Meine Meinung
“Ein Bild sagt mehr als tausend Worte.” (Kurt Tucholsky)
Wer heute die Nachrichten liest, sei es im Print oder digital, wird feststellen, dass das Thema TOLERANZ immer noch (oder wieder?) ein Thema ist. Zu Zeiten von Corona, in denen wir uns jetzt befinden, wird und muss wieder ganz intensiv über DEMOKRATIE, VIELFALT, TOLERANZ, GESELLSCHAFT, politische BILDUNG und noch viel mehr gesprochen werden.
Somit kommt diese überarbeitete Fotobox zum richtigen Zeitpunkt! Die letzte Auflage war aus dem Jahr 2002. Seitdem hat sich vieles verändert, die Themen sind jedoch gleich geblieben. Daher lag es nahe, die Bilder, die als Grundlage für Gespräche zu den verschiedenen Themen dienen, zu überarbeiten bzw. solche aus der heutigen Zeit zu verwenden. Denn möchte man Jugendliche und junge Erwachsene ansprechen, muss man sich auf ihre Augenhöhe begeben. Das gilt auch für das Material, das verwendet wird. Es muss aktuell sein.
Die 63 farbigen Karten sind im DIN A5 – Format und kartoniert. Sie werden daher sicherlich einige Zeit rege Benutzung aushalten ohne gleich zu zerfleddern. Wobei ich denke, sie hätten auch gerne etwas größer im DIN A4 – Format sein dürfen. Dann hätte man sie etwas besser sehen und auch etwas besser kleinere Details auf den Bildern wahrnehmen können. Meistens liegt das Bild / die Karte vorne beim Moderator*in und eine Gruppe schaut aus Entfernung drauf.
Manchen Bildern ist das Thema nicht sofort zuzuordnen, was ich persönlich nicht als störend erachte. Umso vielfältiger lassen sie sich somit einsetzen. Die übergeordneten Themefelder gemäß Handbuch lauten: Digitalisierung, Gesellschaft, Globalisierung, Politik, Umwelt und Wirtschaft. Jedes Bild hat rechts oben eine klein abgedruckte Nummer, unter der sie im Handbuch definiert wurde, z.B.
Karte Nr. 47 “Political Correctness“: Das Verkleiden an Karneval oder Fasching zum Beispiel als “Indianer”, “Chinese” oder “Mongole” lehnen viele inzwischen als unsensibel und diskriminierend ab. Andere finden hier gehe die Political Correctness zu weit und man dürfe die persönliche Freiheit des bzw. der Einzelnen nicht einschänken. (Gesellschaft)
Im Kapitel 4 gibt es 16 Übungsvorschläge, wie man anhand der Karten Wahrnehmen – Kontextualisieren, Identifizieren – Solidarisieren, Reflektieren – Strukturieren, Eingreifen – Verändern als Gruppenarbeit durchführen kann. Diese Vorschläge machten mir große Lust auf die Übungen. Ich kann mir daher sehr gut vorstellen, dass diese Fotobox im schulischen wie auch außerschulischen Kontext positiv angenommen werden würde.
In der Einführung erklärt die Autorin was Toleranz ist und welchen Beitrag sie zur Lösung alltäglicher Konflikte leisten kann. Anhand von Toleranzkriterien wird die Scheintoleranz, Toleranz und Intoleranz aufgezeigt und unterschieden. Hier hätte ich mir zur Verdeutlichung eine farbliche Kennzeichnung der beschriebenen Toleranzampel gewünscht. Dies würde die Visualisierung der Unterschiede unterstützen und hervorheben.
Da aufgrund von Corona die Zusammenarbeit von Lehrer*innen mit Schüler*innen in Gruppenarbeiten etwas eingeschränkt ist, kann man diese Karten m.M.n. trotzdem wunderbar auch digital einsetzen. Über digitale Teamsitzungen können auch so Lehrer*innen mit einer ausgewählten Gruppe in Live-Chats über das Internet auf diese Art, mit Unterstützung der Karten aus der Fotobox, über Toleranz sprechen.
Fazit
Um es mit den Worten von Susanne Ulrich auszudrücken.
“Wertevielfalt ist Realität in einer modernen Gesellschaft. Ein wesentliches Ziel von Demokratie-Lernen soll daher sein, zum Umgang mit der Wertevielfalt in unserer Gesellschaft zu befähigen.” (Buch S. 28)
Ich finde, dass diese Fotobox Pädagogen und Menschen, die sich mit diesen Themen auseinandersetzen, sehr unterstützen und den Dialog sowie Gespräche fördern kann. Jugendliche und Erwachsene mit unterschiedlichem Wissen, Erfahrung und Bildungsniveau können über die Fotos zu Werten, die unser Miteinander fördern, geschult werden. Prädikat: Wertvoll!
Susanne Ulrich
Alle Bücher von Susanne Ulrich
Toleranz-Bilder: Fotobox für die politische Bildung
Neue Rezensionen zu Susanne Ulrich
Was ist Toleranz – dulden, gewähren lassen, sich einigen? Die Toleranzfotobox gibt hierzu eine Antwort und kommt in einer schönen Kartenbox mit Fotos und einem Begleitbuch daher.
Die Fotobox ist mittlerweile in dritter vollständig überarbeiteter Auflage auf dem Markt. Die zweite Variante war schon ein paar Jahre alt und aus dem Jahr 2002. Zeit also, die Boxen zu tauschen bzw. sich die aktuelle Version zu holen. Es sei angemerkt, dass die letzte Version ausverkauft war und man evtl. schnell sein sollte, wobei das die Erfahrungen mit der letzten Box waren. Für den Preis von 30,-€ sollte man an sich einen Nachdruck erwarten können bzw. auch zu dem positiven Zweck der Box eine Weiterführung, wenn die Auflage zu Ende geht. Die Box spricht in erster Linie Menschen aus dem Bildungssektor an und kann sowohl in der Jugend- als auch der Erwachsenenbildung sehr gut genutzt werden. An den Anfang möchte ich trotzdem stellen, dass besonders die Themenwahl der Bilder generell in der Kinder-, Jugend- und Familienarbeit sowie auch in Beratungsstellen und den Hilfen zur Erziehung sehr gut Verwendung finden kann und keineswegs nur für die politische Bildung bzw. die Toleranzbildung geeignet ist.
Die Methode, welche das Set aktivieren möchte, ist die biografische Selbstreflexion und dadurch die Anregung zu einem Perspektivenwechsel sowie der Möglichkeit zur Haltungsänderung. Das kann mit Bildern bekanntermaßen sehr gut gelingen. Da Haltungen emotional verankert sind und Bilder eben diese Emotionen ansprechen. Hier ist das Set aus meiner Sicht sehr gut geeignet.
Die 63 Fotos in Form von Pappkarten sind in guter Qualität im A5-Format und hätten aus meiner Sicht, da fast ausschließlich für Gruppen ab 10 Personen gedacht, noch etwas größer vom Format – also auch A4 - sein können. Im Begleitbuch geht Susanne Ulrich sehr trocken und nicht sehr sprachlich gewandt auf das Thema Toleranz ein. Gerade in einer Fotobox und der wunderbaren Erkenntnis, dass Bilder Emotionen hervorrufen erwarte ich an dieser Stelle mehr. Viele Wiederholungen und teils sehr einfache Beispiele machen diesen Teil nicht zum Leseerlebnis und der Text ist so auch nicht im Seminar verwendbar. Die Stärke hier ist noch eine sehr gute Übersicht zum Thema Toleranzkriterien welche ich mir als Beilage im Poster Format gewünscht hätte und in Farbe im Original bzw. dann mindestens als online-download – es ist nicht befriedigend, wenn bei hellgrau grau und dunkelgrau in einem Original als Legende gelb, grün, rot steht.
Das Buch startet wie beschrieben mit zwei Kapiteln zum Thema der Toleranz – mit den Schwerpunkten Toleranzkriterien und Toleranzampel – sowie der Unterscheidung von Intoleranz, Scheintoleranz und Toleranz. Eine kurze und knackige Erläuterung mit mehr Bildmöglichkeiten für die Seminare hätte das Leseerlebnis definitiv verbessert.
Der stärkere und praktische Teil des Begleitbuches sind einundzwanzig sehr schöne Übungen für Seminare und die Anwendungsmöglichkeiten dieser Fotobox in Gruppen.
Die Karten sind in sechs Kategorien zugeordnet: Gesellschaft, Politik, Wirtschaft, Umwelt, Digitalisierung und Globalisierung. Hier sind viele Karten auch mehreren Kategorien zuordenbar und daher vielfältig nutzbar. Die Karten sind auf dem aktuellen Stand der Zeit und neben Banksy, Smartphone, Pegida, Drohnenkrieg usw. auch für die Zielgruppen anregend und vor allem auch nachdenklich machend. Dabei regen die Karten sehr gut zur Zustimmung bzw. eben auch zu Ablehnung an. Die Karten sind beim Thema manchmal schwer zu unterscheiden – u.a. beim Thema Rassismus Karte 50 und Diskriminierung Karte 61 braucht es der Erläuterung aus dem Buch, was gemeint ist, um einen größeren Unterschied bei den Karten zu machen. Stark sind die vielen angesprochenen Themen, welche für zig Seminare Stoff geben. Die Rückseiten der Karten sind weiß. Es sei angemerkt, dass die Übungen auch für andere Fotokarten und Themen gut anwendbar sind. Diese Übungen sind sehr kurz und knackig auf je zwei Seiten beschrieben und geben am Anfang immer einen super Überblick über Größe der Gruppe, Arbeitsweise, Rahmen, Zeit, Material, Zielen und Einsatzmöglichkeit in Teilnehmerrunden.
Mit Tucholsky`s Essay von 1926 gebe ich die Empfehlung für dieses Set: „Ein Bild sagt mehr als tausend Worte“.
Gespräche aus der Community
Community-Statistik
in 2 Bibliotheken