Cover des Buches Die Tribute von Panem - Tödliche Spiele (ISBN: 9783841501349)
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Rezension zu Die Tribute von Panem - Tödliche Spiele von Suzanne Collins

Starker Auftakt einer verdient gehypten Reihe

von Evanesca vor 7 Jahren

Kurzmeinung: Ein erschreckend real geschriebenes Buch.

Rezension

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Evanescavor 7 Jahren

Ich habe zufällig vor einigen Monaten den Film gesehen – davor hatte ich wegen des Hypes einfach kein Interesse an dem Buch – und fand ihn unglaublich gut. Die ganze Zeit fragte ich mich, wie das wohl als Buch aussehen mag… und als ich die Möglichkeit bekam, mir das Buch in der Bücherei auszuleihen, musste ich es mir einfach schnappen. Das ist also einer der wenigen Fälle, in denen ich zuerst den Film gesehen und dann das Buch gelesen habe.
Ironischerweise habe ich diesen seltenen Ausrutschern bisher meine wertvollsten Leseerfahrungen zu verdanken und „Panem“ gehört definitiv dazu.
Ich wusste bereits, was (grob) passiert. Entsprechend habe ich nicht auf Spannung gelesen. Aber ich hatte an sehr vielen Stellen im Film Fragen – wie ist der Hintergrund zu X? Woher weiß Katniss, dass Y? Wieso sehen die Menschen im Kapitol alle so schräg aus? Und die wurden für mich im Buch sehr zufriedenstellend gelöst und obwohl ich wusste, wie es ausgeht, fand ich es unglaublich spannend, es zu lesen, statt es einfach nur zu sehen. Der Mitfühleffekt war wesentlich stärker.
Und zum Glück lag der Film lang genug zurück, sodass ich den Leuten beim Lesen größtenteils meine eigenen Gesichter geben konnte, statt mit den Filmgesichtern zu leben.
Die von Vielen bemängelte Liebesgeschichte fand ich in dem Zusammenhang nicht störend oder übertrieben, sondern im Figurenkontext interessant aufgelöst.

Cover:

Ich liebe die deutschen Buchcover der Reihe, da bin ich ehrlich. Das Grün, das Auge halb zwischen den Blättern verborgen, hat etwas Geheimnisvolles und passt sehr gut zum Inhalt, da Katniss sich ja sehr viel zwischen den Blättern versteckt in diesem Band.
Der Kontrast, den die knallroten Bluttropfen auf den Blättern bilden, ist sehr eindringlich und signalisiert sofort Gefahr. Wer den Inhalt kennt, kann all diese Bildsymbole der Handlung zuordnen.
Mein Exemplar stammt aus einer Bibliothek und war ein Hardcover, das sehr oft ausgeliehen wird. Man sieht dem Buch die Beanspruchung allerdings kaum an.

Inhalt:

In diesem Band erfährt man noch nicht so viel über die Romanwelt an sich – in den Grundzügen weiß man, dass Kriege und Naturkatastrophen dazu geführt haben, dass aus der heutigen USA der wesentlich kleinere und ärmere Staat Panem wurde – und wie sich nach einem Aufstand das Kapitol an den Distrikten gerächt hat.
Als besonders grausame Strafe für die Distrikte wurden die Hungerspiele eingeführt, für die die Distrikte jeweils einen männlichen und einen weiblichen Jugendlichen stellen müssen. Wer noch keine 12 ist, ist fein raus – wer bereits 18 ist und nicht gezogen wurde, hat Glück gehabt, denn je älter man wird, desto mehr Lose werden in den Topf geworfen.
Außerdem kann man sich – da in den Distrikten permanent Hunger und Not herrscht – gegen zusätzliche Lose einige knapp bemessene zusätzliche Lebensmittel leisten.
Panem ist dazu auch noch eine streng durchstrukturierte Diktatur, sodass jedes Verhalten außer der Norm – vom Fernbleiben bei den Fernsehübertragungen bis hin zum Wildern – drakonisch bestraft wird. Das Leben ist gefährlich.
Dennoch, es passt alles überraschend gut zusammen und nichts wird beschönigt. Gewalt ist grausam, Gewalt ist tödlich, Verwundungen sind sehr gefährlich und ein Terrorregime ist ungerecht und niederdrückend.
Ich fand das System der Hungerspiele auch sehr gut und plausibel erklärt – und durch die sachlichen Welterklärungen, durch die man weiß, dass Katniss gefühlte 500 Lose in der Trommel hat und Prim nur ein Einziges, erhalten die Ereignisse eine besondere Tragik.
Es tut regelrecht weh, zu lesen, wie dieses kleine, tapfere Mädchen so viel Pech hat, bei nur einem Los gleich bei der ersten Ernte gezogen zu werden.
Doch, der Inhalt und die gesamte Welt drumherum gefielen mir wirklich sehr gut – ich fand keine Logikfehler (die mich gewaltig aus dem Lesefluss zu bringen pflegen, da ich dann erstmal ein paar Stunden grübeln muss) und die Atmosphäre passte zum Inhalt.

Sprache:

Hach ja, hier wurde man schon im Vorfeld ja lang und breit darauf hingewiesen, wie ungewöhnlich es ist, dass der Roman im Präsens geschrieben ist und diskutiert, ob das in Ordnung ist und überhaupt und sowieso.

Panem ist nicht mein erstes im Präsens geschriebenes Buch, aber in meinen Augen eins, bei dem ich das Gefühl hatte, dass der Stilbruch wirklich relevant ist (während ich bei einem im Präsens gehaltenen Krimi oft keinen Unterschied gemerkt hätte) und die Unmittelbarkeit sehr stark betont.

Das Buch wird auf diese Weise sehr, sehr eindringlich und dringt direkt bis unter die Haut vor. Mir persönlich hat das sehr gut gefallen und bei den Folgebänden sieht man auch, wie toll es sich mit diesem Stil weiterarbeiten lässt.

Fazit:

Ich bin wirklich, wirklich froh, dass ich mich vom Hype nicht abschrecken ließ und die Reihe für mich entdeckt habe. Ein Jugendbuch, bei dem ich glaube, dass es möglichst viele Jugendliche und Erwachsene lesen sollten – denn die Themen „Überwachungsstaat“, „Zensur“, „Gewalt“ sind heute aktueller denn je.

Auch als Twen kann man die Reihe genießen und sehr viel Erschreckendes über den aktuellen Zustand der Gesellschaft erfahren.

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