Rezension zu "Fake Metal Jacket" von Sven Recker
Peter Larsen ist gefeierter Kriegsreporter. Er ist ganz nah dran an den Krisenherden und berichtet von Flüchtlingen, Schleusern und interviewt sogar Terroristen. Er weiß, wie moderner Journalismus geht, veröffentlicht Handyvideos und Neuigkeiten auf Facebook. Doch alles ist Fake. Die Landschaften sind nicht im Irak oder Syrien, sondern in Brandenburg, gemischt mit Bildern und Videos aus dem Internet. Larsen weiß, wie man die Erwartungen an moderne Berichterstattung bedient. Doch Larsen kommen Skrupel und er droht aufzufliegen. Also nutzt er die Chance, um sich erst einmal abzusetzen und die attraktive Cousine seines Komplizen aus Syrien heraus nach Deutschland zu holen. Und plötzlich ist er mittendrin und soll genau das tun, was er schon die ganze Zeit getan hat: Fake News, aber für die falsche Seite ...
"Fake Metal Jacket" hat mich gut unterhalten, während es gleichzeitig ein hochaktuelles Thema aufgegriffen hat und zum Hinterfragen des aktuellen Journalismus anregt. Gerade im Zuge der Spiegel-Fälschungsaffäre macht dieses Buch einen starken Eindruck, denn es wirft die Frage auf, ob nicht auch die Konsumenten mit Schuld tragen daran, welche Art des Journalismus und des Narrativs von Journalisten gefordert wird. Wollen wir wirklich gut recherchierte Fakten oder emotionale Geschichte und verdaulichen, multimedialen Häppchen? Auf knapp 130 Seiten hat mich der Autor sowohl mit nach Brandenburg als auch nach Syrien genommen. Geradezu humorvoll und Staunen machend wird dargestellt, wie leicht es ist, Geschichten und Nachrichten zu fälschen und welche mitunter sehr originelle Ideen Larsen kommen.
Stilistisch ist das Buch ebenfalls etwas moderner, besteht aus kurzen Sätzen, Gedankenfetzen und Impulsen. Hat man sich daran gewöhnt, ist es gut und flüssig zu lesen und aufgrund eines roten Fadens und einer Storyline innerhalb kürzester Zeit weggelesen, ohne leichte Lektüre zu sein. Für mich wurde hier ein hochaktuelles Thema innovativ umgesetzt und mich gleichzeitig glauben lassen, dass es genau so passieren könnte oder vielleicht sogar schon passiert ist.