Cover des Buches Gute Aussichten für morgen (ISBN: 9783938060261)
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Rezension zu Gute Aussichten für morgen von Sven Plöger

Rezension zu "Gute Aussichten für morgen" von Sven Plöger

von *Wölkchen* vor 15 Jahren

Rezension

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*Wölkchen*vor 15 Jahren
„Klimawandel, achje, bleib mir bloß weg mit dem Thema… da hab ich keine Lust, mir darüber Gedanken zu machen, ändern kann man’s ja eh nicht, außerdem wer weiß schon, was wirklich passiert, vielleicht wird’s nicht so schlimm, und selbst wenn, ich erleb das ja eh nicht mehr….“ Das ist bei vielen wohl die erste Reaktion, wenn das Thema Klimawandel angesprochen wird. Zugegeben, auch ich hatte schon ab und an solche Gedanken im Hinterkopf. Verdrängung wegen vermeintlicher Machtlosigkeit. Dieser Haltung möchte Sven Plöger mit seinem Buch entgegenwirken. Durch eine leicht verständliche, aber nicht vereinfachte Darstellung der verschiedenen, komplexen Vorgänge, die das Klima bestimmen, möchte er bei der breiten Bevölkerung Verständnis und fundiertes Wissen schaffen. Im nächsten Schritt soll dieses Wissen zu einer optimistischen Grundhaltung führen, die den Klimawandel als unabdingbar anerkennt, aber bereit zu aktivem Handeln ist, um die Auswirkungen minimal zu halten und durch eine Vorreiterrolle bei neuen Technologien sogar noch davon zu profitieren. Er möchte also ein positives Bild schaffen, dass den zahlreichen Horrorszenarien, wie sie häufig auf den Titelblättern nicht nur der Boulevardpresse zu finden sind, entgegensteht – eben „Gute Aussichten für morgen“. Hierzu räumt er erst einmal mit den zahlreichen Vorurteilen, Aberglauben, Vereinfachungen und falschen Darstellungen, die sich rund um den Klimawandel ranken, auf. Bei Aussagen wie „Der Sommer war so heiß, da haben wir ihn, den Klimawandel“ ist es für Plöger Zeit, eines seiner häufigen „Halt, stopp, langsam“-Aussprüche einzuwerfen. Er erklärt den Unterschied zwischen Wetter und Klima, beschreibt die zahlreichen Wechselwirkungen der klimatischen Vorgänge und zeigt damit auf, dass Ursache und Wirkung oft eben nicht so leicht darzustellen sind, wie es uns oft suggeriert wird. Auch warnt er davor, nur Teilaspekte zu betrachten, weil so zwangsläufig ein verzerrtes Bild die Folge ist. Plögers Ausführungen zu den diversen Vorgänge, die unser Klima beeinflussen, sind klar und auch für den Laien leicht verständlich. Sicherlich, jedes Detail wird man sich nicht merken, aber man nimmt von der Lektüre ein Grundverständnis mit, dass es einem ermöglicht, vereinfachte Darstellungen beispielsweise in der Presse kritisch zu betrachten. Im zweiten Teil geht Plöger auf die Rolle der Lobbyisten und der Medien ein. Er kritisiert das mangelnde Sachverständnis und die damit einhergehende unzureichende Darstellung des Themas in der Öffentlichkeit. Insbesondere von den Journalisten wünscht er sich einen stärkeren Austausch mit den Klimaforschern, damit das Thema fundiert und ohne Panikmache für die breite Öffentlichkeit aufbereitet werden kann. Im letzten Teil behandelt Plöger die Chancen und Möglichkeiten, die sich seiner Meinung nach für uns mit dem Klimawandel ergeben. Er plädiert für gute Information und daraus resultierendes schnelles Handeln. Dies aus zweierlei Gründen: Um mit dem Klimawandel positiv leben zu können, darf er nicht zu dramatisch ausfallen, sonst werden die Grenzen der Anpassung erreicht (deren Problem vor allem in der Kürze der Zeit liegt, Anpassung über einen langen Zeitraum hinweg ist weniger problematisch), sprich wir müssen jetzt beginnen, entsprechende Maßnahmen zu ergreifen, damit der Klimawandel so gering wie möglich ausfällt. Zum zweiten ist ein schnelles Handeln nötig, um bei der Nutzung und Bereitstellung von neuen Technologien eine Vorreiterrolle einzunehmen, was schon rein aus ökonomischen Gesichtspunkten sehr erstrebenswert wäre. Überhaupt ist für Plöger ökonomisches Denken DER Motivationsgrund schlechthin: Die Politik muss die passenden Rahmenbedingungen schaffen, damit klimaschädliches Handeln zu teuer wird. Erst wenn es billiger kostet, dem Klima nicht zu schaden, wird ein Umdenken und ein dementsprechendes Handeln einsetzen. Ich muss zugeben, dass ich mir von diesem letzten Abschnitt, also von den positiven Aussichten, etwas mehr erwartet hätte. Wirklich viel Neues war da nicht dabei. Plöger verzichtet in seinem Buch auf eine abgehobene, unverständliche Fachsprache, was ich sehr gut finde. Dennoch war mir seine Sprache manchmal etwas zu einfach, zu lapidar, zu flapsig. Häufig streut er vermeintlich lustige Vergleiche oder Feststellungen ein, um das Thema aufzulockern. Mich hat das eher gestört. Am Ende des Buches gibt Plöger eine Zusammenfassung der Thematik, für alle, die nicht Zeit haben, das ganze Buch zu lesen (wenn ich allerdings vorhabe, nur diese paar Seiten zu lesen, lege ich mir doch nicht extra das Buch zu?) oder für diejenigen, die noch einmal eine kompakte Zusammenfassung des Gelesenen haben wollen. Eine gute Idee, allerdings wären hier Seitenangaben als Verweise zu den entsprechenden Kapiteln nützlich gewesen. Schön wäre auch ein Stichwortverzeichnis, so dass man nicht erst lange blättern muss, wenn man noch einmal etwas nachlesen möchte. Alles in allem fand ich Plögers Buch eine gute, umfassende, differenzierte und verhältnismäßig spannende Darstellung des Themas. Für alle zu empfehlen, die sich noch nicht tiefgehend mit der Thematik beschäftigt haben, aber einen Anfang machen wollen. Ein wichtiges Buch, dem ich viele Leser wünsche!
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