„Wie wird man eigentlich Krimiautorin? Man steht doch nicht morgens auf und denkt sich, ich schreibe jetzt mal einen Krimi, oder?“
Nun ja, vielleicht nicht direkt so, aber ähnlich war es bei mir schon. Dazu muss ich ein wenig ausholen:
Anfang 2003 zog ich mit meinem Mann ins schöne Ostfriesland. Hier erfüllte ich mir 2010 einen langgehegten Traum: Meine eigene kleine Schafskäserei.
Wie die meisten Menschen, die keine Ahnung von Landwirtschaft haben, sah auch ich das Ganze durch die romantische rosarote Brille. Wie schön würde es sein, mit den Schafen zu arbeiten, leckeren Käse herzustellen und diesen an Menschen zu verkaufen, die ein hochwertiges handwerklich gefertigtes Produkt zu schätzen wussten.
Doch ich wurde recht schnell auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. Gewiss, es ist eine wirklich schöne Arbeit, aber sie ist auch körperlich sehr, sehr anstrengend. Zwei Mal täglich melken, stundenlang in der Käseküche arbeiten und dabei mehrfach einen Kessel mit 20 Litern Milch stemmen, das nahmen meine nicht mehr ganz so jungen Knochen bald übel. Noch dazu musste ich auf Märkte fahren, denn nur sehr wenige Kunden verirrten sich auf unseren Hof, da nur wenige Menschen bereit sind, für hochwertige Produkte auch mehr Geld als für die Massenware im Discounter zu bezahlen.
Und so geschah es, dass ich an einem kalten, regnerischen Samstagmorgen im November 2013 um 6.30 Uhr auf dem Leeraner Wochenmarkt stand, frierend und mit barbarischen Rückenschmerzen. Um 10.30 Uhr kam die erste interessierte Kundin, probierte sich durch sämtliche Produkte, lobte alles in den höchsten Tönen, um dann die Empfehlung auszusprechen, es bei diesen Preisen doch lieber in einer Großstadt zu versuchen. Sie ging, ohne etwas zu kaufen.
Kollegen behaupteten später, die blanke Mordlust in meinen Augen gesehen zu haben. Und ich hab’s getan! Ich habe gemordet! In einem Buch. Nach Marktschluss fuhr ich nach Hause und schrieb das erste Kapitel von „Grünlandmord“.
Womit ich nie gerechnet hatte – dieses Buch war von Anfang an ein Erfolg! An dieser Stelle meinen allerherzlichsten Dank an alle Leserinnen und Leser! Womit ich außerdem nicht gerechnet hatte – fängt man einmal an zu schreiben, kann man gar nicht mehr damit aufhören…
Seit diesem Tag habe ich nun schon etliche Krimis um eine ostfriesische Spinngruppe geschrieben, die nicht nur handarbeitet sondern auch Kriminalfälle löst und außerdem noch eine pensionierte Rechtsmedizinerin als Ermittlerin ins Rennen geschickt.
Und da ich schon nach kurzer Zeit als Verlagsautorin feststellte, dass mir das Selfpublishing ein wenig fehlte, habe ich damit wieder angefangen und schreibe unter meinem Pseudonym Ann-Sophie Holtland magische Geschichten.
Ach ja, die Schafe habe ich übrigens immer noch – ich liebe meine Wollies! Sie verdienen sich jetzt ihre Rente als Rasenmäher und Wolllieferanten.