Rezension zu "Die Nacht ist Leben: Autobiographie" von Sven Marquardt
Nachdem das Buch ausgiebig in Szenemagazinen und über die Social Media beworben wurde, habe ich schnell beschlossen, das Buch zu lesen.
Viele Leute, die den nun als ehemalige "DDR-Boheme" bezeichneten Szenen (Betonung im Plural) angehört haben, haben sich im letzten Jahrzehnt dazu entschlossen, eine Biografie/ein biographisches Werk zu veröffentlichen. Musiker wie André Greiner-Pol, Feeling B (jetzt Rammstein) verschriftlichten bereits besondere Momente ihres Lebens. Auch Bücher zur Betrachtung des subkulturellen Berlins vor und direkt nach der Wende ("Durchgangszimmer Prenzlauer Berg", "Die ersten Tage von Berlin",...) erscheinen gerade en masse.
Auch der Fotograf Sven Marquardt ist da keine Ausnahme. Bereits der Titel kann als Motto des nun folgenden und auch des Lebens Marquardts gewertet werden. Ehrlich und unverschnörkelt zeigt er dem Leser einige ausgewählte Abschnitte seines Lebens, die ihrer Form so in einigen Biographien von Bluesern, Punkern, Prenzlauer Berg Literaten und schaffenden Künstlern zu finden sind: Drogen, Psychotische Episoden, Stasi-Begegnungen... Gezeigt wird ein vielseitiges Leben in Mitten der scheinbar einzigen Stadt, die eben eine solche Biographie zulässt. Auch die Zeit schreibt eindeutig an solchen Lebensgeschichten mit.
Die Stasi sei in diesen Kreisen zwar (all)gegenwärtig gewesen, habe aber nie sein Leben und seine Entscheidungen bestimmt. Mit dieser Ansicht steht Marquardt den Vielen entgegen, die in ihren Biographien Frust ablassen und eben das Gegenteil für ihr Leben gesehen haben. Dementsprechend nimmt dieser Aspekt auch fast erstmals in solch einer Biografie einen weit untergeordneten Stellenwert ein. Vielmehr wird von Liebe und Leben, eben im Sinn von ICH LEBE!, erzählt, erfrischend nach all dem Frust!
Das Buch lädt kurzweilig zum Staunen und für Einige zum Zurückerinnern ein. Vielleicht kein Werk von monumentaler Bedeutung für die Aufarbeitung der Soziologie der Wende, aber dennoch interessant zu lesen.