Cover des Buches Die Früchte am Ende des Zweiges (ISBN: 9783943446104)
Rezension zu Die Früchte am Ende des Zweiges von Susanne Rocholl

Vollkommen neues Leseerlebnis

von Ein LovelyBooks-Nutzer vor 10 Jahren

Kurzmeinung: Vollkommen neues Leseerlebnis

Rezension

Ein LovelyBooks-Nutzervor 10 Jahren

Ich habe Susanne Rocholls Roman über eine Leserunde kennengelernt, an der die Autorin selbst intensiv teilnahm. Es ist ein Frauenroman, weil die Hauptperson Nasrin eine Frau ist aber für mich als Mann war er auch interressant. Denn diese Frau ist in ihrem Verhalten sehr karriereorientiert und vergleichbar mit einem erfolgsorientierten Mann, der für seine Karriere nicht nach links und nach rechts guckt. Nasrin also geht 1979 (Islamische Revolution) nach Deutschland, um dort Ingenieurin zu werden. Sie tut dies mit einer solchen Hartnäckigkeit, dass sie ihre Familie am Ende zerstört.

S. Rocholl zeichnet ein Bild über eine zwar modern erscheinende Frau, die aber trotzdem iranisch erzogen wurde. Die Autorin erklärte die Notwendigkeit in der iranischen Gesellschaft, sich um die Eltern kümmern zu müssen. Weil Nasrin keinen Bruder hat muss sie also diese Verantwortung übernehmen. Sie will ein guter "Sohn" sein und strebt danach, dass ihr Vater stolz auf sie ist. Irgendwie hat sie auch Schuldgefühle, weil ihr Zwillingsbruder bei der Geburt gestorben ist. Ein Sohn hätte dem Vater bei der Arbeit auf dem Land aber mehr geholfen als eine Tochter. Weil im Iran aufgrund des politischen Umsturzes die Frauen kaum noch Rechte haben sieht sie die einzige Möglichkeit zur Verwirklichung dieses Ziels in Deutschland. Aber Nasrin ist mit dieser Verantwortung komplett überfordert. Sie ist wie eine Getriebene (was sie auch an einer Stelle sagt), die für ihr Ziel, ihrer Verantwortung gerecht zu werden, viele Scherben hinterlässt und am Ende zu ihrer Schuld stehen muss. Ein Teil ihres Werdegangs mag auch in ihrem Unvermögen stecken, zu wenig Empathie zu besitzen, worauf die Autorin während der Leserunde mehrmals hingewiesen hat.

Fazit:

Ein Roman in einer ganz neuen Perspektive: Eine Deutsche schlüpft in die Gedanken einer Iranerin. Das kann sie weil sie sich in beiden Kulturen auskennt. Mir hat die Feinsinnigkeit gefallen, mit der die verschiedenen Figuren charakterisiert werden. Jede Figur, ob jung oder alt, ist authentisch und die Handlungen entwickeln sich ohne Zufälle. Sprachlich deutet die Autorin teilweise nur an und man muss sich manches selbst erschließen. Die Fähigkeit über den Tellerrand hinauszublicken und nicht nur das Deutsche zu sehen ist deshalb sehr wichtig. Jede Person erzählt aus ihrer eigenen Perspektive, die Sprache ist klar und mitreißend. Toll sind die Cliffhanger. Ich bin sehr begeistert und gebe die volle Punktzahl. Gerne mehr!!!

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