Rezension zu Deutsche Soldaten und ihre Feinde von Sven O. Müller
Rezension zu "Deutsche Soldaten und ihre Feinde" von Sven O. Müller
von Sokrates
Rezension
Sokratesvor 12 Jahren
Sven Oliver Müller beschäftigt sich in seinem Buch mit dem Phänomen des Nationalismus bzw. der Nationalvorstellung mit dem Schwerpunkt im Nationalsozialismus. Wie entstand das nationale Selbstbild, wie wurde es trotz Kriegserfahrung und Kriegsverluste aufrechterhalten, wie wurden stereotype Feindbilder produziert und immer wieder erneuert? Wie gelang nationale Propaganda und funktionierte sie überhaupt? Für Interessierte der nationalsozialistischen Ideologie ist dieses Buch sehr empfehlenswert. Empfehlenswert ist es vor allem deshalb, weil sich Müller insbesondere damit beschäftigt, wie ambivalent sich doch die Entstehung von Feindbildern und Volksmeinung gestaltete; wie undeutlich gesellschaftliche Schichten einem politischen Rollenbild zugeordnet werden können und wie gering die Reichweite bestimmter stereotyper Vorstellung eigentlich war. Umso interessanter ist, warum nationalsozialistisches Gedankengut bzw. seine Reichweite wirken konnte, wie weit es von der Gesellschaft zumindest passiv mitgetragen wurde, wie groß der Handlungsspielraum der Herrschenden bei einem so passiven Volkswillen war. Die Mischung aus Vielerlei, also nachvollziehbaren und nicht nachvollziehbaren Bedingungen ist gerade das, was erschrickt, wenn man sich die Wirkweise des Nationalsozialismus ansieht und wie scheinbar einfach er Volksmassen mobilisieren und Kriege sowie Völkermord anzetteln konnte.