*Der Tiger, dieses geschmeidige Muskelpaket, stand für fundamentalere Energien: Lust, Sinnlichkeit, Sexualität, Potenz und Fruchtbarkeit.*
Von Verehrung über Angst zu Machtsymbol und Bezwingung – das Verhältnis zwischen Mensch und Tiger reicht weit zurück. Die Bilder und Legenden, die sich um die Raubkatze gebildet haben, beeinflussen sein Schicksal noch heute. In diesem Buch wird die Rolle des Tigers betrachtet, die sie im Laufe der Zeit sowohl in den asiatischen als auch in den westlichen Kulturen gespielt hat. Dabei spricht die Autorin immer wieder auch die langsame aber stete Ausrottung des Tigers an.
Nach einer kurzen stammesgeschichtlichen Einführung, die die Biologie und das Verhalten des Tigers betrachtet geht die Autorin sehr schnell auf die Menschen und ihr Verhältnis zum Tiger ein. Die unterschiedlichsten asiatischen (Natur-)Völker werden betrachtet, das Aufgezeigte mit einer ganzen Reihe an (Farb-)Fotos unterstrichen. So zeigt sich hier der Tiger nicht als das Raubtier in der Wildnis, das ich aus anderen Dokumentationen und Büchern kenne, sondern als das, was aus ihm in Legenden und Erzählungen wurde – ein Symbol für Sinnlichkeit, für das Weibliche und das Wasser. Von dieser ursprünglichen eher positiven Einstellung wird der Tiger immer mehr in die Rolle des angsteinflößenden Raubtiers gedrängt, das der Mensch besiegen muss. Als großer Feind der Tigerpopulation zeigte sich auch die englische Kolonialmacht, die in diversen Tigerjagden eine ungeheuerliche Anzahl der Tiere schossen. Unter ihrer Herrschaft symbolisierte der Tod der Tiger die englische Macht gegenüber der unterdrückten Bevölkerung. Nicht nur dies ist ein Beispiel dafür, dass die Autorin das Schicksal der Tiger düster beschreibt und die heutigen Artenschutzbestimmungen, die Jahrzehnte (-hunderte?) der Ausrottung nun gut machen will, skeptisch sieht.
Das Buch birgt eine Vielzahl an gut fundierten Informationen, die sich hauptsächlich auf die Einstellung der Menschen gegenüber den Tigern beziehen. Die dazu passenden Fotos (oft von künstlerisch – historischen Darstellungen) fand ich eine interessante Ergänzung. Der fast hoffnungslose Unterton in Bezug auf die Arterhaltung entsprach zwar keiner wissenschaftlichen Objektivität spiegelt aber leider die Tatsachen wider.
Fazit: Ein Buch, das den Tiger aus einer anderen Sicht betrachtet – den Menschen in den Mittelpunkt stellt – und mir neben einer ganzen Menge an Informationen in Bezug auf die „Kulturgeschichte“ des Tigers auch einiges zum Nachdenken gebracht hat. Eine Leseempfehlung für alle, die sich für die majestätische Raubkatze interessieren.