Im Prinzip besteht dieser Roman aus vier Episoden, einleitend die Schilderungen des Vaters, eines Hobby-Ornithologen, der den Kontakt zum Vogelgott, einem nach Aas stinken Greif mit durchdringenden Augen, zu Papier bringt. Dies ist der Prolog. Dem folgen drei Episoden, die jedes einem der drei Kinder des Ornithologen widmet, die als eher jüngere Erwachsene in eher erfolglosen Lebensphasen stecken und jeder auf seine Art mit dem Vogelgott konfrontiert und psychische von dieser "Idee" vereinnahmt werden. Wobei vereinnahmt zu harmlos ist ... Der jüngste, Theo, lottert nach abgebrochenem Medizinstudium vor sich hin, bis er durch eine dubiose NGO in einem nicht näher bezeichneten afrikanischen Landstrich landet, wo er als Arzt einem Missionskrankenhaus tätig ist, wo der Kult um den Vogelgott beheimatet ist. Seine Schwerster Dora plant eine Promotion, in deren Mittelpunkt ein übermaltes Gemälde eines Malers steht, das sie ebenfalls in den Kult um den Vogelgott abdriften lässt, während ihre Ehe und ihre beruflichen Pläne dabei zerstört werden, und der älteste - ebenfalls gestrandet, aber in einer unglücklichen Ehe und frühen familiären Verpflichtungen, wird im Rahmen seiner journalistischen Tätigkeit damit konfrontiert.
Die knapp 270 Seiten sind erzählerisch sehr kompakt, auch deshalb weil die (in meiner Ausgabe) im Blocksatz formartierten Sätze kaum durch Absätze oder mal einer Leerzeile unterbrochen sind, die mir als Leser erlauben mal durchzuschaufen, man wird mit dem Lesefluss so durch die Ereignisse getrieben. Das unterstreicht natürlich einerseits die Sogwirkung, die die Protagonisten in ihrer Auseinandersetzung mit dem Vogelgott erleben, ist aber auch sehr anstrengend zu lesen, gerade, wenn an dem Inhalt nicht allzuviel abgewinnen kann. Ich persönlich zum Beispiel tue mir schwer, zu einem Urteil zu finden. Sprachlich hat es mir gut gefallen und viele Stellen habe ich auch interessiert gelesen, etwa den Prolog oder die Ereignisse rund um das Missionskrankenhaus. Dann fand ich es wiederum aber häufig auch einfach nur sehr anstrengend und langatmig. Sicherlich ist das ein anspruchsvolleres Buch und kein Mainstream, was tatsächlich schade ist, da die Idee spannend ist. Mir hätte es geholfen, wenn es einfach konkreter erzählt gewesen wäre.