Rezension zu "Leben bis zuletzt" von Sven Gottschling
Irgendwann 2018 habe ich in der ARD Mediathek einen Beitrag über chronische Schmerzen gesehen. Prof. Gottschling war als Gast geladen und hat u. a. Fragen zum Thema der Sendung beantwortet.
Seine Sicht hat mir damals ebenso gefallen wie seine souveräne und uneitle Herangehensweise. Bis zu diesem Zeitpunkt war mir nicht klar, daß es auch SOLCHE Ärzte geben kann.
(Diese Tatsache und seine Ausführungen haben mich damals übrigens dazu gebracht, wieder Anlauf zu nehmen. Er hatte mir den Impuls geliefert, nicht weiter Ibus zu nehmen. Mich angespornt, meine PraxenOdyssee fortzusetzen und nach laaaaaanger Zeit endlich eine Diagnose zu bekommen.)
Gottschling war mir also schon durch die Sendung bekannt. Als Autor in "Leben bis zuletzt" berichtet er von „der anderen Seite“: von der Seite der Wissenden. Er versucht mit diesem Buch, Laien wie mir Krankheit, Sterben, Tod und das Drumherum näher zu bringen.
Für mich stellen diese Punkte keine Tabus dar. Ich gehöre damit wohl zu den „Planern“, besitze eine Patientenverfügung, habe mich also mit der Materie bereits auseinandergesetzt. Das Ebook hat trotzdem meine Neugier geweckt. Die Möglichkeit, mich nochmal in aller Ruhe und ohne Dringlichkeit mit diesen Dingen zu befassen, wollte ich mir nicht entgehen lassen.
Gottschling schildert u. a. Sterbeprozesse, informiert über den Stand der Palliativmedizin, verwendete Medikamente und ihre Darreichungsformen und bezieht Stellung zu ethischen Fragen.
Mir hat er z. B. durch seine Darstellungen einen differenzierteren Blick auf die Sterbehilfe ermöglicht. Auch meine gefasste Meinung zu Lebenszeit und –qualität hat sich durch seine Berichte gewandelt.
Sein Buch war im Ganzen hilfreich, von der ersten bis zur letzten Seite. Es hat mich sehr dabei unterstützt, Situationen und Umstände, die ich vorher aus Angst und Unwissenheit heraus anders bewertet habe, neu zu durchdenken.
Aus jedem Kapitel ist zu lesen, welches Engagement und wieviel Herzblut Gottschling in seine Arbeit steckt.
Man kann es sich nur wünschen und hoffen: Möge die Macht eines Palliativmediziners wie Gottschling mit jedem Sterbenden sein.