Es ist zwar nicht immer eine gute Idee die Kuh endlos zu melken, aber das Panem Universum bietet so viel Stoff, da kann es ruhig noch ein paar mehr Ableger geben. Ob Finnik, Joanna oder Haymitch – Es gibt so einige Charaktere, deren Geschichten man näher kennen lernen will. Nach Oberschurke Snow ist nun unser liebster Alkoholiker mit seinem eigenen Roman dran.
Es sind die 50. Hungerspiele und damit das 2. Jubel-Jubeläum bei dem dieses mal die doppelte Anzahl an Tributen antreten muss. Auch für Haymitch Abernathy ein schicksalhaftes Datum, ist es doch auch sein Geburtstag, den er viel lieber mit seiner Freundin Lenore Dove verbringen würde.
Zunächst geht der Kelch an beiden vorüber, doch durch einen unglücklichen Umstand, muss Haymitch letztlich als Tribut herhalten. Mit wenig Chancen auf den Sieg, stellt er sich schon auf den baldigen Tod ein. Aber dann ergibt sich die Möglichkeit etwas zu verändern und Haymitch lässt sich auf ein riskantes Spiel innerhalb der Hungerspiele ein.
Ah, einmal geliebt werden wie Haymitch Lenore liebt. Dabei mag ich gar keine Liebesgeschichten. Aber vielleicht liegt‘s auch daran, dass dies hier eine unglückliche Liebesgeschichte ist.
Ich habe gelesen, dass viele diese Romanze nicht überzeugt hat, doch ich fand sie süß und unschuldig.
Der junge Haymitch ist ein sympathischer und interessanter Charakter, aber bei weitem nicht so faszinierend wie Snow. Da ist seine Tribut-Partnerin Maysilee wesentlich beeindruckender und der heimliche Star des Romans.
Was mich auch gestört hat: Er wird mehrfach gewarnt, dass sein aufmüpfiges Verhalten Konsequenzen hat. Dennoch lässt er sich immer wieder zu solchen Aktionen hinreißen. Dass dies Folgen für seine Lieben haben könnte, registriert er erst, als es bereits zu spät ist.
Natürlich brauchen wir diesen rebellischen Helden für die Geschichte. Aber dann hätte ich es besser gefunden, es hätte keine Warnungen für ihn gegeben, denn so wirkte er wie ein gedankenloser Dummkopf und das ist schade.
Leider konnte ich ihn auch am Ende nicht mit dem späteren Haymitch in Verbindung bringen. Viele von uns haben die ikonische Darstellung von Woody Harrelson mit seinem zynischen Humor im Kopf, aber das kommt hier einfach nicht rüber.
Was auch viele nicht mochten, sind die ganzen bekannten Namen. Aber ich liebe sowas! Es gibt ein „Wiedersehen“ mit bedeutenden Figuren, wir lernen die Eltern bestimmter Charaktere aus der Trilogie kennen und auch die Covey um Lucy Gray spielen keine unwesentliche Rolle. Auch wenn ich zugeben muss, dass es an einigen Stellen mit der Logik hapert und man arg merkt, dass hier im Nachhinein etwas dazugeschustert wurde.
Was ich mochte, war das Design der Arena. Wunderschön wie aus einem Märchen, aber mit einem bösen Twist. Die Fallen und Mutationen fand ich richtig kreativ und interessant, aber auch sehr grausam. Es werden Kinder auf brutalste und qualvolle Weise ermordet. Da stockt einem schon manchmal der Atem. Aber das sind die Hungerspiele.
Ein weiterer Kritikpunkt ist für mich die Länge des Buches. Ich habe es gleich gemerkt, als ich das Buch das erste mal in die Hand nahm. 200 Seiten dünner als der Vorgänger und das bei solchen umfangreichen Hungerspielen? Der Roman kommt auch nur langsam in Fahrt, die Hungerspiele haben vielleicht gerade noch so eine angemessene Länge, aber vor allem das Ende wird viel zu schnell abgehandelt. Die vielen Liedtexte und Gedichtzeilen machen es nicht besser, ich war irgendwann nur noch genervt davon. Im Film kommt das bestimmt wieder toll rüber, aber im Buch brauche ich das nicht so ausgedehnt.
Das Ende ist niederschmetternd, wie erwartet. Man bleibt mit einem sehr unbefriedigten Gefühl zurück, man fühlt sich scheußlich. Und man fragt sich, auch wenn es unterhaltsam war, ob man wirklich ein Buch braucht, dessen traumatischen Ausgang man bereits kennt.
Für mich ein etwas schwächerer Ableger, aber dennoch die Reise wert.