treten, ist nicht zuletzt das Verdienst der Herausgeberinnen und Autor*innen dieses Bandes.