Susanne Jung

 4,2 Sterne bei 6 Bewertungen

Lebenslauf

Susanne Jung war Vergoldemeisterin, ist um die Welt gereist und dann Bestatterin geworden. Weil sie vor dem Tod nicht mehr wegrennen wollte. Der war ihr zum ersten Mal begegnet, als ihre Mutter starb, da war sie 19. Über ehrenamtliche Arbeit als Sterbebegleiterin kam sie zum ersten Mal in ein Bestattungsinstitut. Seitdem hat sie an die 800 Tote bestattet und sie sagt, sie habe in ihrem Leben nie so zufrieden gelebt. Sie lebt für ihren ungewöhnlichen Beruf, rund um die Uhr.

Quelle: Verlag / vlb

Alle Bücher von Susanne Jung

Cover des Buches Besser leben mit dem Tod (ISBN: 9783608947458)

Besser leben mit dem Tod

 (6)
Erschienen am 07.03.2013

Neue Rezensionen zu Susanne Jung

Cover des Buches Besser leben mit dem Tod (ISBN: 9783608104929)
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Rezension zu "Besser leben mit dem Tod" von Susanne Jung

Ein Buch, das ich gerne weiterempfehle
Ativor 11 Jahren

Obwohl er unabdingbar zum Leben dazugehört, befassen sich die Wenigsten von uns ernsthaft mit dem Tod. Er wird tabuisiert und verdrängt, obwohl er uns ohne Ausnahme bevorsteht. Vermutlich einer der Gründe, warum er die Hinterbliebenen immer wieder besonders schmerzhaft trifft und so manchen aus der Bahn wirft.

Susanne Jung schreibt über den Tod und das Thema Abschied nehmen. Der Schutzumschlag des Buches ist schlicht gehalten. Er zeigt ein weißes Kissen auf weißem Grund, eine einzelne rote Rose. Friedlich und liebevoll wirkt dieses bescheidene Motiv und steht damit eigentlich im krassen Kontrast zum Thema an sich. Immerhin wird durch den Tod eine Person aus unserem Leben gerissen; für so manchen bricht dadurch eine Welt zusammen. Andere sind erleichtert, weil eventuell ein langer Leidensweg beendet wurde. Doch egal ob so oder so, ohne einen adäquaten Abschied fällt die eigentliche Trauerarbeit schwer. Ohne Akzeptanz ist sie unmöglich.

Ebenso schlicht wie das Umschlagmotiv ist der Schreibstil der Autorin. Das allerdings nur im Sinne von sehr gut nachvollziehbar, denn tatsächlich vermittelt Susanne Jung den Inhalt ihres Buches auf niveauvolle Art. Sie gestaltet ihn sehr praxisbezogen. Nicht unbedingt philosophisch-anspruchsvoll, dafür aber ebenso anrührend wie achtungsvoll, verständnisvoll wie kritisch. Denn die Autorin weiß, wovon sie schreibt. Nicht nur, weil sie selbst mehr als einen schmerzhaften Verlust erlitt. Auch weil sie einen Beruf ausübt, der nicht ganz gewöhnlich ist. Ursprünglich lernte sie, wie man Bilderrahmen vergoldet. Über eine ehrenamtliche Sterbebegleitung kam sie im Laufe der Jahre jedoch in ein Bestattungsinstitut. Was sie dort erlebte, war nicht das, was sie sich unter einem würdigen Abschied vorstellte. Und so machte sie sich einige Jahre danach als Bestatterin selbstständig.

Von ihren eigenen Erfahrungen mit den Themen Sterben und Abschied, über ihren Umgang damit, erfahren LeserInnen eingangs des Buches. Offen erzählt Jung von Erlebnissen und Verlusten, jahrelanger Verdrängung und Trauerbewältigung. Nach ihren Ausführungen dazu, wie sie Bestatterin wurde, widmet sie sich dann Todesfällen, die andere erlebt haben. Sie schreibt vom Abschied von einem Kind, das nie leben durfte. Von einem Jugendlichen, der sich das Leben nahm. Von einem Mann, der durch seinen letzten Willen seiner Witwe fast die Möglichkeit zum Abschiednehmen nahm. Von einem Witwer, der innerlich mit seiner Frau starb. Von einer Organspenderin. Das ist nur ein kleiner Ausschnitt aus Jungs Erfahrungsschatz, der mittlerweile über 800 Bestattungen umfasst, die aber natürlich nicht alle in dem Buch erwähnt werden. Was jedoch erwähnt wird, sind bürokratische Hürden, die es nicht nur im Rahmen individuell gestalteter Bestattungen zu nehmen gilt. Unaussprechliches, das ausgesprochen werden sollte. Gefühle, die zugelassen werden sollten. Und Jungs Wünsche für Veränderungen der hierzulande geläufigen Sterbe- und Bestattungskultur.

Einfühlsam geht sie auf den Unterschied zwischen Verstorbenen und Toten ein. Das mag für den einen oder anderen seltsam klingen. Dass es ihn tatsächlich gibt, weiß ich jedoch aus eigener Erfahrung und kann nur bejahen, was die Autorin dazu schreibt. Ihre Überlegungen, warum der Tod in den letzten Jahrzehnten dermaßen distanziert in Angriff genommen und zunehmend tabuisiert wurde, sind nachvollziehbar logisch. Jung hebt hervor, wie wichtig es ist, die Möglichkeit für einen bewussten Abschied anzubieten, unterstreicht aber auch die Bedeutsamkeit, diese Möglichkeiten als Betroffener zu nutzen. Ihre Anschauung des Lebens und (untrennbar damit verbunden) des Lebensendes vermittelt sie, trotz der Omnipräsenz des Todes, ebenso sensibel wie sachlich und durch alle kurzen Kapitel hindurch durchweg lebendig. Empathisch und unaufgeregt offenbart sich so Stück für Stück eine versöhnliche Fürsprache für ihn, mehr jedoch noch für das bewusste Leben.

Fazit:

Besser leben mit dem Tod oder Wie ich lernte Abschied zu nehmen ist ein sehr persönliches Buch, das ich gerne weiterempfehle und für das ich die volle Punktzahl vergebe. Es wirkt tröstlich und informativ. Nicht nur für diejenigen, die gerade selbst einen Todesfall beklagen, sondern auch für jene, die sich mit der eigenen Endlichkeit auseinandersetzen. Dass Susanne Jung tatsächlich mehr als eine konventionelle Bestatterin ist, durfte ich beim Abschied eines Freundes erleben. So sensibel, wie sie dabei die Hinterbliebenen begleitete und tröstete, so vermittelt sie in ihrem Buch tatsächlich, dass Abschied nehmen gelernt sein will und man besser lebt, wenn man den Tod nicht verdrängt - einfach weil er zu unserem Leben gehört.

 

Copyright ©, 2013 Antje Jürgens (AJ)

Cover des Buches Besser leben mit dem Tod (ISBN: 9783608104929)
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Rezension zu "Besser leben mit dem Tod" von Susanne Jung

Ein sehr persönliches Buch
WinfriedStanzickvor 11 Jahren


 

Dieses Buch der hauptberuflichen Bestatterin Susanne Jung darf man vom Titel her nicht mit einer philosophisch- theologischen Abhandlung verwechseln. Darum geht es ihr nicht.  Sie will in einer einfachen, sehr verständlichen und den Leser einladenden persönlichen Sprache erzählen von ihrem Lebensweg und ihrer Weggemeinschaft mit dem Tod.

 

Neben der interessanten Lebensgeschichte (ich habe in meinem Berufsleben viele unterschiedliche Bestatter kennen gelernt, keinen aber wirklich gekannt) kann der für die Fragestellung offene Leser eine Fülle von Gedanken und Anregungen mitnehmen bei der Lektüre dieses Buches, die ihn bei der eigenen Beschäftigung mit dem Tod (dem anderer und vor allem dem eigenen) weiterbringen  können.

 

Susanne Jung ist der Tod, damals noch in fremder, bedrohlicher Gestalt, zum ersten Mal begegnet, als sie 19 Jahre alt war und ihre Muter starb. Ihr sich daran anschließendes rastloses Reisen um die Welt interpretiert sie heute als ein Weglaufen vor einer Auseinandersetzung, der sie sich dann teilweise stellte, als sie begann, ehrenamtlich als Sterbegleiterin zu arbeiten. Über diese Arbeit bekam sie Kontakt zu einem Bestattungsinstitut, gab schließlich ihren früheren Beruf auf und hat seitdem über 800 Tote bestattet und mit deren Angehörigen geredet, mit ihnen gelernt, Abschied zu nehmen.

 

Ein persönliches Buch, das dem Leser und der Leserin helfen kann, die inneren Barrieren bei diesem Thema löchriger zu machen und zu einer eigenen Annäherung an ein verdrängtes Thema beitragen kann.

Es ist eine alte spirituelle Weisheit, dass man erst richtig leben kann, wenn man mit dem eigenen Tod Frieden gemacht hat.

Cover des Buches Besser leben mit dem Tod (ISBN: 9783608947458)
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Rezension zu "Besser leben mit dem Tod" von Susanne Jung

Nicht wegweichen
M.Lehmann-Papevor 11 Jahren


 

Nicht anders als den meisten Menschen stand Susanne Jung dem Tod und Sterben gegenüber. Eher wegweichend, das Thema meidend. Nicht umsonst ist der Tod in der modernen Gesellschaft westlicher Prägung mehr und mehr „an den Rand“ gerückt worden, findet kaum mehr „zu Hause“ statt und ist auch nicht mehr ein gemeinsam getragenes Ereignis des erweiterten sozialen Umfeldes. In früheren Zeiten war der Tod weitaus mehr Teil des alltäglichen und sozialen Lebens, Tote wurden im eigenen Heim aufgebahrt, die weitere Nachbarschaft war direkter beteiligt.

 

Dies hat sich verändert, vor allem auch mit Folgen für die Lebenden. Denn wenn der „Tod im Leben fremd wird“, dann entsteht im Lauf der Zeit das ein oder andere Tabu um den Tod herum, dann ist der einzelne wie auch das soziale Umfeld zunächst einmal ganz einfach auch ungeübt in seinem Umgang mit dem Geschehen des Sterbens.

 

Susanne Jungs eigenes Leben wird zunächst deutlich durch den Tod erschüttert. Der geliebte Großvater, die Stiefmutter (nach dem Tod der leiblichen Mutter, als Susanne Jung noch sehr jung war) und des Bruders lassen ihr eigentlich keine große Wahl, den Tod als einschneidende Realität des eigenen Lebens wahrzunehmen.

 

Da nutzt es auch nichts, dass sie zunächst, reflexartig, weit wegweicht, auf Reisen geht, sich ganz dem Leben den schönen Seiten, dem aktiven Erleben zuwendet. In der Rückschau erkennt sie selbst, das dies nichts anderes als eine Flucht auch vor sich selbst war und bezeichnet sich als „Die Frau, die vor dem Tod floh“.

 

„Auch ich wollte vor dem Tod fliehen, doch ich entkam ihm nicht“. Als „geschockt“ sieht sie sich selbst in dieser Zeit und ein Schock ist etwas, das „im Menschen wie ein Uhrwerk weiterläuft“. Bis das fragile Gebäude einstürzt, was bei Susanne Jung wesentlich später im Leben der Fall war. Mit ganz besonderen Folgen für ihr weiteres Leben.

 

Als sie einmal erkannte, dass ein Wegweichen nicht gesund ist, eine Flucht nur dem eigenen Leben, der eigenen Person schadet, hat sie den Tod quasi „geradewegs bei den Hörnern gefasst“ und ist Bestatterin geworden.

 

Ihr Buch nun gibt Auskunft über den Tod und was er mit dem Menschen, den Hinterbliebenen, macht. Gespeist aus der Reflektion des eigenen Erlebens und den vielfältigen Begegnungen mit Trauer und Tod aus ihrem Beruf heraus, spürt man dem Buch seine Authentizität ab. Keine abstrakten Überlegungen, keine Theorien tragen das Buch, sondern einfache und klare Geschichten und Reflektionen. Als Plädoyer für eine Notwendigkeit eines bewussten Umgangs mit dem Tod für die eigene, geistige Gesundheit.

 

Das man erkennen kann, dass der Tod auch manchmal „als Erlöser“ kommt. Das man „ungelebtes Leben“ betrauern kann und soll, das es um letzte „Liebesdienste“ hier und da geht und, immer wieder im Hintergrund, in einem der Kapitel zum zentralen Thema gemacht, dass der Körper auf den Tod eines anderen reagiert.

 

Besser also ist es, „mit dem Tod zu leben“. Zwei eindrucksvolle Kapitel schließen das Buch in diesem Sinne ab. Das man „im Leben zum Leben erwachen kann“ und das es eine wertvolle Überlegung ist, sich zu fragen, „wie ich einmal gelebt haben möchte“.

 

Ein sehr persönliches, in großen Teilen durchaus auch anrührendes Buch „aus dem Leben heraus“ dem „Tod gegenüber“ legt Susanne Jung vor, dem es allerdings hier und da an etwas objektiverer Reflektion (anhand anderer Literatur zum Thema z.B.) fehlt. Einfach und schlicht aber führt das Buch durchaus den Tod quasi in die „Mitte des Lebens“, und regt den Leser an, ebenso „nicht wegzuweichen“, wie Susanne Jung sich dem Geschehen stellt.

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