Sveinung Mikkelsen

 3,8 Sterne bei 4 Bewertungen

Lebenslauf

Sveinung Mikkelsen, geboren 1982, ist Schriftsteller und arbeitet als Journalist fürs Fernsehen. Er hat bereits Romane in Norwegisch und Englisch geschrieben, Die Frauen der Diktatoren ist sein erstes Sachbuch. Bei Twitter schreibt er unter @sveinungmikkel.

Quelle: Verlag / vlb

Alle Bücher von Sveinung Mikkelsen

Cover des Buches Die Frauen der Diktatoren (ISBN: 9783959723817)

Die Frauen der Diktatoren

 (4)
Erschienen am 12.05.2020

Neue Rezensionen zu Sveinung Mikkelsen

Cover des Buches Die Frauen der Diktatoren (ISBN: 9783959723817)
Viv29s avatar

Rezension zu "Die Frauen der Diktatoren" von Sveinung Mikkelsen

Oberflächlich, unstrukturiert und flapsig
Viv29vor 2 Jahren

Das Buch wirft einen Blick auf das Eheleben und/oder erotische Leben von achtzehn Diktatoren. Wer durch den Titel erwartet, einen tieferen Einblick in die Gemüter der Frauen an deren Seite zu bekommen, wird zumindest teilweise enttäuscht werden. Tiefgängig ist hier sehr wenig und es geht auch nicht primär darum, diese Frauen kennenzulernen und genauer zu betrachten. Jedes der achtzehn Kapitel ist einem Diktator gewidmet. Eine Unterteilung in fünf Bereiche (Faschisten, Kommunisten, historisch weiter zurückliegend, Asien, Entwicklungsländer) ist keine schlechte Idee, damit hat es sich mit der Struktur aber auch weitgehend. Juan Perón, dessen Geschichte hier hervorragend hineingepasst hätte, fehlt seltsamerweise.

Die Kapitel sind vom Stil, Informationswert und Inhalt sehr unterschiedlich. Manche sind flach, kolportieren Klatschgeschichten oder gleichen einer persönlichen Abrechnung (professionelle Distanz oder sachlich geäußerte Kritik ist keine Stärke des Autors). Andere liefern historisch interessante Informationen. Fast alle verzichten darauf, die Lebensdaten der erwähnten Frauen zu nennen, ihre Herkunft zu schildern oder zu berichten, wo sie „ihre“ Diktatoren kennenlernten oder mit ihnen zusammenfanden. Meistens sind die Frauen einfach plötzlich da oder es gibt zur ersten Begegnung Informationen wie beim Paar Marcos: „Sie befanden sich in der Kantine.“ Wann, in welcher Kantine, wie alt sie waren, welche politische Phase es in Marcos’ Leben war – all das wird nicht erwähnt. Das ist einer der beiden Hauptkritikpunkte an diesem Buch: es fehlen ständig Informationen, Zusammenhänge werden kaum oder nicht erklärt, es gibt irritierende Zeitsprünge in beide Richtungen, häufig wirkt der Text ungeordnet, als ob der Auto einfach seine Notizen schnell heruntergeschrieben hätte. Manche Kapitel behandeln nur einzelne Episoden. So ist das Kapitel über Assad fast ausschließlich den Shopping-Mails seiner Frau gewidmet, im Kapitel über Gaddafi kommt dessen zweite Ehefrau, mit der er über vierzig Jahre verheiratet war, nur in einer Nebenbemerkung vor. Lieber wird in aller Ausführlichkeit sowohl bei Gaddafi wie auch bei Kim jeweils ein einziges Interview über ihre Ausschweifungen nacherzählt. Das wirkt häufig unprofessionell, ebenso wie viele der Quellenverweise. Besonders enttäuschte mich, dass wir vom Charakter der Frauen so gut wie nie etwas erfahren und genau das wäre doch interessant gewesen. Der Autor genießt es zwar, unpassende oder grausame Handlungen zu berichten (gerne auch mal mit dem Hinweis: „Sie war so dumm, dass ...“), seelische Einblicke aber gibt es kaum. So hat das Ganze etwas von einem Boulevardmagazin. Dass in den Quellenverweisen auch meistens nur auf eine Quelle pro Kapitel verwiesen wird, erweckte in mir zudem den Eindruck eines reinen Nacherzählens anstatt sorgfältiger Recherche. Bei vielen Kapiteln war ich über den geringen Informationsgehalt enttäuscht (auch der Werdegang der jeweiligen Diktatoren sollte einem besser vorher bekannt sein, hier erfährt man dazu nicht viel) und in den meisten Fällen hätte ich aus einem Wikipedia-Eintrag zur Person mehr erfahren (das kann ich sicher sagen, weil ich offene Fragen dort dann oft nachsehen musste).


Die andere Schwachstelle ist der Schreibstil. Der Autor schreibt betont flapsig, wirft gerne gewollt „witzige“ Bemerkungen in Klammern ein (für ein Sachbuch völlig fehl am Platz), bedient sich Begriffen wie „supernett“ (Beschreibung eines Botschaftsmitarbeiters) oder Ausdrücken wie „Sie war zu allen eklig“ (über Elena Ceaușescu), so dass man denkt, man würde gerade den Blogeintrag eines Teenagermädchens lesen. Die Übersetzung hält mit dem schlechten Schreibstil mit, es gibt zahlreiche falsche Begriffe und Satzstellungen. Ob nun Autor oder Übersetzerin den Unterschied zwischen Antisemit und Rassist sowie zwischen weltgewandt und raffiniert nicht kennen, erschließt sich mir nicht, jedenfalls wurden sowohl „Rassist“ wie auch „raffiniert“ im falschen Zusammenhang benutzt. Interessanterweise gibt es aber auch zahlreiche wirklich schön geschriebene Passagen (und Kapitel mit etwas mehr Tiefe), die zeigen, dass das Buch Potential gehabt hätte. Für diese und dafür, dass man durchaus allerlei erfährt, wenn eben auch auf recht flachem Niveau, gibt es ganz knappe drei Sterne. Hier wurde eine gute Idee verschenkt.

Cover des Buches Die Frauen der Diktatoren (ISBN: 9783959721158)
Sikals avatar

Rezension zu "Die Frauen der Diktatoren" von Sveinung Mikkelsen

Frauen an der Macht
Sikalvor 6 Jahren

„Gute Klatschgeschichten sind nicht nur unterhaltsam, sondern auch aufschlussreich, insoweit es berechtigten Grund zu der Annahme gibt, dass sie wahr sind.“

 

Inwieweit sich die Geschichten rund um die Frauen in dem Buch von der Wahrheit abheben, lässt sich nicht immer genau feststellen. Vieles ist Klatsch, vieles Überliefert und manches etwas „angepasst“. Unterhaltsam sind sie allemal.

 

Der Autor teilt das Buch in fünf Gruppen ein, in denen wiederum in kleineren Kapiteln jedem Diktator und seiner Frau bzw. Frauen ein Abschnitt gewidmet ist.

Sieg Heil

Europa, du Rotes

Vor unserer Zeit

Östlich von Eden

Die Problemkinder der Entwicklungsländer

 

Viele Frauen sind uns gut bekannt, manche waren für mich Neuland. Immer wieder stellt sich die Frage, warum um alles in der Welt sich Frauen gerade für diesen einen Mann entschieden haben … Natürlich waren Massenmörder nicht immer zu Hause die brutalen Monster, doch bei vielen stand Gewalt und Demütigung an der Tagesordnung.

 

Vielfältige Beziehungen werden hier vorgestellt: Eva Braun, deren blindes Vertrauen zu Hitler gerade in der jüngeren Geschichte herausragend war und die ihm ohne mit der Wimper zu zucken in den Tod folgte. Oder Mi-hyangs Beziehung zu Nordkoreas Diktator Kim Jong-il (geb. 1941), die im „Genussschwadron“ arbeitete bevor sie nach Südkorea flüchtete und ihre Geschichte erzählte. Aber auch Jiang Qing wird erwähnt, eine der mächtigsten Frauen in der Geschichte Chinas und Ehefrau von Mao Zedong. Auch die hübsche Frau und Modeikone Asma al-Assad findet Erwähnung – wie wird ihr Leben noch verlaufen …

 

Nicht immer geht es um die Ehefrauen, in vielen Porträts wird der jeweilige Diktator in den Fokus gestellt und die Frauen (Sklavinnen, Mätressen, Freundinnen, …) ranken sich um ihn – den Mittelpunkt der Macht. Vermutlich ist es auch nicht möglich, die Frauen ohne ihren jeweiligen Partner wahrzunehmen.

 

Der Autor Sveinung Mikkelsen schreibt flüssig, die Geschichten lesen sich leicht – wenn auch viele Schrecklichkeiten der jeweiligen Diktatoren (und auch der Frauen) erwähnt werden. Nicht alle Porträts entsprechen ganz der Realität, hierzu gibt es zu wenig historisches Material und man weiß, wie viel durch Überlieferungen oder Propaganda verfälscht wird.

Trotzdem habe ich viele Geschichten gerne gelesen und viel Neues erfahren.

Cover des Buches Die Frauen der Diktatoren (ISBN: 9783959721158)
Bellis-Perenniss avatar

Rezension zu "Die Frauen der Diktatoren" von Sveinung Mikkelsen

Einflussreiche Frauen - Brutale Männer
Bellis-Perennisvor 6 Jahren

»Hinter jedem erfolgreichen Mann steht eine starke Frau.« 

Dieser Volksweisheit versucht Autor Sveinung Mikkelsen auf den Grund zu gehen. Ist das wirklich so? Was davon ist Wahrheit, was Fiktion oder Selbstdarstellung? 

In fünf großen Gruppen stellt der Autor Diktatoren und ihre Frauen vor:  

1. Sieg Heil

2. Europa, du Rotes

3. Vor unserer Zeit

4. Östlich von Eden

5. Die Problemkinder der Entwicklungsländer 

In jeder Gruppe sind Frauen, die wir gut oder weniger gut kennen zu glauben. Vieles ist überliefert, einiges aus der Klatschpresse und manches bewusst lanciert. 

Die Bandbreite ist groß: Vom schmückenden Beiwerk (Asma al-Assad) bis zu machthungrigen Furie (Jiang Qing, die Gefährtin Maos). War Eva Braun wirklich nur ein blondes Dummchen, oder hat sie Hitler beeinflusst?  

Macht macht sexy? – Ist das der Grund warum sich viele Frauen zu Diktatoren hingezogen fühlen?  

Nicht über alle Frauen gibt es wirklich gesicherte Quellen. Was die Familie Kim so treibt, ist ein gut gehütetes Geheimnis – hier bleibt dem Autor wenig mehr als Klatsch und Spekulation. Auch das Liebesleben von Caligula und Nero bis hin zu Iwan dem Schrecklichen ist kaum wahrheitsgetreu dokumentiert. Hier haben Zeitgenossen eher Propaganda für oder gegen diejenige betrieben. Manches ist selbst inszeniert 

Auffallend ist, dass die Qualität der Porträts unterschiedlich gelungen ist. In den Kapiteln eins und zwei scheint es die am besten historisch fundierten Quellen zu geben.  

Meistens steht der Diktator im Mittelpunkt. Der Einfluss der Frauen, seien es Ehefrauen, Geliebte, Weggefährtinnen oder Sexsklavinnen lässt sich schwer abschätzen. 

Es ist schwierig ein Porträt dieser Frauen ohne den Mann an ihrer Seite darzustellen.  

Viele ziehen nach dem Machtverlust ihres „Mannes“ den eigenen Tod vor (Eva Braun). Elena Ceausescu und Clara Petacci sterben an der Seite des Diktators. Maos Witwe geht als Mitglied der legendären „Viererbande“ in die Geschichte ein.  

"Gute Klatschgeschichten sind nicht nur unterhaltsam, sondern auch aufschlussreich, insoweit es berechtigten Grund zu der Annahme gibt, dass sie wahr sind". (S.5)  

Dieses Statement von Prof. Oystein Sorensen trifft den Nagel auf den Kopf. Das ist gleichzeitig das Dilemma des Autors und die Faszination, sich mit den Frauen der Diktatoren zu beschäftigen. 

Dem Autor gelingt es, das Interesse an dem einem oder anderen ungleichen Paar zu wecken.

Der Schreibstil ist leicht und flüssig, auch wenn sich z.B. die Vernehmungsprotokolle mit Elena Ceausescu alles andere als amüsant lesen. 

Bleibt nur abzuwarten, was aus Asma al-Assad wird, wenn Bashir nicht mehr der Diktator von Syrien ist. 

Fazit: 

Trotz stellenweiser schwieriger Faktenlage durchaus glaubwürdig.  Gerne gebe ich 4 Sterne.


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