Cover des Buches Spur der Angst (ISBN: 9783781715028)
Rezension zu Spur der Angst von Susanne Orosz

Über Angstzustände und die Gründe, warum miteinander reden wichtig ist

von Ein LovelyBooks-Nutzer vor 8 Jahren

Kurzmeinung: Irgendwie creepy, aber mit der Zeit wurde es besser.

Rezension

Ein LovelyBooks-Nutzervor 8 Jahren
Nachdem ihre Freundin sie im Stich gelassen hat, muss sich Lynn einen neuen Partner für ein Filmprojekt suchen. Das Ende vom Lied: statt eines Modefilms dreht sie nun etwas über den Atommülltransport nach Gorleben. Doch warum will ihre Tante sie nicht bei sich haben? Und was hat es mit den Bildern ihres toten Bruders auf sich?



Das Buch habe ich mal von meiner Schwester geschenkt bekommen (in einem kleinen Thrillerpaket) und nachdem ich ein kleines Buch gebraucht habe, um bis zu einer Leserunde zu überbrücken, dachte ich: lesen wir das doch mal. Zumindest kann ich schonmal sagen: es war schneller durchgelesen als ich erwartet hätte. Es ist einfach geschrieben, auch wenn der Stil mir nicht ganz zugesagt hat. Viel war mir zu abgehackt - gerade am Anfang. Einerseits hat es etwas zur Stimmung gepasst. Andererseits. Ich mochte es einfach nicht wirklich. Nach einer Zeit hat sich dieses Gefühl jedoch ein bisschen gelegt und ich konnte mich besser auf das Buch, die Geschichte und die Personen einlassen. Ich weiß nicht, ob sich der Stil verändert hat oder ob ich mich einfach nur daran gewöhnt habe, aber das ist vermutlich auch nicht weiter wichtig.

Was ich ein bisschen schade fand war, dass die Geschichte eigentlich mittendrin anfängt, ohne dass man einen Plan hat, um was es geht. Ja, es geht um ein Filmprojekt. Aber es wird mit Namen um sich geworfen, man bekommt einen Einblick in die psychischen Probleme von Lynn, aber: man weiß nicht, wer dieser Bert ist und was das Problem an sich ist. Irgendwie fand ich das schwierig. Zusammen mit dem Stil hat mir das den Anfang des Buches auf jeden Fall kaputt gemacht. Hier hätte ich gerne einen etwas seichteren Start gehabt, als so mitten reinkatapultiert zu werden.

Ansonsten ist alles an dem Buch skuril. Die Personen. Die Geschichte. Die Atmosphäre. Was ich persönlich nie verstehe, ist, dass Menschen, insbesondere in Familien, nicht miteinander reden. Vor allem, wenn dadurch Situationen vermieden werden können, wie sie hier im Buch eben passiert sind. Wenn ihre Tante und ihre Mutter ihr gesagt hätte, warum sie nicht in die Region kommen soll, dann hätte sie es vielleicht verstehen können. Aber wenn es ihr keiner sagt, wer kann es ihr dann verdenken, dass sie dann rebelliert und erst recht hinfährt? Und wer kann ihr verübeln, dass sie auf ihre Entdeckungen nicht gerade positiv reagiert? Was ich allerdings positiv verbuchen kann (und möchte), ist, dass es ziemlich mysteriös bleibt. Ich hab mir nicht wirklich erklären können, was da passiert und wieso und wer dafür verantwortlich ist, bis es letztlich aufgelöst wurde. Es hätte tatsächlich auch ihr Filmpartner sein können.

Den ich persönlich ziemlich herrlich fand. Allein schon die Veränderung, die er durchgemacht hat, nachdem jemand den beiden gesagt hat, dass sie ihre Beziehungskiste wo anders klären sollten. Was mich bei ihm allerdings gestört hat, war siene Ausdrucksweise. Ich kann ja nachvollziehen, dass man die "Kids" möglichst "hipp" reden lassen möchte, aber das war mir dann doch ein bisschen zu viel. Entweder hab ich ein falsches Bild von der heutigen Jugendsprache (und ich bin erst 25!) oder die Autorin wollte einfach ein bisschen übertreiben.

Am besten empfand ich jedoch die Entwicklung das Buch über. Auch wenn mich der Anfang doch sehr gestört hat, hat man den Eindruck, dass von einer sehr verstörenden Situation ausgehend, sich alles nach und nach aufklärt, auch wenn es sich zunächst zuspitzt. Ich mochte das Ende, vermutlich vor allem, weil ich den Eindruck hatte, dass sie erwachsener geworden ist durch die Situation und sich ihre eigene Meinung von den Geschehnissen der Vergangenheit gebildet hat. Sie hat sich gegen ihre Mutter und deren Meinung aufgelehnt und ihr aufgezeigt, was sie falsch gemacht hat. Und am Ende ist alles nicht halb so wild wie es scheint.



So war ich vom Buch nicht begeistert, aber ich fand es auch nicht schlecht. Es gab diverse Negativpunkte, aber auch einiges, was mir letztlich doch positiv aufgefallen ist. Es war in Ordnung. Nicht mehr und nicht weniger. Ich weiß nicht, ob ich es wirklich weiterempfehlen würde, weil ich auch gar nicht wüsste an wen. Es ist creepy und verstörend. Es ist einfach geschrieben. Meiner Meinung nach ist es zu wenig für einen Erwachsenen und zu viel für einen Jugendlichen. Vermutlich ist es mehr Jugendbuch - wenn man die Nerven dafür hat.
Angehängte Bücher und Autor*innen einblenden (2)

Was ist LovelyBooks?

Über Bücher redet man gerne, empfiehlt sie seinen Freund*innen und Bekannten oder kritisiert sie, wenn sie einem nicht gefallen haben. LovelyBooks ist der Ort im Internet, an dem all das möglich ist - die Heimat für Buchliebhaber*innen und Lesebegeisterte. Schön, dass du hier bist!

Mehr Infos

Hol dir mehr von LovelyBooks